Barbara Bocks
06.09.2023

ETF der Woche Reduce, Reuse, Recycle: Gutes für die Umwelt und fürs Depot tun

Reduce, Reuse, Recycle
Reduce, Reuse, Recycle: Klimaschutz gehört zu den wichtigsten Themen der heutigen Zeit. Es gibt mittlerweile mehrere ETFs, mit denen du in die Kreislaufwirtschaft investieren kannst.
© Jessica Hunold und Barbara Bocks, Collage mit Canva

Der Klimaschutz gehört zu den drängendsten Themen unserer Zeit. „Unser Hunger nach Ressourcen scheint bisher unstillbar – und dies hat uns direkt in die zunehmende Dreifachkrise aus Erderhitzung, Artensterben und Umweltverschmutzung geführt“, kritisiert Rebecca Tauer, Programmleiterin Circular Economy beim Worldwide Fund for Nature (WWF) Deutschland.

  • Allein Deutschland hat im Jahr 2018 laut Angaben von WWF Deutschland mit 16,4 Tonnen pro Kopf rund 13 Prozent mehr Rohstoffe verbraucht als der EU-Durchschnitt.
  • Die Rohstoffentnahme und -verarbeitung in Deutschland ist laut Angaben von WWF Deutschland für 40 Prozent der Treibhausgasemissionen hierzulande verantwortlich.

Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2021 laut Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz rund 762 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt; das sind gut 33 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent mehr als 2020.

Dennoch sind die Emissionen seit 1990 in Deutschland um 38,7 Prozent gesunken.

 

Der Anstieg der Emissionen im vergangenen Jahr stammt insbesondere aus dem Energiesektor. Die Ursachen dafür sind:

  • die gestiegene Stromnachfrage,
  • die niedrigere Strommenge aus erneuerbaren Energien und
  • die gestiegenen Gaspreise.

Aus diesen Gründen hat der Sektor verstärkt Kohle genutzt, um Energie zu erzeugen und so für 27 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid-Äquivalente gesorgt.

Zum Vergleich: Der weltweite Ausstoß von Kohlenstoffdioxid nahm seit dem Jahr 1960 laut Angaben von Statista kontinuierlich zu und erreichte im Jahr 2021 einen Wert von rund 37,1 Milliarden Tonnen.

Damit die Klimawende gelingt, müssen neben Privatpersonen auch Firmen mitmachen und unter anderem ihre Emissionen verringern. Eine Möglichkeit dazu bietet die Kreislaufökonomie.

Kreislaufökonomie: Was ist damit genau gemeint?

Bei der Kreislaufökonomie geht es, grob gesagt, darum, Produkte länger zu nutzen und deren Materialwert so lange wie möglich zu erhalten. Sie zielt darauf ab, Umweltauswirkungen zu reduzieren, natürliche Ressourcen zu schonen und gleichzeitig das wirtschaftliche Wachstum zu fördern.

 

„Die zirkuläre Transformation könnte die Treibhausgasemissionen um bis zu 26 Prozent reduzieren und den Rohstoffverbrauch um bis zu 27 Prozent bis zum Jahr 2045 senken”, erklärt Prakash zu den Auswirkungen für Deutschland.

Bei Rohstoffen wie Neodym, Kobalt und Kupfer könnte der angenommene Bedarf hierzulande für das Jahr 2045 zu mehr als 50 Prozent durch zirkuläre Maßnahmen gedeckt werden, schätzt Antonia Loibl, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI).

Die Fondsgesellschaft BNP Paribas Asset Management hat einen ETF zum Thema Kreislaufwirtschaft lanciert. Der BNPP Easy ECPI Circular Economy Leaders UCITS ETF C (ISIN: LU1953136527) wurde Ende April 2019 aufgelegt.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

 

  • Performance laufendes Jahr: 14,11 Prozent
  • Performance 1 Jahr: 11,58 Prozent
  • Performance 3 Jahre: 54,37 Prozent (18,13 Prozent p.a.)
  • Sektor: Aktienfonds All Cap Welt
  • ISIN: LU1953136527
  • Auflegungsdatum: 24.04.2019
  • Fondsvolumen: 1.010,25 Millionen Euro (Stand: 31.7.2023)
  • Volatilität 3 Jahre: 16,37 Prozent
  • Maximum Drawdown: 30,39 Prozent
  • Sharpe Ratio (3 Jahre): 1,11

(Stand: 4. September 2023)

Ziel des ETFs ist es, die Wertentwicklung des ECPI Circular Economy Leaders Equity (NR) Index nachzubilden. Der Index besteht aus Unternehmen mit positiven ESG-Ratings mit Bezug zur Kreislaufwirtschaft. Konkret sind damit beispielsweise Firmen gemeint, die ihre Abhängigkeit von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen verringern wollen und in den Bereichen Verlängerung der Produktlebensdauer und Recycling unterwegs sind.

Kreislaufökonomie-ETF: Klassifizierung nach Artikel 8

Der ETF verfolgt den sogenannten Best-in-Class-Ansatz, investiert also in Firmen, die als die saubersten ihrer Branche gelten. Er ist nachhaltig nach Artikel 8 klassifiziert. Artikel-8-Produkte weisen ökologische oder soziale Merkmale auf.

Neben Artikel-8-Produkten gibt es auch noch die strengere Nachhaltigkeitskategorie der Artikel-9-Produkte. Diese müssen mindestens ein konkretes Nachhaltigkeitsziel verfolgen, wie etwa die Reduktion von Kohlendioxidemissionen. Die Ergebnisse ihrer Bemühungen müssen die Finanzdienstleister nachweisen.

