Facebook-Währung
Libra ermöglicht finanzielle Inklusion von einer Milliarde Menschen
![Philipp Sandner (Foto) ist Leiter des Frankfurt School Blockchain Center (FSBC). An diesem Beitrag haben außerdem Jonas Groß und Felix Bekemeier mitgewirkt. Beide sind wissenschaftliche Mitarbeiter des FSBC, Groß ist zudem Projektmanager.](/uploads/images/teaser/slider/big/1561366194-Sandner_philipp_FSFM.jpg)
Facebook-Währung
Transaktionsgebühren könnten sinken
Libra hat das Potenzial, die Transaktionsgebühren erheblich zu senken. Dies wird als eines der Hauptziele des Projekts genannt. Gebühren können vor allem bei grenzüberschreitenden Transaktionen eingespart werden. Man stelle sich einen ausländischen Arbeitnehmer vor, der in einem anderen Land beschäftigt ist und jeden Monat Geld an seine Familie nach Hause in sein Herkunftsland überweist - typischerweise in einer anderen Währung. Heute verlangen Intermediäre häufig etwa zehn Prozent des Transaktionsvolumens als Gebühren. Das bedeutet, dass von einer Überweisung in Höhe von 500 Euro nur 450 die Familie des Arbeiters erreichen können.
Finanzielle Inklusion von einer Milliarde Menschen möglich
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Transaktionsgebühren könnten sinken
Libra hat das Potenzial, die Transaktionsgebühren erheblich zu senken. Dies wird als eines der Hauptziele des Projekts genannt. Gebühren können vor allem bei grenzüberschreitenden Transaktionen eingespart werden. Man stelle sich einen ausländischen Arbeitnehmer vor, der in einem anderen Land beschäftigt ist und jeden Monat Geld an seine Familie nach Hause in sein Herkunftsland überweist - typischerweise in einer anderen Währung. Heute verlangen Intermediäre häufig etwa zehn Prozent des Transaktionsvolumens als Gebühren. Das bedeutet, dass von einer Überweisung in Höhe von 500 Euro nur 450 die Familie des Arbeiters erreichen können.
Finanzielle Inklusion von einer Milliarde Menschen möglich
Insgesamt würde die finanzielle Inklusion in den jeweiligen Ländern erheblich verbessert. Dem Whitepaper zufolge sind weltweit derzeit 1,7 Milliarden Erwachsene – fast ein Drittel der Weltbevölkerung - vom Finanzsystem ausgeschlossen und haben keinen Zugriff auf ein Bankkonto. Zwei Drittel von ihnen besitzen jedoch Mobiltelefone mit Internetzugang. Somit könnte der Libra Token eine Infrastruktur schaffen, um Zahlungen per Smartphone durchzuführen. Dafür ist kein Zugang zu herkömmlichen Bankdienstleistungen notwendig. Unterm Strich hat Libra also das Potenzial, die finanzielle Inklusion von einer Milliarde Menschen auf der ganzen Welt zu fördern.
Libra wird nicht nur ein Netzwerk für Zahlungen sein. Es wird auch die Programmierung einfacher Smart Contracts ermöglichen. Auf diese Weise könnten Kredite oder andere Finanzdienstleistungen mit Libra leicht entwickelt und den Nutzern zugänglich gemacht werden.
Governance und Zentralisierung: Ein zentrales Problem des Projekts?
Dem Whitepaper zufolge ist Dezentralisierung eines der wichtigsten Merkmale des Projekts. Facebook hat das Tochterunternehmen „Calibra“ gegründet und bisher zahlreiche Partner gewinnen können. Es liest sich wie das „Who’s Who“ der Zahlungs- und Technologiewelt, darunter Visa, Mastercard, Paypal, Uber, Spotify und darüber hinaus andere bekannte Blockchain- und Venture-Capital-Unternehmen. Calibra beabsichtigt, ein Konsortium mit verschiedenen Partnern aus verschiedenen Geschäftsfeldern aufzubauen. Facebook ist jedoch bisher der einzige Big Player der GAFA-Unternehmen (Google, Apple, Facebook und Amazon).
Die meisten Partnerunternehmen haben ihren Sitz in den USA - kaum europäische oder asiatische Unternehmen sind derzeit als Partner vertreten. Dies kann sich jedoch bis zum Projektstart noch ändern, da die Libra Association aktuell noch nach weiteren Projektpartnern sucht. Zum Start des Netzwerks im ersten Halbjahr 2020 sollen rund 100 Partnerunternehmen dem Konsortium angehören.
Laut einer mit der Situation vertrauten Person verlangt Facebook von jedem Partner zehn Millionen Dollar, um seinen eigenen Knoten (Node) im Netzwerk zu verwalten. Dies ermöglicht allen Mitgliedern den Zugriff auf und die Ansicht des Netzwerks. Facebook könnte von den geplanten 100 Projektpartnern insgesamt eine Milliarde US-Dollar einnehmen. Die Beiträge der Konsortialmitglieder werden zur Hinterlegung des Coins mit realen Vermögensgegenständen verwendet.
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