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Wunsch und Wirklichkeit bei ESG Groucho Marx lässt grüßen

Groucho-Marx-Double vor dem Weißen Haus
Groucho-Marx-Double vor dem Weißen Haus: Die Verengung von Anleihespreads führt dazu, dass viele Anleger nehmen, was sie kriegen können. | Foto: Imago Images / UPI Photo

In den vergangenen Jahren wurden die Wertpapier-Ankaufprogramme der Zentralbanken als die „steigende Flut, die alle Boote hebt“ angesehen. Die Käufe von Unternehmensanleihen dienten in der Regel der Unterstützung der Wirtschaft, wobei sie sich auf inländische Anleihen guter Bonität konzentrierten.

Von diesen breit angelegten Kaufprogrammen haben sowohl die Vorreiter als auch die Verlierer in Sachen ESG profitiert. Hin und wieder sehen wir eine Anleiheemission eines Unternehmens, das in der Vergangenheit als „ESG-Sünder“ galt. Das wirft für uns die knifflige Frage auf, welchen Wert eine starke ESG-Bilanz für ein Unternehmen derzeit hat.

Mit Interesse haben wir daher die jüngste Emission von Trafigura verfolgt, einem niederländischen Rohstoffhandelsunternehmen, das immer wieder in Kontroversen verwickelt war. Berichte über minderwertige Ölprodukte und unsachgemäße Abfallentsorgung machten neben anderen Problemen die Runde. Vor diesem Hintergrund wurde das Unternehmen in der jüngsten Vergangenheit Ziel von Shortsellern und stand bei Anleihekäufern nicht sonderlich hoch im Kurs.

Interessanterweise war die jüngste Emission nichtsdestotrotz deutlich überzeichnet. Die Performance der Anleihe nach ihrer Ausgabe fiel ebenfalls erstaunlich beeindruckend aus.

Wir könnten die starke Entwicklung darauf zurückführen, dass das Unternehmen nur relativ selten Anleihen begibt, gute Finanzergebnisse erzielt hat, seine Offenlegungspflichten verbessern will und es in letzter Zeit weniger Kontroversen um die Geschäftspraktiken gab.   

Die verschiedenen Drehs der Geschäftsführung an Stellschrauben haben zweifellos ihren Teil zum Erfolg der Anleiheemission beigetragen. Es könnte jedoch noch einen ganz anderen Grund geben: Weil die Anleihespreads derzeit auf dem gesamten Markt sehr eng sind, könnte es sein, dass die Marktteilnehmer in der Vergangenheit beobachtete ESG-Fehltritte nicht mehr so entschlossen abstrafen wie es zuvor der Fall war. Gut möglich, dass deshalb auch in Zukunft bei etwaigen Verfehlungen ein Auge zugedrückt wird.

Der unvergessene US-Comedian und Entertainer Groucho Marx (1890-1977) gab einmal die Worte zum Besten: „Das sind meine Prinzipien – wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich andere.“ Im Gegensatz zu Groucho halten wir an dem Grundsatz fest, dass langfristig eine genaue Bewertung des Umgangs von Unternehmen mit ESG-Kriterien unerlässlich ist, um unnötige Risiken in Portfolios zu vermeiden.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.