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Wachtendorf-Kolumne Fünf Regeln für nachhaltiges Investieren

Von Aktualisiert am in Kommentare der RedaktionLesedauer: 4 Minuten
Nachhaltiger investieren, aber richtig: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf nennt Grundregeln.
Nachhaltiger investieren, aber richtig: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf nennt Grundregeln. | Foto: Johannes Arlt

Wer oder was hat den Schalter umgelegt? Greta Thunberg mit ihrer Fridays-for-future-Bewegung? Die tägliche Flut an Fernsehbildern, die die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels zeigen? Oder doch das Corona-Virus, das derzeit in so vielen Bereichen als Beschleuniger wirkt und ganz nebenbei die Gefahren menschenunwürdiger Arbeits- und Lebensbedingungen aufdeckt? Fakt ist: Anders als noch vor fünf oder zehn Jahren müssen sich die Verfechter nachhaltigen Investierens anno 2020 nicht mehr den Mund fusselig reden, um Anlegern die Kürzel SRI und ESG näherzubringen. Die meisten fragen inzwischen von selbst danach.

Socially Responsible Investing und das Schlagwort-Trio Environmental Social Governance (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) stehen im Grunde genommen für ein und dasselbe: den Wunsch, das eigene Geld an den Kapitalmärkten möglichst sinnvoll einzusetzen. Oder zumindest so, dass weder die natürlichen Lebensgrundlagen noch andere Menschen übermäßig Schaden nehmen. Einer aktuellen Studie im Auftrag der Quirin Privatbank zufolge würde jeder vierte Anleger dafür sogar Abstriche bei der Rendite von bis zu 30 Prozent in Kauf nehmen.

Eine zweite Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge wiederum offenbart große Wissenslücken zum Thema: So konnten nur 14 Prozent der Befragten den Begriff „nachhaltige Kapitalanlage“ richtig definieren. Die Gefahr ist also groß, dass viele Anleger ihr eigentliches Ziel verfehlen oder am Ende zu den falschen Produkten greifen. Im Folgenden deshalb fünf Grundregeln, wie es gelingen kann, das eigene Depot ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten – ohne dass es zu den von manchen immer noch befürchteten Rendite-Einbußen kommt.

Regel Nummer Eins: Wohin genau soll der Weg führen? Das muss zunächst einmal jeder für sich allein oder zusammen mit einem Berater definieren. Reicht es schon, die Hersteller von Streubomben und Landminen zu ächten, verbunden mit einem Verzicht auf Atomkraft, Tabak und Pornographie? Oder kommen generell nur Investments in Frage, deren Nutzen für Mensch, Tier und Umwelt über jeden Zweifel erhaben ist? Je strenger dabei der Filter, desto kleiner zwangsläufig die Auswahl an möglichen Produkten. US-Staatsanleihen etwa fallen da auch ohne Donald Trump ziemlich schnell durchs Raster.

Regel Nummer Zwei: Klar hat es Charme, als stiller Teilhaber ein individuelles Nachhaltigkeits-Projekt zu fördern, vielleicht sogar direkt vor Ort. Trotzdem sollte dies die absolute Ausnahme sein und angesichts der damit verbundenen Risiken auf einen kleinen Teil des eigenen Kapitals beschränkt bleiben. Gleiches gilt generell für alle Produkte des grauen Kapitalmarkts. Eine Beteiligung an einer Bio-Aquafarm in Marokko oder einem Mischwald in Rumänien verspricht zwar auf dem Papier satte Renditen, aber kaum Sicherheit.

Regel Nummer Drei: Der Trend zu börsennotierten Indexfonds (ETFs) hat auch den Nachhaltigkeits-Markt erreicht. Längst nicht alle dieser oft erst vor kurzem aufgelegten Produkte passen jedoch zum persönlichen Anforderungsprofil, und oft hapert es an der nötigen Risikostreuung. Indes: Wer bislang für die private Altersvorsorge einen ETF auf den Weltaktienindex von MSCI nutzt, kann problemlos auf den MSCI World SRI umstellen. In der Wertentwicklung unterscheiden sich die beiden Indizes nur minimal, seit 2008 lag der MSCI World SRI in acht von zwölf Jahren leicht vorne.

Regel Nummer Vier: Aktiv gemanagte Fonds können das Thema Nachhaltigkeit flexibler und passgenauer bespielen als ein ETF. Umso wichtiger ist es, die Ernsthaftigkeit im Vorfeld genau abzuklopfen und Greenwashing so weit wie irgend möglich auszuschließen. Dabei hilft die Datenbank von Facing Finance – oder ein Blick auf die ESG-Ratings von Analysegesellschaften wie FWW, Morningstar und Scope.

Regel Nummer Fünf: Rohstoff-Unternehmen bleiben in den meisten ESG-Portfolios außen vor. Was angesichts der mit ihnen assoziierten Umweltbelastungen verständlich ist – aber auch inkonsequent: Ohne die derzeit noch im Boden schlummernden Reserven an Kupfer, Nickel und anderen „Critical Raw Materials“ nämlich lassen sich die 2015 in Paris verabschiedeten Klimaziele unmöglich verwirklichen. Das bislang sehr überschaubare Angebot an nachhaltigen Rohstoff-Aktienfonds dürfte daher schon bald wachsen und sollte angesichts der damit verbundenen Chancen auch genutzt werden.

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Natürlich ist das hier aufgeführte Regelwerk nicht vollständig. Als grobe Orientierung für Neueinsteiger kann es jedoch allemal dienen. Auf dass die Welt um uns herum ein Stück weit besser werde.

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