Natixis-Chefstratege David Lafferty
Asynchrone Verlangsamung
David Lafferty, Chefstratege Natixis Investment Managers Foto: Natixis Investment Managers
„Synchronisiertes globales Wachstum“ war das Schlagwort, mit dem die meisten Auguren ihre Erwartungen für 2018 überschrieben hatten. Was tatsächlich in diesem Jahr an den Märkten passiert ist, ruft uns in Erinnerung, dass das allgemein Anerkannte wahrscheinlich immer schon längst eingepreist ist. Dies zu berücksichtigen, wird die Prognose für 2019 umso schwieriger machen.
Und was, drittens, die Bewertungen angeht, so kann man sagen, dass sie nicht mehr auf extremen Niveaus liegen. Steigende Zinsen und ein verlangsamtes Wachstum haben Staatsanleihen von hoher Qualität näher an unsere Schätzungen des Fair Value herangeführt. Ebenso haben solides Ertragswachstum, fallende KGVs und sich ausweitende Credit Spreads Aktien und Unternehmensanleihen von sehr teuer zurück auf durchschnittlich oder leicht darüber gebracht. Investoren, die bereits ängstlich sind, dürften in diesen gemischten Signalen aber kaum Trost oder Richtung finden.
In der Zinspolitik werden wohl die Verlangsamung des US-Wachstums und der nachlassende Inflationsdruck die Fed von ihrem „Falken“-Kurs...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Und was, drittens, die Bewertungen angeht, so kann man sagen, dass sie nicht mehr auf extremen Niveaus liegen. Steigende Zinsen und ein verlangsamtes Wachstum haben Staatsanleihen von hoher Qualität näher an unsere Schätzungen des Fair Value herangeführt. Ebenso haben solides Ertragswachstum, fallende KGVs und sich ausweitende Credit Spreads Aktien und Unternehmensanleihen von sehr teuer zurück auf durchschnittlich oder leicht darüber gebracht. Investoren, die bereits ängstlich sind, dürften in diesen gemischten Signalen aber kaum Trost oder Richtung finden.
In der Zinspolitik werden wohl die Verlangsamung des US-Wachstums und der nachlassende Inflationsdruck die Fed von ihrem „Falken“-Kurs abbringen. Wir rechnen in 2019 nur mit einem weiteren Zinsschritt (unter der Annahme einer früheren Erhöhung im Dezember 2018). In Europa gehen wir davon aus, dass die Anleihenkäufe der EZB wie erwartet enden werden. Wir glauben jedoch nicht, dass die mit Spannung erwartete erste Zinserhöhung im nächsten Jahr stattfinden wird, da das europäische Produktions- und Exportvolumen weiterhin schleppend ist und die Inflation das Ziel der EZB nicht erreicht.
Auch die Renditen bei Aktien werden unterschiedlich ausfallen. Für den S&P 500 werden 2019 die Ertragswachstumsschätzungen bereits von 11 Prozent auf 8 Prozent reduziert. Bei einer moderaten globalen Aktivität könnte sie sich auf 5 bis 7 Prozent annähern, da das Umsatzwachstum und die Gewinnmargen voraussichtlich unter einem gewissen Druck stehen werden.
Wenn sich die US-Notenbank jedoch weniger restriktiv entwickelt, die Inflation in Schach ist (wie wir glauben) und die Bewertungen nur geringfügig gestiegen sind, sehen wir wenig Grund dafür, dass sich die Preismultiplikatoren dramatisch zusammenziehen. Die Kombination aus einem mittleren einstelligen Gewinnwachstum mit stabilen KGVs sollte zu einem ähnlichen Ergebnis wie in diesem Jahr führen – positive, aber unterdurchschnittliche Renditen.
Die Annahmen für europäische Aktien sind ähnlich. Dennoch gilt ihnen unsere Präferenz, da ihre ohnehin niedrigeren Bewertungen weniger anfällig sind für Korrekturen, wenn die Weltwirtschaft stärker ins Stocken gerät, als wir erwarten. Einfach ausgedrückt: wir wissen nicht, ob sich US-amerikanische oder europäische Aktien besser entwickeln werden, aber wir mögen das Risiko-Rendite-Profil in Europa lieber.
Dieser Blick auf das Risiko sollte sich durch die gesamte Portfolioausrichtung durchziehen: Zwar erwarten wir, dass die Risikoaktiva eine leichte Konjunkturabschwächung mit einigen Stolperern überstehen werden. Wenn die Verlangsamung jedoch in Richtung Rezession abrutscht, könnten die Auswirkungen weitaus gravierender sein, als wir derzeit prognostizieren. Wir glauben auch, dass die Inflation vorerst unter Kontrolle ist. Wenn sich dies als falsch erweist und die Inflation stärker ansteigt, wird es für die Fed schwieriger, sich zurückzuziehen, die nominalen Zinsen werden steigen (nicht fallen), und die Verbraucher werden den Druck spüren.
Eine sich abschwächende Weltwirtschaft spricht generell für Zurückhaltung. Jetzt ist nicht die Zeit gierig zu sein; Gier wird so spät im Zyklus vermutlich nicht mehr belohnt. Gleichzeitig ist es auch zu früh, alle Risikoaktiva schon vom Tisch zu nehmen. Es empfiehlt sich der Mittelweg – Investoren sollten von zwei Alternativen einfach die risikoärmere wählen. Sprich: Eher „Low Beta“ als „High Beta“, eher „Value“ als „Growth“, eher „Senior Loans“ als „High Yield“ und generell alternative, nicht-korrelierte Strategien. Die Verteilung von Volatilität und Rendite sollte sich im nächsten Jahr jedenfalls wieder stärker ausdifferenzieren – allemal ein Argument für aktives Management.
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