Bankvorstand Alexander Eberan
Sind die USA der Fels in der Brandung?
Alexander Eberan ist Vorstand beim österreichischen Bankhaus Krentschker. Foto: Bankhaus Krentschker
Ob bei Wirtschaftswachstum, Geldpolitik, Frühindikatoren oder Politik im Allgemeinen – im Vergleich mit Europa haben die USA deutlich die Nase vorn, sagt Alexander Eberan vom Bankhaus Krentschker & Co. US-Investments böten daher aktuell die besseren Chancen.
Die schlechten Nachrichten über das globale Wirtschaftswachstum reißen nicht ab. Nachdem der Internationale Währungsfonds (IWF) bereits Ende Januar die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum für 2019 von 3,7 Prozent auf 3,5 Prozent reduziert hat, kam vor wenigen Tagen die nächste Revision: Mittlerweile werden für dieses Jahr nur mehr 3,3 Prozent erwartet. Die negativen Impulse – wie die globalen Handelsspannungen, die wirtschaftliche Schwäche der Eurozone und die politischen Risiken, insbesondere durch den drohenden Brexit – sind nicht neu, haben sich aber verschärft. Auch für die USA wurde die Prognose von 2,5 Prozent auf 2,3 Prozent revidiert. Dieser Wert ist angesichts der Erwartungen für die Eurozone, die von 1,6 Prozent auf 1,3 Prozent gesenkt wurden, immer noch sehr attraktiv.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die schlechten Nachrichten über das globale Wirtschaftswachstum reißen nicht ab. Nachdem der Internationale Währungsfonds (IWF) bereits Ende Januar die Prognose für das Weltwirtschaftswachstum für 2019 von 3,7 Prozent auf 3,5 Prozent reduziert hat, kam vor wenigen Tagen die nächste Revision: Mittlerweile werden für dieses Jahr nur mehr 3,3 Prozent erwartet. Die negativen Impulse – wie die globalen Handelsspannungen, die wirtschaftliche Schwäche der Eurozone und die politischen Risiken, insbesondere durch den drohenden Brexit – sind nicht neu, haben sich aber verschärft. Auch für die USA wurde die Prognose von 2,5 Prozent auf 2,3 Prozent revidiert. Dieser Wert ist angesichts der Erwartungen für die Eurozone, die von 1,6 Prozent auf 1,3 Prozent gesenkt wurden, immer noch sehr attraktiv.
Einen breiteren Bereich über die Lage der jeweiligen Wirtschaft decken die Wirtschaftsindikatoren ab. In der Eurozone wird dafür oftmals der ESI (Economic Sentiment Indicator) der Europäischen Kommission herangezogen. Dieser Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung umfasst neben den Erwartungen über die Industrie und den Dienstleistungssektor auch die Einschätzungen über die zukünftigen Entwicklungen von Konsumenten, dem Baugewerbe und dem Einzelhandel. Analog dazu wird in den USA dafür sehr oft der vom Wirtschaftsforschungsinstitut „The Conference Board“ veröffentlichte LEI (Leading Economic Indicator) herangezogen. Dieser liefert einen sehr guten Überblick über die wirtschaftliche Lage in den USA, da er zehn Faktoren, unter anderem die Auftragseingänge, Veränderung der Geldmenge oder die Zinsdifferenz zwischen den zehnjährigen Staatsanleihen und dem Leitzins zusammenfasst.
Geld- und Zinspolitik
Vergleicht man nun die Entwicklung dieser beiden Wirtschaftsindikatoren, zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Einkaufsmanagerindizes: In den USA liefert auch dieser Indikator stabile Werte und bescheinigt der US-Wirtschaft damit eine gute Unterstützung, während der europäische Indikator seit Monaten eine rückläufige Entwicklung zeigt. Die aktuellen Werte für die Eurozone sind zwar im historischen Vergleich immer noch hoch, zeigen allerdings auch, dass sich die europäische Wirtschaft deutlich stärker abschwächt als die US-amerikanische.
Wie sich die Konjunktur in den USA und in der Eurozone zukünftig entwickeln wird, hängt zu einem Gutteil von der jeweiligen Geld- und Zinspolitik und dem dafür möglichen Spielraum ab. Während die US-Notenbank Fed seit der Finanzkrise neun Zinserhöhungen durchgeführt hat, was ihr im Falle eines größeren Wirtschaftsabschwungs in den USA einige zinspolitische Reserven verschafft hat, stehen der Europäischen Zentralbank zinspolitisch nicht so viele Möglichkeiten offen. Die grundsätzlich gute konjunkturelle Entwicklung in der Vergangenheit konnte die EZB wegen des wirtschaftlichen Gefälles zwischen Nord-und Südeuropa nicht entsprechend für Zinsschritte nach oben nützen. Während Staaten wie Deutschland, Österreich oder die Niederlande höhere Zinsen verkraftet hätten, wären südeuropäische Länder wie Spanien, Italien oder Griechenland dadurch in die Bredouille geraten.
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