Bantleon-Analyst Andreas Busch
US-Rezession dürfte schlimmer werden als erwartet

Bantleon-Analyst Andreas Busch
Die US-Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu. Was wir bereits seit geraumer Zeit prognostizieren, scheint nun auch in den Augen anderer zur Gewissheit zu werden. Schon Mitte Juni sahen laut einer Umfrage 70 Prozent der Amerikaner einen derartigen Einbruch als unausweichlich an. Mittlerweile teilen auch immer mehr Ökonomen diese Sicht.
Die zweite Frage, die sich stellt, ist, wie tief und wie l...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die US-Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu. Was wir bereits seit geraumer Zeit prognostizieren, scheint nun auch in den Augen anderer zur Gewissheit zu werden. Schon Mitte Juni sahen laut einer Umfrage 70 Prozent der Amerikaner einen derartigen Einbruch als unausweichlich an. Mittlerweile teilen auch immer mehr Ökonomen diese Sicht.
Die zweite Frage, die sich stellt, ist, wie tief und wie lang die Rezession ausfallen wird. Hier scheinen diejenigen Stimmen zu überwiegen, die eine lediglich kurze beziehungsweise moderate Schwächephase erwarten, was unter anderem mit der robusten finanziellen Verfassung der privaten Haushalte und Unternehmen begründet wird. Wir teilen diese gelassene Sicht nicht. Mehrere Gründe sprechen für eine länger anhaltende beziehungsweise ausgeprägtere Durststrecke.
Zum einen ist der kräftige Gegenwind infolge der gestiegenen Zinsen zu nennen. Nimmt man die Renditen zehnjähriger US-Treasuries als Referenz, hat sich deren Niveau innerhalb der vergangenen zwei Jahre von rund 0,50 Prozent auf rund 3,00 Prozent versechsfacht. Diese massive Verschlechterung der Finanzierungskondition bringt sowohl Konsumenten als auch Unternehmen unter Druck.
Am Wohnungsmarkt, der üblicherweise am schnellsten reagiert, sind die Bremsspuren bereits unübersehbar. Der Anstieg der Hypothekenzinsen (bei 30-jährigen Laufzeiten von knapp 3,00 Prozent auf knapp 6,00 Prozent) hat zum Beispiel dazu geführt, dass die Verkaufszahlen von neugebauten Häusern um rund 40 Prozent gegenüber ihrem Höhepunkt vom Herbst 2020 nachgegeben haben. In den kommenden Monaten werden auch die privaten Immobilieninvestitionen deutlich zurückgehen.
Mit einem Anteil der Wohnbauinvestitionen von rund 3 Prozent am BIP ist der davon ausgehende gesamtwirtschaftliche Bremseffekt zwar für sich genommen noch zu verschmerzen. Er zeichnet indes vor, was mit einer etwas längeren Verzögerung von den Unternehmensinvestitionen zu erwarten ist, deren Anteil am BIP vier Mal so gross ist. Auch die Unternehmen selbst sehen sich mit einem kräftigem Zinsschub konfrontiert. Die Rendite zehnjähriger Unternehmensanleihen (Investment Grade) hat sich mit einem Anstieg von rund 2,20 Prozent auf 5,40 Prozent sogar mehr als verdoppelt. Unser Capex-Indikator – der die Zinsentwicklung abbildet – zeigt in der Gegenüberstellung mit den Kapitalgüterausgaben, dass es üblicherweise rund 1,5 Jahre dauert, bis die verschlechterten Finanzierungskonditionen ihre volle Bremswirkung entfalten.
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