IW-Experte Thomas Obst
Die Gewinner und Verlierer der Corona-Krise
Thomas Obst ist Experte für Auslandskonjunktur und makroökonomische Modellierung beim IW Köln. Foto: IW Köln
Obwohl die Corona-Krise noch nicht ganz überwunden ist, erholt sich die Weltwirtschaft. Zwischen einzelnen Ländern gibt es jedoch große Unterschiede, sagt IW-Experte Thomas Obst.
Die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat viele Beobachter aus Politik und Wissenschaft überrascht. So folgte etwa der Welthandel einer V-Entwicklung und lag im November 2020 bereits wieder über dem Vorkrisenniveau. Die USA erreichten im Frühjahr 2021 ebenfalls ihr Vorkrisenniveau beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Euroraum erst Ende 2021. Länder wie Deutschland, Portugal, Spanien oder Japan haben jedoch noch deutlichen Aufholbedarf.
Gerade in Deutschland haben die Omikron-Variante und die damit verbundenen Maßnahmen, aber auch die Angebotsengpässe in Schlüsselbranchen wie der Autoindustrie die Wirtschaft erneut stark getroffen....
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat viele Beobachter aus Politik und Wissenschaft überrascht. So folgte etwa der Welthandel einer V-Entwicklung und lag im November 2020 bereits wieder über dem Vorkrisenniveau. Die USA erreichten im Frühjahr 2021 ebenfalls ihr Vorkrisenniveau beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP), der Euroraum erst Ende 2021. Länder wie Deutschland, Portugal, Spanien oder Japan haben jedoch noch deutlichen Aufholbedarf.
Gerade in Deutschland haben die Omikron-Variante und die damit verbundenen Maßnahmen, aber auch die Angebotsengpässe in Schlüsselbranchen wie der Autoindustrie die Wirtschaft erneut stark getroffen. Zwei Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Krise ist es an der Zeit, einen Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in den (fortgeschrittenen) Volkswirtschaften zu werfen. Um die Unterschiede möglichst gut herauszukristallisieren, werden sieben Indikatoren – BIP, Inflation, Arbeitslosenrate, verfügbare Haushaltseinkommen, Investitionen, Schuldenstandsquote und Aktienindizes – für 19 ausgewählte OECD-Staaten zusammengestellt.
Diese Idee basiert auf einem Beitrag aus The Economist (2022). Der vorliegende Beitrag profitiert von aktualisierten Daten und umfangreicheren Indikatoren als Vergleichsmaßstab. Hierzu werden die Veränderungen (prozentual oder absolut) zu jeder Messgröße jeweils zwischen dem Vorkrisenniveau (viertes Quartal 2019) und dem aktuellen Rand (überwiegend viertes Quartal 2021) berechnet. Die einzelnen Volkswirtschaften werden danach eingestuft, wie gut sie jeweils bei den einzelnen Indikatoren abschneiden.
So wird schnell deutlich, dass einige Länder sich nach wie vor in einer wirtschaftlichen Misere befinden, während es anderen Ländern in fast allen Bereichen besser geht als vor der Pandemie. Die Spitzengruppe wird gebildet durch Dänemark, Schweden, Südkorea, Norwegen und die Niederlande. Die Schlusslichter sind Italien, Deutschland, Japan, das Vereinigte Königreich und Spanien (siehe Tabelle).
Ein Blick auf die Entwicklung des realen BIP vermittelt einen ersten Eindruck über die wirtschaftliche Situation. Hier sind große Disparitäten erkennbar. Mehr als die Hälfte der Länder ist trotz der Pandemie während der letzten beiden Jahre gewachsen, zum Beispiel die USA, Dänemark, Schweden, Südkorea, Norwegen oder Frankreich. Am stärksten war die wirtschaftliche Dynamik in Dänemark mit über 5 Prozent oder in Polen und den USA mit jeweils rund 3 Prozent Wirtschaftswachstum.
Weit abgeschlagen sind hingegen nach wie vor Spanien, Deutschland, Portugal oder Kanada. In Deutschland ist das reale BIP trotz gewisser Erholung im Jahr 2021 in den letzten beiden Jahren insgesamt um 1,5 Prozent und in Spanien sogar um 4 Prozent gesunken. Besonders südeuropäische Länder waren anfällig für Reiseverbote und den Einbruch der Ausgaben beim sozialnahen Konsum.
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