Bantleon-Analyst Andreas Busch
So rechtfertigt Fed-Chef Jerome Powell seine Geldpolitik
Andreas Busch ist Analyst beim Fondsanbieter Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Die Inflation steigt kräftig, doch Jerome Powell hält unbeeindruckt an seiner lockeren Geldpolitik fest. Bantleon-Analyst Andreas Busch erklärt, welche Gründe der US-Notenbankchef hat.
Zweitens führte der Fed-Präsident die schwache Lohnentwicklung an, angesichts derer eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale nicht zu befürchten sei. Auch hier stellt sich die Lage mittlerweile anders dar. Verschiedene der von Powell angeführten Maße zum Lohnwachstum sind in den vergangenen drei Monaten deutlich gestiegen. Mit 14- bis 17-jährigen Höchstständen ist bei diesen Größen eine merkliche Beschleunigung des Lohnwachstums inzwischen unverkennbar (vergleiche Abbildung 2).
Abbildung 2: Lohnwachstum zieht an
Drittens verwies der Fed-Präsident auf fest verankerte Inflationserwartungen, die unverändert im Einklang mit dem 2-Prozent -Inflationsziel...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Zweitens führte der Fed-Präsident die schwache Lohnentwicklung an, angesichts derer eine gefährliche Lohn-Preis-Spirale nicht zu befürchten sei. Auch hier stellt sich die Lage mittlerweile anders dar. Verschiedene der von Powell angeführten Maße zum Lohnwachstum sind in den vergangenen drei Monaten deutlich gestiegen. Mit 14- bis 17-jährigen Höchstständen ist bei diesen Größen eine merkliche Beschleunigung des Lohnwachstums inzwischen unverkennbar (vergleiche Abbildung 2).
Abbildung 2: Lohnwachstum zieht an
Drittens verwies der Fed-Präsident auf fest verankerte Inflationserwartungen, die unverändert im Einklang mit dem 2-Prozent -Inflationsziel der Notenbank stünden und folglich gegen eine Verselbstständigung des Inflationsanstiegs sprächen. In diesem Bereich hat sich das Bild jedoch ebenfalls gewandelt. Die von ihm erwähnten Indikatoren sind zuletzt in die Höhe geschnellt und haben 20-jährige oder sogar Allzeit-Rekorde erreicht (vergleiche Abbildung 3).
Mit Blick voraus spricht vieles dafür, dass bei allen genannten Indikatoren das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Im Zuge einer im kommenden Jahr erneut kräftig wachsenden Wirtschaft wird sich die jetzt schon angespannte Lage am Arbeitsmarkt verschärfen und den Lohndruck weiter befeuern. Entsprechend sollte sich der Preisdruck auf mehr Güter und Dienstleistungen ausweiten. Die Inflationserwartungen, die zu einem großen Teil von der jeweils aktuell vorherrschenden Teuerungsentwicklung getrieben sind, dürften ebenfalls weiter anziehen.
Abbildung 3: Inflationserwartungen klettern auf Rekordstände
In diesem Umfeld wird die Notenbank ihre Einschätzung eines lediglich temporären Inflationsschubs relativieren müssen. In der Folge wird nicht nur eine erste Zinserhöhung zur Mitte des kommenden Jahres immer wahrscheinlicher. Vielmehr muss auch mit einer Serie weiterer Zinsschritte gerechnet werden, denn nur so wird die überbordende Nachfrage und die Gefahr einer galoppierenden Inflation einzudämmen sein.
Das an den Terminmärkten eskomptierte Szenario, das den Leitzins Ende 2023 bei rund 1,5 Prozent und Ende 2024 bei rund 1,75 Prozent sieht, ist entsprechend zu zurückhaltend. Im Laufe der kommenden Quartale dürfte es nach oben korrigiert werden, was den Treasury-Renditen weiteren Aufwärtsdruck beschert.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Über den Autor