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Nachhaltigkeit DWS zu Greenwashing-Vorwürfen: „Wir haben uns bewusst gegen Null-Prozent-Grenzen entschieden“

Demonstranten machen auf Greenwashing aufmerksam
Demonstranten machen auf Greenwashing aufmerksam: Die Deutsche-Bank-Tochter DWS muss sich zum wiederholten Mal gegen Vorwürfe rechtfertigen. | Foto: Imago Images / Tim Wagner

Die DWS muss sich zum wiederholten Mal den Vorwurf des Greenwashings gefallen lassen: Im vergangenen Jahr sollen grüne Fonds der Deutschen-Bank-Tochter Aktien fossiler Unternehmen im Wert von mehr als 850 Millionen US-Dollar zugekauft haben. Kein anderer Vermögensverwalter habe so viel zusätzliches Geld aus nachhaltigen Fonds, in solche Wertpapiere gesteckt, zeigt eine Studie der Bürgerinitiative Finanzwende.

„Die Daten verdeutlichen, dass die DWS beim Greenwashing ganz vorne dabei ist“, so Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei Finanzwende. Dass Unternehmen noch in fossile Unternehmen investieren, sei angesichts der Klimakrise Irrsinn, echauffiert sich die Nachhaltigkeitsexpertin.

 

DWS kann Zahlen von Finanzwende nicht nachvollziehen

Zwar wiegen die Vorwürfe schwer, trotzdem widerspricht die Deutsche-Bank-Tochter den Daten: „Auf Basis der uns vorliegenden Informationen können wir die Zahlen von Finanzwende nicht vollständig nachvollziehen“, erklärt DWS-Pressesprecherin Kathrin Mahr in einem Statement. Dabei hebt sie hervor: Die DWS messe dem Klimaschutz und dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern eine hohe Bedeutung bei.

Warum sie jedoch trotzdem weiterhin auf fossile Firmen setzen, rechtfertigt Mahr so: „Wir können bei Unternehmen nur Verbesserungen bewirken, wenn wir investiert sind – im Dialog mit dem Management oder über unser Abstimmungsverhalten.“ Forderungen an Firmen wie: Entweder sofortiger Ausstieg oder umgehende Desinvestition – wären nicht zielführend. Deshalb habe sich die DWS bewusst gegen Null-Prozent-Grenzen entschieden.

Am meisten zusätzliches Geld soll laut Finanzwende in Aktien der Firmen Enbridge und Shell geflossen sein. Aktien – im Wert von fast 10 Millionen US-Dollar – aus dem Bereich der erneuerbaren Energien soll die DWS dagegen verkauft haben.

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Die Pressestelle des Vermögensverwalters rechtfertigt sich wie folgt: „In vielen Fällen bauen Firmen nicht nur Kohle ab, sondern auch Rohstoffe wie Kupfer, die zum Beispiel für die Elektromobilität und damit für erneuerbare Energien unverzichtbar sind.“ Diese Unternehmen durch sofortige Desinvestition vom Kapitalmarkt abzuschneiden, wäre kontraproduktiv und würde nicht zuletzt auch den Erfolg der Energiewende infrage stellen.

 

Fast keiner erwartet, mit grünen Fonds in Öl- und Gasfirmen zu investieren

Finanzwende-Referentin Senn bemängelt jedoch: „Kaum jemand erwartet, mit einem nachhaltigen Fonds überhaupt in Öl- und Gasunternehmen zu investieren.“ Die DWS würde ihren Kunden bei nachhaltigen Fonds etwas vormachen

Ende 2022 enthielten die nachhaltigen Fonds der DWS insgesamt fossile Aktien im Wert von über 5 Milliarden US-Dollar, so die Zahlen der Studie. Der Wert der Aktien von Firmen aus dem Sektor der erneuerbaren Energien belief sich dagegen nur auf 194 Millionen US-Dollar. In fossilen Unternehmen steckten demnach 20-mal mehr Geld als in Solar-, Wind- und ähnlichen Firmen.

Über die Studie von Finanzwende:

Der Auswertung liegen Daten zum Aktienbesitz von 2.434 aktiv gemanagten und in Europa erhältlichen Fonds aus der Datenbank Morningstar Direct zugrunde, die nach Artikel 8 oder Artikel 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation als nachhaltig eingestuft sind. Die Zahlen zu den Zukäufen wurden jeweils preisbereinigt, um die Kursentwicklung der Aktien auszuklammern.

 

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