Nachhaltigkeitsexperte Jan Rabe
Das Angebot an fossiler Energie könnte steigen
Jan Rabe leitet das Nachhaltigkeitsbüro von Metzler Asset Management. Foto: Metzler Asset Management
Das Streben nach Klimaneutralität senkt die Nachfrage nach fossilen Kohlenstoffen und verlangsamt den Klimawandel – so zumindest die landläufige Meinung. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, ist Jan Rabe, Nachhaltigkeitsexperte von Metzler Asset Management, überzeugt.
„Stoppt heute die Erschließung neuer Öl-, Gas- und Kohlefelder oder seht Euch einem gefährlichen Anstieg der globalen Temperaturen gegenüber“. Das verkündete die Internationale Energieagentur im Mai 2021 – die Organisation, die sich seit 1974 für die Sicherung der Ölversorgung von Industrieländern einsetzt. Dies steht der Einschätzung der Gemeinschaft Erdöl exportierender Länder (OPEC) entgegen, die in ihrem aktuellen Ausblick für 2045 von einer Fördermenge von 109 Millionen Barrel Rohöl pro Tag ausgeht – konträr zu dem Pfad der „nachhaltigen Entwicklung“ der IEA (Abbildung 1).
Abbildung 1: Schätzungen zu „Peak-Oil“ – IEA versus OPEC; Globale Produktion für...
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„Stoppt heute die Erschließung neuer Öl-, Gas- und Kohlefelder oder seht Euch einem gefährlichen Anstieg der globalen Temperaturen gegenüber“. Das verkündete die Internationale Energieagentur im Mai 2021 – die Organisation, die sich seit 1974 für die Sicherung der Ölversorgung von Industrieländern einsetzt. Dies steht der Einschätzung der Gemeinschaft Erdöl exportierender Länder (OPEC) entgegen, die in ihrem aktuellen Ausblick für 2045 von einer Fördermenge von 109 Millionen Barrel Rohöl pro Tag ausgeht – konträr zu dem Pfad der „nachhaltigen Entwicklung“ der IEA (Abbildung 1).
Abbildung 1: Schätzungen zu „Peak-Oil“ – IEA versus OPEC; Globale Produktion für Rohöl, in Millionen Barrel pro Tag
Trotz des starken Rückgangs 2020 geht die OPEC davon aus, dass der globale Primärenergiebedarf wachsen und bis 2045 um 25 Prozent steigen wird. Öl könnte dann 45 Prozent des Mix ausmachen. Wer wird Recht behalten?
Diejenigen, die davon ausgehen, dass Peak-Oil – also das Jahr, in dem die geförderte Menge Rohöl ihren Höchststand erreicht – in der Vergangenheit liegt, vergessen, dass es sich hierbei um einen Markt für nichtreproduzierbare Güter handelt. Anders als auf Märkten für reproduzierbare Güter wie Lebensmittel oder Kleidung, bleibt das Angebot an endlichen Gütern starr und reagiert kaum auf Veränderungen der Preise (Abbildung 2).
Abbildung 2: Elastizität* nahe null – Änderungen des Preises für Rohöl wirken sich so gut wie nicht auf die Produktion aus; Daten normiert in Relation zum jeweiligen Mittelwert
So lange internationale Klimapolitik unilateral betrieben wird und Instrumente zum Einsatz kommen, die Produzenten fossiler Kohlenstoffe dazu anhalten Fördermengen zu erhöhen anstatt zu senken, so lange ist davon auszugehen, dass globale Treibhausgasemissionen langfristig steigen statt zu fallen. Wie kann das sein?
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