Chefvolkswirt Carsten Klude
Warum die deutsche Wirtschaft schwächelt
Aktualisiert am 10.03.2020 - 16:49 Uhr
Güterzug in Hamburg: Nach der Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation stieg die globale Handelsaktivität.
Deutschlands Wirtschaftsleistung lässt seit 18 Monaten nach. Carsten Klude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg, nennt Gründe und gibt einen Ausblick auf das Jahr 2020.
Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit rund 18 Monaten im Abschwung. Dabei sah es vor noch nicht allzu langer Zeit so aus, als ob Deutschland vor rosigen Zeiten steht. 2017 verzeichneten wir ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, und zu Beginn des Jahres 2018 deuteten alle wichtigen Frühindikatoren darauf hin, dass sich diese erfreuliche Entwicklung mit viel Schwung fortsetzen würde.
Doch bekanntlich kam es anders. Schon in der ersten Jahreshälfte 2018 verlor der Aufschwung deutlich an Fahrt, bevor er völlig zum Erliegen kam. Seit ungefähr einem Jahr ist die deutsche Wirtschaft so gut wie nicht mehr gewachsen. Worauf ist dieser unerwartete Umschwung zurückzuführen?
Deutschland...
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Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit rund 18 Monaten im Abschwung. Dabei sah es vor noch nicht allzu langer Zeit so aus, als ob Deutschland vor rosigen Zeiten steht. 2017 verzeichneten wir ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent, und zu Beginn des Jahres 2018 deuteten alle wichtigen Frühindikatoren darauf hin, dass sich diese erfreuliche Entwicklung mit viel Schwung fortsetzen würde.
Doch bekanntlich kam es anders. Schon in der ersten Jahreshälfte 2018 verlor der Aufschwung deutlich an Fahrt, bevor er völlig zum Erliegen kam. Seit ungefähr einem Jahr ist die deutsche Wirtschaft so gut wie nicht mehr gewachsen. Worauf ist dieser unerwartete Umschwung zurückzuführen?
Deutschland war seit der Jahrtausendwende einer der Hauptprofiteure der Globalisierung und des damit verbundenen Wachstums. Nach der Aufnahme Chinas in die Welthandelsorganisation (engl. World Trade Organisation, WTO) erlebte der globale Handel eine Blütezeit, von der „offene“ Volkswirtschaften überdurchschnittlich stark profitierten. Neben China selbst und seinen regionalen Nachbarn gehörten hierzu auch einige Industrieländer, die ihre Wirtschaft auf einen wachsenden Außenhandel ausgerichtet hatten.
Welthandel schwächt sich ab
Für Deutschland waren die Rahmenbedingungen wie gemacht, um an der zunehmenden Bedeutung des Welthandels und dem wachsenden globalen Einflusses der Schwellenländer stark zu partizipieren. So beträgt der Anteil der Exporte an der gesamten deutschen Wertschöpfung rund 40 Prozent, während das verarbeitende Gewerbe in Deutschland immer noch einen Anteil von mehr als 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung hat.
Doch die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren erneut verändert, und was sich zunächst als Segen erwies, ist mittlerweile ein Fluch. So liegt der Höhepunkt der Globalisierung mittlerweile hinter uns. Der Welthandel wächst kaum noch, was auf den zunehmenden Protektionismus und den schwindenden Einfluss liberaler wirtschaftspolitischer Ideen zurückzuführen ist. Darunter leiden naturgemäß die Länder am stärksten, die zuvor profitiert haben: Exportstarke Volkswirtschaften mit einem starken verarbeitenden Gewerbe.
In Deutschland hat sich somit in den vergangenen Monaten ein Sturm zusammengebraut. Statt wie in den Jahren zuvor zu den wachstumsstärksten Industrieländern zu gehören, ist Deutschland an das Tabellenende gerutscht. Zusammen mit Italien läuft die Bundesrepublik Gefahr, in eine Rezession abzurutschen.
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