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Stefan Gretschel im Gespräch „Der Gesetzgeber belastet Vermögensverwalter überdurchschnittlich stark“

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Stichwort Strukturbruch an den Märkten: Geht das wie immer weiter, oder wird es zu Paradigemenwechseln kommen?

Gretschel: Lange Zeit konnten die von den Zentralbank gestützten Märkte viele strukturelle Probleme überdecken. Seit über 10 Jahren waren simple Mischportfolios aus Anleihen und indexnahen Aktien eine erfolgreiche Strategie. Viele Fonds und viele Vermögensverwalter wurden sozusagen von der Flut der Märkte nach oben getragen. Diese Flut hat nun ein jähes Ende gefunden, da die Zentralbanken inflationsbedingt die Zinsen erhöhen müssen. Viele Konzepte die jahrelang gut funktioniert haben, erleiden nun Schiffsbruch. Oder um ein bekanntes Zitat von Warren Buffet zu bemühen, erst in der Ebbe zeigt sich dann, wer die ganze Zeit über ohne Badehose geschwommen ist.

Welche Schwimmsachen hätten denn gepasst?

Gretschel: Die Badehose können für den Fondsanleger nun die lange verschmähten CTAs, Rohstoffinvestments oder auch alternative Strategien im Volatilitätsbereich sein. Im Rentensegment (teilweise hohe Mindestquoten bei vielen Fonds und institutionellen Anlegern) können neben Spezialitäten wie Catbonds auch innovative und besonders flexible Lösungen wie beispielsweise der Natixis Bond Alternative Risk Premia, den uns Kollege Patrick Sobotta von Natixis Investment Managers vor einigen Wochen vorstellte, helfen, die Schmerzen steigender Zinsen zu lindern.

Die erhöhte Komplexität, die mit der Auswahl solcher Alternatives einhergeht und der gestiegene Anspruch, um ein wetterfestes Portfolio zu konstruieren, können durchaus als Strukturbruch eingestuft werden. Wie immer wird es auch diesmal irgendwie weitergehen, aber die erhöhte Fragilität des Systems wird uns wahrscheinlich vorerst erhalten bleiben oder sogar noch weiter zunehmen.

 

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Sollten meine Kinder eine Banklehre machen?

Gretschel: Wie zukunftssicher eine Banklehre ist, kann ich nicht beurteilen. Allerdings stellen wir verstärkt fest, dass es in der Investmentbranche eine wachsende Herausforderung ist gutes Personal zu finden. Da die Geldanlage wohl auch in einer stärker digitalisierten Welt ein echtes Vertrauensthema bleibt, sind persönliche Ansprechpartner insbesondere für die Betreuung größerer Vermögen wahrscheinlich auch zukünftig gefragt.

 

Über den Interviewten:

Stefan Gretschel gehört der Geschäftsführung des Vermögensverwalters Rheinische Portfoliomanagement (RP) an und ist Experte für Multi-Asset-Strategien. Vor seinem Wechsel zu RP verantwortete er als Senior Portfolio Manager innerhalb der Talanx-Gruppe unterschiedliche Mandate und erhielt etwa beim Deutschen Fondspreis 2011 eine Auszeichnung für einen systematischen Dachfonds. 
 

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