Barbara Bocks
28.06.2023

ETF der Woche Gaming- und E-Sports-ETF: Sind die Branchen ein gutes Investment?

E-Sports-Arena und Gaming-Grafiken
E-Sports-Arena und Gaming-Grafiken: Mittlerweile spielen 40 Prozent der Weltbevölkerung Videospiele über Konsolen oder andere Geräte. Aber ist die Branche auch ein gutes Investment?
© Barbara Bocks, Collage mit Canva

Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nie am PC, auf dem Smartphone oder an der Konsole ein Videospiel gezockt hat. Nach Prognosen des Marktforschungsunternehmens Newzoo hat der weltweite Umsatz mit Videospielen im Jahr 2021 rund 176 Milliarden US-Dollar betragen. Laut dem Verband der deutschen Games-Branche gehören insgesamt rund 40 Prozent der Weltbevölkerung, also knapp 3,2 Milliarden Menschen, zu den Spielenden.

Im Vergleich zur gesamten Unterhaltungs- und Medienbranche sind die Umsätze mit Videospielen mit 176 Milliarden US-Dollar allerdings eher klein. So beziffern die Experten von Pricewaterhouse Coopers beziffern (PwC) das weltweite Umsatzvolumen der Unterhaltungs- und Medienbranche im Jahr 2021 auf ein Volumen von rund 2,34 Billionen US-Dollar.

 

Welche Videospiele sind weltweit eigentlich am beliebtesten?

Aber welche Spiele werden dann eigentlich besonders viel gespielt? Wer jetzt sofort an Fifa denkt, liegt, genau wie ich, leider falsch. Die ersten drei Plätze gehen allesamt an andere Spiele.

Statista: Die meistverkauften Videospiele weltweit

  • Platz 1: Das bislang meistverkaufte Videospiel der Welt ist Minecraft. Das hat Statista im Februar 2023 ermittelt. Minecraft erschien erstmals im Mai 2009 als Spiel für den PC. Es wurde seitdem 238 Millionen Mal verkauft. Ursprünglich hat das schwedische Studio Mojang das Spiel für den PC entwickelt. Mittlerweile gehört das Spiel, in dem Spieler:innen mit Klötzen unter anderem Gebäude bauen können, zu dem Unternehmen Microsoft. Eine Besonderheit des Spiel ist die bewusst sehr pixelige Grafik.
  • Platz 2: Das Actionspiel Grand Theft Auto V (GTA V) landet mit 175 Millionen Verkäufen weltweit auf Platz 2. Die New Yorker Videopielfirma Rockstar Games hat Grand Theft Auto V entwickelt. Spieler:innen können in einer virtuellen Version von Los Angeles beispielsweise Fahrzeuge stehlen, Banküberfälle durchführen und an Rennen teilnehmen. GTA V ist unter Spieler:innen bekannt für seine beeindruckende Grafik und die detaillierte Spielwelt.
  • Platz 3: Auf Platz 3 der Statista-Erhebung landet ein Klassiker, den jeder schon einmal gespielt hat, der in den 1990er Jahren einen Gameboy zuhause hatte. Die Rede ist von dem virtuellen Puzzlespiel Tetris. Ursprünglich hat der russische Entwickler Alexei Paschitnow das Spiel 1984 entwickelt. Den weltweiten Durchbruch schaffte es aber erst durch die Zusammenarbeit mit Nintendo. Das japanische Unternehmen veröffentlichte Tetris im Jahr 1989 zusammen mit dem Game Boy. Bisher wurden weltweit rund 143 Millionen Einheiten von Tetris verkauft. Das ist laut Statista die kombinierte Verkaufszahl der EA- und Nintendo-Versionen. Für alle, die Tetris noch nie gespielt haben: Das Ziel des Spiels ist es, herabfallende Figuren, die aus verschiedenen Formen bestehen, zu drehen und zu verschieben, um vollständige horizontale Linien zu bilden. Sobald eine Linie ohne Lücken entstanden ist, verschwindet sie und es gibt Platz für neue Formen. Das Spiel wird schneller und herausfordernder, je mehr Linien verschwinden.
 

Der Umsatz mit dem Verkauf von Videospielen lag in Deutschland im Jahr 2021 bei 1,06 Milliarden Euro. Für 2022 prognostiziert Statista einen Umsatz in Höhe von 1,02 Milliarden Euro.

Im Jahr 2021 ist der Umsatz mit Spielen zwar um 1,1 Prozent zurückgegangen. Das liegt aber vor allem daran, dass 2020 ein Rekordjahr für die weltweite Branche war. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, wenig überraschend, die Corona-Pandemie mit dem damit zusammenhängenden Lockdown.

E-Sports-Branche wächst seit Jahren

Neben dem Markt für Videospiele gibt es auch noch die sehr verwandte E-Sports-Branche. Zu dieser Branche gehören alle Wettbewerbe im Videospielbereich. Hier treten professionelle E-Sports-Spieler:innen und Teams in organisierten Ligen und Turnieren in verschiedenen Videospielen gegeneinander an, ähnlich wie bei traditionellen Sportarten.

