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in ETFs & IndexfondsLesedauer: 10 Minuten

Anlage-Experte Andreas Beys Worauf Anleger bei der Beurteilung von Fondskosten achten sollten

Euromünzen: Um einzuschätzen, ob die Kosten für ein Finanzinstrument angemessen sind, sollten Anleger auch die Leistung des Beraters und Fondsmanagers im Blick behalten, rät Andreas Beys von der Kölner Fondsgesellschaft Sauren.
Euromünzen: Um einzuschätzen, ob die Kosten für ein Finanzinstrument angemessen sind, sollten Anleger auch die Leistung des Beraters und Fondsmanagers im Blick behalten, rät Andreas Beys von der Kölner Fondsgesellschaft Sauren. | Foto: imago images / PPE
Andreas Beys
Foto: Sauren

Die Deutschen verfügen derzeit über ein Geldvermögen von etwa 6 Billionen Euro. Nur die wenigsten Privatanleger trauen sich eine erfolgreiche Vermögensverwaltung selbst zu, so dass in Deutschland circa 1.800 Banken, 800 unabhängige Vermögensverwalter und tausende von Anlagevermittlern und Honorarberatern um die Gunst der Anleger kämpfen, deren Vermögenswerte verwalten oder dazu beraten zu dürfen.

Die Kosten für die angebotenen Wertpapierleistungen samt Produktkosten spielen bei der Wahl des richtigen Beraters oder Verwalters für viele Anleger eine immer wichtigere Rolle. Denn durch die 2018 eingeführten Kostenaufklärungsverpflichtungen für Finanzdienstleister und Fondsanbieter und die damit größere Transparenz können Anleger nun auch die Kosten der Finanzanbieter besser vergleichen. 

Probleme bei der Beurteilung der Kosten

Die ersten Erfahrungen mit den neuen Kostenaufklärungsdokumenten zeigen jedoch auch, dass nicht jeder Anleger mit der höheren Transparenz und der Art der Kostendarstellung zurechtkommt. Es kommt zum Beispiel vor, dass Anleger fälschlicherweise glauben, die ausgewiesenen Kosten im Ex-Post-Kostenausweis müssten noch beglichen werden. Andere haben Schwierigkeiten darin, die verschiedenen Gebührenarten und die Höhe der jeweiligen Kosten richtig zu interpretieren und zu bewerten.

Das scheint auch an der Darstellungsform der Kostenausweise zu liegen. Während beispielsweise die Kosten auf Depotebene (zum Beispiel Transaktionskosten, jährliche Kontoführungsgebühr, Verwaltungsgebühr des Verwalters) separat ausgewiesen werden, sind die Kosten der Finanzinstrumente nur mit einem Gesamtkostenwert dargestellt. Wie sich diese Kosten zusammensetzen? Leider Fehlanzeige. Dabei wäre gerade hier mehr Transparenz wichtig und würde das Verständnis für Gebühren erhöhen.

Gerade bei höheren Kostenangaben suchen Anleger verstärkt das Gespräch mit ihren Beratern oder mit der Fondsgesellschaft. Diese können die Kosten in Bezug auf die erhaltenen Dienstleistungen in der Regel erklären. Aber nicht jeder Anleger hat Lust und Ruhe für lange Aufklärungsgespräche. Häufig werden die kostenintensiveren Finanzinstrumente dann einfach verkauft – in der Hoffnung, mit günstigeren Finanzanlagen eine bessere Rendite nach Kosten erzielen zu können.

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Niedrige Kosten bedeuten nicht zwangsläufig höhere Renditen

Kostensensitive Anleger folgen dabei immer häufiger den Empfehlungen von Finanzdienstleistern, die zu kostengünstigen Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds) raten. Denn diese werben nicht nur wegen der deutlich geringeren Kosten für solche Finanzinstrumente, sondern auch mit dem Argument, dass die meisten aktiv verwalteten Investmentfonds den Marktindex nicht schlagen würden. Daher seien deren höhere Kosten auch nicht gerechtfertigt. Insbesondere die sogenannten Robo-Advisors (im Internet verkaufte Fonds-Vermögensverwaltungen mit Indexfonds/ETFs) werben so um Kunden. Aber auch immer mehr etablierte Banken und Finanzdienstleister bieten Vermögensverwaltungen mit Indexfonds an, um kostensensitive Kunden nicht an die Konkurrenz zu verlieren.

Diese Angebote sind zwar insgesamt tatsächlich in der Regel günstiger als Anlagestrategien mit aktiv verwalteten Investmentfonds. Sie führen aber nicht zwangsläufig zu besseren Ergebnissen für den Anleger. Dies deuten zum Beispiel auch die jüngsten Auswertungen diverser Fachzeitschriften und Online-Portale an. Das Auffälligste ist dabei, dass die Anlageergebnisse der verschiedenen Anbieter sehr unterschiedlich sind. Theoretisch ist dies überraschend, da die Grundthesen dieser Anbieter ja in der Regel sehr vergleichbar sind. Das müsste eigentlich zu nahezu identischen Indexfonds-Kombinationen in den Depots der Kunden führen und damit zu nahezu identischen Wertentwicklungen.

Wie man den Vergleichstest und den sehr unterschiedlichen Anlageergebnissen entnehmen kann, scheinen die Anbieter aber alle zueinander ein anderes Verständnis in Sachen Indexfondsanlage zu haben. Und damit zeigt sich für die Praxis, dass auch ein Investieren mit passiven Fonds nicht zwangsläufig zu einem passiven Anlegen und zu besseren Ergebnissen führt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse richtig werten

Bei genauerer Betrachtung kann man sogar das Hauptargument der Indexbefürworter in Frage stellen, denn als Nachweis für die Behauptungen der Indexfonds-Dienstleister dienen meist die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Kapitalmarktforschung.