Stefan Liebig leitet die Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Foto: DIW Berlin / F. Schuh
Die Stimmverluste der großen Volksparteien bei den jüngsten Landtagswahlen werden in der öffentlichen Debatte gern als Indizien einer politischen Spaltung der Gesellschaft bewertet. Wie weit die grundlegenden Einstellungen der Wählergruppen hierzulande wirklich auseinanderliegen, hat der Soziologe Stefan Liebig am Beispiel Gerechtigkeit untersucht.
SPD-WählerInnen bevorzugen stärker Gleichheit
Die SPD-WählerInnen befürworten das Gleichheitsprinzip etwas stärker als die UnterstützerInnen anderer Parteien. Das heißt, sie wünschen eher als andere, dass Güter und Lasten gleich auf alle Menschen verteilt werden. Was die anderen Verteilungsprinzipien betrifft, stimmen WählerInnen der SPD mit den WählerInnen der anderen Parteien weitgehend überein. Insgesamt unterscheidet sich das Profil von SPD-Wählerinnen also wenig vom durchschnittlichen Wählerprofil (Abbildung 2).
WählerInnen der Unionsparteien können sich eher mit dem Anrechtsprinzip anfreunden
Die UnionswählerInnen lehnen das Gleichheitsprinzip wesentlich stärker ab als andere WählerInnen....
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Die SPD-WählerInnen befürworten das Gleichheitsprinzip etwas stärker als die UnterstützerInnen anderer Parteien. Das heißt, sie wünschen eher als andere, dass Güter und Lasten gleich auf alle Menschen verteilt werden. Was die anderen Verteilungsprinzipien betrifft, stimmen WählerInnen der SPD mit den WählerInnen der anderen Parteien weitgehend überein. Insgesamt unterscheidet sich das Profil von SPD-Wählerinnen also wenig vom durchschnittlichen Wählerprofil (Abbildung 2).
WählerInnen der Unionsparteien können sich eher mit dem Anrechtsprinzip anfreunden
Die UnionswählerInnen lehnen das Gleichheitsprinzip wesentlich stärker ab als andere WählerInnen. Das Anrechtsprinzip – die Vorstellung also, dass Güter und Lasten nach angeborenen oder erworbenen Statusmerkmalen verteilt werden sollten – lehnen CDU/CSU-WählerInnen hingegen weniger stark ab als andere. Was das Leistungs- und das Bedarfsprinzip angeht, unterscheiden sich WählerInnen der Unionsparteien nur wenig von den WählerInnen anderer Parteien. Insgesamt betrachtet zeichnen sich UnionswählerInnen also durch ein charakteristisches „Gerechtigkeitsprofil“ aus, das sie von anderen WählerInnen abgrenzt (Abbildung 3).
Gleichheitsprinzip ist für FDP-WählerInnen tabu
Von FDP-WählerInnen wird das Gleichheitsprinzip besonders deutlich abgelehnt. Wie die UnionswählerInnen befürworten sie das Anrechtsprinzip stärker als andere WählerInnen. Die Liberalen zeichnen sich somit durch ein klares „Gerechtigkeitsprofil“ aus. Zu beachten ist hierbei, dass nur relativ wenige Befragte angaben, die FDP wählen zu wollen. Somit sind die Angaben statistisch unsicher (Abbildung 4).