Der Wettkampf in E-Sports wird oft in Echtzeit beispielsweise vor einem Publikum ausgetragen, entweder in großen Veranstaltungsorten oder online über Streaming-Plattformen wie Twitch. Beliebte E-Sports-Games sind beispielsweise Fortnite oder Counter Strike.

Zu diesen bekanntesten deutschen Twitch-Streamer:innen gehört Marcel Eris, auch bekannt als MontanaBlack88. Er streamt unter anderem seine Spiele bei Call of Duty und Fortnite und hat aktuell knapp 5 Millionen Follower:innen.

Die eSports-Branche ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Der weltweite Umsatz in diesem Markt lag im Jahr 2021 bei 1,14 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Anstieg um rund 14,1 Prozent.

 

2023 sollen die Umsätze auf rund 1,38 Milliarden US-Dollar steigen. Dieser Betrag setzt sich laut Statista unter anderem aus den Bereichen:

  • Merchandising und Ticketverkäufe,
  • Sponsoring,
  • Medienrechte,
  • Digital,
  • Streaming und Game-Publisher-Gebühren zusammen.

Nach Angaben des Datenunternehmens New Zoo wachsen die Umsätze auf dem Spielemarkt trotz Problemen in den Lieferketten, weltweiter weltwirtschaftlicher Herausforderungen und der Rückkehr der Freizeitausgaben für Outdooraktivitäten.

 

Manche Segmente wachsen nach Angaben von Vaneck jedoch stärker als andere. Haupttreiber des Umsatzwachstums auf dem weltweiten Spielemarkt sind aus Sicht der Experten Handy-Spiele. Diese Sparte hatte 2021 einen Umsatz von 103,5 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Die Umsätze sind damit um 5 Prozent gestiegen. Damit ist die Sparte für etwas mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes verantwortlich (53 Prozent).

Videospiele könnten bis 2025 einen Umsatz von 225 Milliarden erreichen

Das Analysehaus Newzoo prognostiziert, dass die weltweiten Ausgaben für Videospiele bis zum Jahr 2025 auf 225,7 Milliarden US-Dollar ansteigen könnten. Die Experten gehen also von einer jährlichen Wachstumsrate in Höhe von 4,7 Prozent zwischen 2020 und 2025 aus. 

Wer in die Gamingbranche investieren möchte, könnte sich beispielsweise die Apple-Aktie genauer anschauen.

Was viele nicht wissen: Apple verdient laut Baki Irmak, Manager des Digital Leaders Fund, „mehr Geld mit Gaming als die fünf größten Videospiel-Unternehmen zusammen. Und das nur durch den App Store“. 

 

Aber Vorsicht: Investments in Einzelaktien sind in der Regel wesentlich riskanter als ETFs mit mehreren Positionen.

Ein Gamig-ETF mit mehreren Positionen ist der Vaneck Video Gaming and eSports UCITS ETF USD A (ISIN: IE00BYWQWR46). Anlageziel des ETFs ist es, den Basisindex MarketVector Global Video Gaming and eSports ESG Index (MVESPGTR) abzubilden.

Der Gaming und E-Sports-ETF von Vaneck investiert direkt in die Firmen in dem Index und zwar über

  • Aktien
  • American Depositary Receipts (ADRs), also von US-amerikanischen Banken ausgegebene Hinterlegungsscheine, für die Originalaktien verwahrt werden und
  • Global Depository Receipt (GDR), also Hinterlegungsscheine für ausländische Aktien, die vom Prinzip her ähnlich funktionieren wie ADRs.

Der ETF investiert dabei nur in Firmen, die ihre Erträge zu mindestens 50 Prozent in den Bereichen Videospiele und/oder E-Sports erwirtschaften. 

 

Der eSports- und Gaming-ETF ist außerdem nachhaltig ausgerichtet. Er ist nach Artikel 8 klassifiziert und investiert explizit nicht in Firmen, die die Prinzipien des UN Global Compact schwer verletzen oder laut ISS-Daten Umsätze mit umstrittenen Waffen erwirtschaften.

Dazu gehören Firmen, die mehr als 5 Prozent ihres Umsatzes in Sektoren wie

  • Thermalkohle,
  • fossile Brennstoffe,
  • Ölsand,
  • Kernenergie,
  • zivile Schusswaffen,
  • Militärausrüstung
  • und Tabak erwirtschaften.
Quelle Fondsdaten: FWW 2024
  • Sektor: Aktienfonds Technologie Welt
  • Wertentwicklung 3 Jahre (USD): 16,76 Prozent (5,30 Prozent p.a.)
  • Wertentwicklung lfd. Jahr (USD): 31,47 Prozent
  • ETF-Volumen: 576,5 Millionen US-Dollar (Stand: 19.06.2023)
  • ETF-Auflage: 24. Juni 2019
  • Laufende Kosten: 0,55 Prozent
  • Volatilität 3 Jahre: 25,31 Prozent
  • Maximum Drawdown: 49,87 Prozent

 

Insgesamt sind in dem ETF 25 Firmenpositionen enthalten. Die Top-10-Holdings machen insgesamt einen Anteil von 62,39 Prozent aus.

