Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Wirtschaft im Corona-Sommer
Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank. Foto: Dekabank
Die Weltwirtschaft leidet stark unter der Corona-Krise. Es gibt jedoch Anzeichen, dass sich die Lage bald bessert. Ein Gastbeitrag von Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater.
Der Sommer ist skurril: Für viele Menschen unterscheidet sich das Büro weiterhin nicht von zu Hause und Urlaub ist auch egal, weil man nirgends hinfahren kann, wo es nicht gesundheitlich riskant oder überfüllt ist. Negativ gesprochen setzt eine gewisse Corona-Resignation ein, es ändert sich ja doch nichts. Positiv gesprochen lernen wir immer besser, mit dem Virus zu leben. Die Maske wird nicht mehr so häufig vergessen beim Aus-dem Haus gehen und schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft können uns nicht mehr schocken.
Dabei sind die Nachrichten aus der Wirtschaft gar nicht so schlecht – zumindest im Vergleich zu den Erwartungen. Gerade sind die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in der Hochphase der Krise durch: Im zweiten Quartal sank die Wirtschaftsleistung von minus 5,1 Prozent (Litauen) bis zu beängstigenden minus 18,5 Prozent (Spanien). Deutschland liegt mit minus 10,1 Prozent im Mittelfeld, ebenso die USA mit minus 9,5 Prozent.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Der Sommer ist skurril: Für viele Menschen unterscheidet sich das Büro weiterhin nicht von zu Hause und Urlaub ist auch egal, weil man nirgends hinfahren kann, wo es nicht gesundheitlich riskant oder überfüllt ist. Negativ gesprochen setzt eine gewisse Corona-Resignation ein, es ändert sich ja doch nichts. Positiv gesprochen lernen wir immer besser, mit dem Virus zu leben. Die Maske wird nicht mehr so häufig vergessen beim Aus-dem Haus gehen und schlechte Nachrichten aus der Wirtschaft können uns nicht mehr schocken.
Dabei sind die Nachrichten aus der Wirtschaft gar nicht so schlecht – zumindest im Vergleich zu den Erwartungen. Gerade sind die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt in der Hochphase der Krise durch: Im zweiten Quartal sank die Wirtschaftsleistung von minus 5,1 Prozent (Litauen) bis zu beängstigenden minus 18,5 Prozent (Spanien). Deutschland liegt mit minus 10,1 Prozent im Mittelfeld, ebenso die USA mit minus 9,5 Prozent.
Die in den Pressemeldungen für die USA genannten 32,9 Prozent BIP-Schrumpfung erklären sich aus der Konvention, Quartalszahlen gleich auf ein Jahr hochzurechnen. Das ist jedoch nicht mit den in Europa veröffentlichten Zahlen zu vergleichen. Von den Quartalswerten wiederum zu unterscheiden sind die Rückgänge im Gesamtjahr 2020, also einschließlich des ebenfalls negativen ersten Quartals und der voraussichtlich positiven zweiten Jahreshälfte. In dieser Gesamtrechnung fallen die Schäden etwas geringer aus, mit Rückgängen von minus 3,5 Prozent in Norwegen bis 14,4 Prozent in Spanien.
Hier ist Deutschland voraussichtlich mit minus 6,1 Prozent dabei und die USA mit minus 4,6 Prozent. Alles historische Einbrüche, gewiss, allerdings war zwischenzeitlich noch schlimmeres befürchtet worden. Die schlimmsten Szenarien werden langsam entkräftet, und das ist die neue Information, die ja an den Börsen nur zählt.
Natürlich kann über Nacht alles wieder ganz anders aussehen. Die Infektionszahlen steigen wieder an. Nach unserem Kriterium stecken nun bereits über 50 Länder in der zweiten Welle, weil sie wieder mindestens 20 Prozent der höchsten Neu-Infektionszahlen der ersten Welle erreichen. Nicht so heftig wie die erste, allerdings mit Potenzial. Längst sind es nicht mehr nur vereinzelte lokale Herde, sondern es fügt sich bereits wieder ein Flickenteppich an Ansteckungen zusammen, in Europa und auch in Deutschland.
Die USA spielen noch stärker mit dem Feuer, denn hier sind die Zahlen nach der ersten Welle gar nicht richtig heruntergegangen. Die wirtschaftliche Erholung hängt daran, ob diese Entwicklungen im Infektionsgeschehen im Herbst oder Winter nicht doch einen weiteren flächendeckenden Lockdown notwendig machen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nach unserer Auffassung unter 50 Prozent, aber wir haben unser Risikoszenario in diesem Monat immerhin auf 25 Prozent angehoben. In einem solchen Fall würden die Aktienmärkte deutlich nachgeben.
„Endlich“, werden dann viele aufseufzen, die noch nicht wieder positioniert sind. Denn selbst nach einer zweiten Welle muss es ja weitergehen mit der Wirtschaft. Und der Aktienmarkt würde auch seinen zweiten Corona-Einbruch wieder wettmachen, insbesondere wenn im kommenden Jahr tatsächlich Impfstoffe zur Verfügung stehen.
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