 

Die Top-10-Positionen des ETFs

Die Top-10-Positionen des Aktien-ETFs von BNP Paribas machen knapp 21 Prozent des ETF-Gesamtvolumens aus:

Unternehmen

Anteil

3M

2,17 Prozent

International Business Machines (IBM) Corp

2,13 Prozent

Sika AG

2,11 Prozent

Adobe Inc

2,08 Prozent

CRH PLC

2,08 Prozent

Denso Corporation

2,08 Prozent

Kering SA

2,08 Prozent

Target Corporation

2,08 Prozent

Panasonic Holdings Corporation

2,07 Prozent

Intel Corporation

2,06 Prozent

Stand: 31. Juli 2023

Unter den Top 10 sind ganz bekannte Unternehmen wie IBM, Adobe, Intel und Panasonic. Aber auch einige unbekanntere Firmen wie:

  • 3M ist ein amerikanischer Konzern, der unter anderem weltweit führend in der Entwicklung von Klebetechnologien ist und Produkte wie Klebebänder, Klebstoffe und Klebefolien herstellt. Auch Schleifmittel für verschiedene Anwendungen hat 3M im Sortiment, von Schleifpapier bis hin zu Schleifmaschinen für die Automobil- und metallverarbeitende Industrie. 3M produziert außerdem verschiedene Sicherheitsprodukte, darunter Atemschutzmasken, Gehörschutz, Schutzbrillen und Helme. Bekannt ist 3M unter anderem auch für seine Post-it-Notizzettel (Höchste Einzelposition mit einem Anteil von 2,17 Prozent).
  • Die Sika AG ist ein global tätiges Schweizer Unternehmen, das Spezialchemikalien und Baustoffe für die Baubranche herstellt und entwickelt. Zu den Produkten zählen beispielsweise Beton- und Mörtelzusätze, Dichtungs- und Klebstoffe, Boden- und Beschichtungssysteme sowie Betonreparatur und -schutz (Anteil von 2,11 Prozent).
  • Denso Corporation: Denso ist ein japanischer Automobilzulieferer. Die Firma hat sich darauf spezialisiert, Automobiltechnologien und.-komponenten zu entwickeln, herzustellen und zu vertreiben (Anteil von 2,41 Prozent).

Neben dem ETF von BNP Paribas gibt es auch noch andere ETFs und Fonds, die sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Dazu gehören beispielsweise:

  • VanEck Circular Economy UCITS ETF USD A (ISIN: IE0001J5A2T9)
  • Xtrackers MSCI Global SDG 12 Circular Economy UCITS ETF 1C (ISIN: IE000Y6ZXZ48)
  • Mediolanum Circular Opportunities Fonds (ISIN: IE000ACFO6B6)
Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Der Vaneck-ETF hat ein Fondsvolumen von circa 6 Millionen US-Dollar und wurde Ende Oktober 2022 aufgelegt. Die laufenden Kosten betragen 0,4 Prozent. Er hat im laufenden Jahr bisher einen Verlust in Höhe von 3,41 Prozent eingefahren.

Der in diesem Jahr aufgelegte Xtrackers MSCI Global SDG 12 Circular Economy UCITS ETF 1C hat eine empfohlene Haltedauer von 84 Monaten, also sieben Jahren. Mit laufenden Kosten in Höhe von 0,37 Prozent ist er etwas günstiger als der Vaneck-ETF. In diesem Jahr hat er bisher einen Verlust von 2,11 Prozent verbucht.

Es gibt auch einige Fonds, die sich dem Thema Kreislaufwirtschaft widmen. Der Mediolanum Circular Opportunities Fonds (ISIN: IE000ACFO6B6) wurde Anfang 2022 aufgelegt. Der Ausgabeaufschlag beträgt 3 Prozent, die sonstigen laufenden Kosten 2,76 Prozent. Im laufenden Jahr hat er eine Rendite in Höhe von 6,35 Prozent erwirtschaftet.

Was für ein Investment in Kreislaufökonomie-ETFs spricht

  • Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind keine Themen, die in den kommenden Jahren wieder verschwinden werden. Firmen und Länder weltweit müssen sich auch in den kommenden Jahrzehnten damit beschäftigen. Daher könnte das Thema Kreislaufwirtschaft langfristig aus Renditegründen gut fürs Depot sein.
  • Rohstoffe werden weltweit immer knapper. Daher ist es sinnvoll, diese möglichst oft wiederzuverwerten. Dabei hilft die Kreislaufwirtschaft.
  • Wer nachhaltig investieren möchte, für den könnten Kreislaufwirtschafts-ETFs und Fonds eine gute Anlagemöglichkeit sein.

Was gegen ein Investment in Kreislaufökonomie-ETFs spricht

  • Da das Thema Kreislaufwirtschaft erst in den vergangenen Jahren aufkam, gibt es nur wenige ETFs, die schon mehrere Jahre laufen. In der Regel sollten ETFs am besten schon fünf Jahre auf dem Markt sein.
  • Die Firmen werden meist nach dem Best-in-Class-Prinzip als nachhaltig eingestuft, also als die besten von allen in ihrer jeweiligen Branche, quasi hellgrün. Das ist aber die schwächere Nachhaltigkeitskategorie im Vergleich zu Artikel 9, dunkelgrün.
  • Das Thema Klimaschutz wird auf der Agenda bleiben. Ob aber die Kreislaufwirtschaft unter den möglichen Lösungsvorschlägen populär bleibt und diese Firmen davon profitieren werden, ist nicht sicher.
  • Es ist generell wichtig, breit zu diversifizieren. Bei jedem Themen-ETF sollten sich Anleger:innen fragen, ob sie damit das Kapital ihres Depots auf genügend Firmen verteilen.

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