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, , Aktualisiert am 11.03.2022 - 12:49 Uhrin EurozoneLesedauer: 10 Minuten

Experten von Metzler AM So sollten Anleger mit ESG-Ratings umgehen

V. l. n. r.
V. l. n. r.: Jan Rabe, Lorenzo Carcano und Nedialko Nedialkov von Metzler Asset Management. | Foto: Metzler AM

Beim Vergleich von ESG-Ratings zwischen Neben- und Standardwerten innerhalb des europäischen Aktienmarktes fällt auf, dass Nebenwerte über die Zeit hinweg mit einem Discount bewertet wurden (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Europas Neben-
und Standardwerte* im Vergleich

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Legt man ESG-Ratings zugrunde, die mittels gewichteter Durchschnitte auf einen branchenübergreifenden Vergleich abstellen, lag dieser Discount im Mittel bei 5 Prozent. Werden industriespezifische ESG-Ratings zugrunde gelegt, erhöhte sich der Discount auf 15 Prozent.

Da die Mehrheit der Anleger auf industriespezifische Vergleiche schaut, erwächst Nebenwerten ein erheblicher, struktureller Nachteil gegenüber Standardwerten.1 Je schematischer Anleger von All-Cap-Produkten nach ESG-Ratings differenzieren, desto größer auch deren Präferenz für Standardwerte gegenüber Nebenwerten – eine Fehleinschätzung, wie wir glauben.

Denn oft können kleinere Unternehmen im Vergleich zu Standardwerten nicht auf dieselben Ressourcen zurückgreifen, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung ähnlich umfangreich und detailliert darzustellen. Das heißt nicht, dass Nebenwerte weniger nachhaltig sind als Standardwerte. Im Gegenteil: Anleger sind gefordert genauer hinzuschauen. Damit dies gelingt, setzen wir auf einen partnerschaftlichen Dialog zwischen dem Portfoliomanagement und den Unternehmen.

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Dieser Ansatz, den wir als Silent Active Ownership bezeichnen, liefert einen differenzierenden Mehrwert bei der Einschätzung kapitalmarktrelevanter Themen im Hinblick auf nachhaltigkeitsbezogene Chancen und Risiken. Informationsasymmetrien abzubauen bedeutet hier konkret, Wechselwirkungen zwischen Nachhaltigkeitsaspekten und Kurspotenzialen zu erläutern sowie Handlungsalternativen abzuleiten, die das Profil eines Portfoliounternehmens potenziell stärken.

Die Vorteile dieses Ansatzes zeigen sich insbesondere bei Nebenwerten. Vor allem dann, wenn wichtige Daten zur Beurteilung von finanziell-materiellen Nachhaltigkeitsaspekten fehlen oder bestenfalls von externen Anbietern geschätzt werden, ist ein enger Austausch mit den Unternehmen unerlässlich, um diese adäquat einschätzen zu können.


1 Eine Alternative, die es ermöglicht den Tracking Error eines Portfolios gegenüber einem Vergleichsindex zu minimieren, ist das Wahren einer Branchenneutralität. Einzeltitel werden in einem ersten Schritt so ausgewählt, dass diese zu einer gegebenen Anlagestrategie passen. Gewichte der Einzeltitel werden im Anschluss so angepasst, dass diese möglichst nah an die branchenneutralen Gewichte des Vergleichsindex herankommen. Entsprechend können ESG-Präferenzen der Allokation nach Branchen untergeordnet werden.

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