Gaming-ETF von VanEck: Top-10-Holdings im Überblick

 

Unternehmen

Anteil

1

Nvidia

11,60 Prozent

2

Advances Micro Devices Inc (AMD)

8,98 Prozent

3

Tencent Holdings Limited

6,61 Prozent

4

Activision Blizzard Incorporated

6,08 Prozent

5

Nintendo Company Limited

5,75 Prozent

6

Take-Two Interactive Software Incorporated

4,94 Prozent

7

Electronic Arts Incorporated

4,76 Prozent

8

Netease Incorporated

4,75 Prozent

9

Bandai Namco Holdings Incorporated

4,70 Prozent

10

Robloc Corporation

4,22 Prozent

Quelle: VanEck, Stand: 31. März 2023

Zu den drei größten Positionen gehört der derzeitige Börsenüberflieger Nvidia mit einem Anteil von 11,60 Prozent, gefolgt von Advances Micro Devices mit knapp 9 Prozent und der Tencent Holding mit 6,61 Prozent.

Top-3-Positionen des Gaming-ETFs

Nvidia: Das kalifornische Unternehmen Nvidia dominiert aktuell die Börsennachrichten. Allein in diesem Jahr hat die Aktie seit Jahresbeginn um mehr als 160 Prozent zugelegt. Der Börsenwert übersteigt mittlerweie die magische 1 Billion-US-Dollar-Grenze. Nvidia ist vor allem bekannt für seine Grafikkarten. Diese werden in Gaming-Computern, Workstations und Supercomputern eingesetzt. Im Gaming-Bereich bietet Nvidia Grafiklösungen wie die GeForce-Serie an, die unter anderem eine hohe Bildqualität ermöglichen. Darüber hinaus bietet Nvidia seinen Kunden GPU-basierte Lösungen für High-Performance Computing (HPC) und KI an. Die Grafikprozessoren werden in Rechenzentren eingesetzt, um Aufgaben wie maschinelles Lernen, Deep Learning und Datenanalyse durchzuführen.

Advances Micro Devices Inc (AMD): Das kalifornische Halbleiterunternehmen hat sich darauf spezialisiert, Mikroprozessoren, Grafikprozessoren und anderen Halbleiterlösungen zu entwickeln und herzustellen. AMD ist vor allem für seine Prozessorlösungen bekannt, insbesondere für seine Ryzen-Prozessoren für Desktop-Computer, Laptops und Server. AMD integrierte Grafikeinheiten in seine CPUs integriert. Das ist als Accelerated Processing Unit (APU) bekannt. Darüber hinaus hat AMD eine breite Palette von Grafikprozessoren entwickelt, die unter der Marke Radeon vermarktet werden. Radeon-GPUs werden in Gaming-Computern, Workstations und auch in Konsolen wie der PlayStation und Xbox eingebaut.

Tencent Holding: Das chinesische Technologieunternehmen mit Sitz in Shenzhen gehört zu den größten Internetkonzernen weltweit. Das Unternehmen begann als Anbieter von Instant-Messaging-Diensten. Dazu zählt der Messaging-Dienst QQ, der in China weit verbreitet ist. Später entwickelte Tencent den Messaging-Dienst WeChat, der zu einer der führenden Social-Media-Plattformen in China wurde und auch internationale Nutzer gewonnen hat. Außerdem hat Tencent unter anderem Online-Spiele, Social Media, Musikstreaming, E-Commerce, digitale Zahlungslösungen, Cloud-Dienste und Online-Werbung im Angebot. Das chinesische Unternehmen hat auch in die Bereiche Künstliche Intelligenz, autonome Fahrzeuge und Cloud-Computing investiert.

Pro und Contra zu dem ETF im Überblick

Pro

  • Investment in 25 Unternehmen durch den ETF
  • nach Artikel 8 als nachhaltig klassifiziert
  • größte Position Nvidia könnte durch KI-Boom weiteren Auftrieb bekommen
  • Expert:innen sehen längerfristiges Wachstumspotenzial für die Gaming- und E-Sports-Branche

Contra

  • ETF existiert erst seit vier Jahren, besser sind ETFs und Fonds ab fünf Jahren
  • relativ spezielle und kleine Branche. Sicherer für langfristige Investments sind unter Umständen breiter diversifzierte ETF wie der MSCI World oder MSCI ACWI
  • Nvidia als größte Position ist in diesem Jahr bereits sehr stark gestiegen
  • relativ kleines Fondsvolumen bisher

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