Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Risiken der Kryptowährung Libra
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:21 Uhr
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg im US-Kongress: Seiner Cyber-Währung Libra schlägt viel Kritik entgegen.
Facebook will seine Kryptowährung Libra trotz Kritik bis Mitte 2020 starten. Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau erklärt die Funktionsweise und fasst Bedenken von Politik und Regulierungsbehörden zusammen.
Im Juni dieses Jahres hat Facebook den Plan einer eigenen Kryptowährung namens Libra bekanntgemacht. Gemeinsam mit einem Partnernetzwerk aus 21 weiteren Unternehmen („Libra Association“) beabsichtigt Facebook, die
Kryptowährung im ersten Halbjahr 2020 auf den Markt zu bringen.
Gemäß der Website coinmarketcap.com gibt es aktuell insgesamt 2.369 Kryptowährungen mit einer gesamten Marktkapitalisierung von rund 242 Milliarden US-Dollar. Der „Marktführer“ Bitcoin hat daran einen Anteil von knapp 158 Milliarden US-Dollar.
Damit hat sich der Krypto-Markt innerhalb von nur rund zehn Jahren zwar beeindruckend entwickelt, aber eine Gefahr für die Finanzstabilität und für die Gesamtwirtschaft...
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Im Juni dieses Jahres hat Facebook den Plan einer eigenen Kryptowährung namens Libra bekanntgemacht. Gemeinsam mit einem Partnernetzwerk aus 21 weiteren Unternehmen („Libra Association“) beabsichtigt Facebook, die
Kryptowährung im ersten Halbjahr 2020 auf den Markt zu bringen.
Gemäß der Website coinmarketcap.com gibt es aktuell insgesamt 2.369 Kryptowährungen mit einer gesamten Marktkapitalisierung von rund 242 Milliarden US-Dollar. Der „Marktführer“ Bitcoin hat daran einen Anteil von knapp 158 Milliarden US-Dollar.
Damit hat sich der Krypto-Markt innerhalb von nur rund zehn Jahren zwar beeindruckend entwickelt, aber eine Gefahr für die Finanzstabilität und für die Gesamtwirtschaft geht von ihm bei dieser Marktkapitalisierung noch nicht aus. Dies könnte sich ändern, wenn die Kryptowährung Libra auf den Markt kommt. Mit seinen derzeit rund 2,5 Milliarden Nutzern hat Facebook gute Chancen, das Projekt quasi aus dem Stand zu einem großen Erfolg als Zahlungsmittel mit einer hohen Marktkapitalisierung werden zu lassen. Welche gesamtwirtschaftlichen Risiken könnten daraus entstehen?
Geldschöpfung, Zinsen und Inflation
Wer die neue Währung nach ihrem Start nutzen möchte, müsste zunächst Libra Coins kaufen und diese mit einer der etablierten nationalen Währungen wie US-Dollar, Euro, Schweizer Franken, Norwegischer Krone et cetera bezahlen. Die Libra Association würde den Verkaufserlös vollständig in liquide und sichere Vermögenswerte wie Staatsanleihen investieren, wodurch die Währung gedeckt wäre. Die so geschaffene Libra-Reserve soll in US-Dollar, Euro, Yen, Pfund und Singapur-Dollar investiert werden.
Dies wäre ein Akt der Geldschöpfung. Wenn beispielsweise Facebook-Nutzer in Europa Libra Coins für 100 Milliarden Euro kaufen würden, entspräche das einer Geldschöpfung in eben dieser Höhe. Denn der 100-Milliarden-Euro-Erlös würde von der Libra Association in Wertpapiere beziehungsweise Bankguthaben investiert und gleichzeitig könnten die Libra-Käufer ihre Coins im Gegenwert von 100 Milliarden Euro für den Konsum nutzen.
Die ursprünglichen 100 Milliarden Euro würden also einmal am Wertpapiermarkt investiert und gleichzeitig noch einmal am Gütermarkt ausgegeben. Zudem haben diejenigen, von denen die Libra Association Anleihen für ihre Reserve kauft, einen Verkaufserlös in Euro, der für weitere Konsum- oder Anlagezwecke zur Verfügung steht. Die Folge wäre ein Inflationseffekt bei den Verbraucher- und bei den Vermögenspreisen. Die Zinsen würden wegen des Mittelzuflusses also sinken.
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