Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Wettbewerb ist eine wesentliche Triebkraft für Leistung und Innovation. Dies gilt gleichermaßen für die Wirtschaft, für die Politik, für den Sport und für das tägliche Leben. Wer also die Vorzüge des Wettbewerbs infrage stellt, der zweifelt nicht nur an der Marktwirtschaft, sondern auch an einem wesentlichen Element des menschlichen Miteinanders. Der liberale Vordenker und Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek bezeichnete den Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, denn Innovationen und Lösungen für drängende Probleme werden meist durch Versuch und Irrtum im Wettbewerb und nicht durch zentrale Planung erreicht.
Der zuweilen geäußerte Verdacht, ungezügelter Wettbewerb sei verantwortlich für die Probleme der Menschheit, dürfte in vielen Fällen unbegründet sein. Im Gegenteil: Die Wettbewerbswirtschaft hat entscheidend zur Überwindung materieller Not und zum heutigen Wohlstand beigetragen. Damit wurde erst die Basis dafür geschaffen, sich intensiver um Probleme abseits der Grundbedürfnisse kümmern zu können.1
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Wettbewerb ist eine wesentliche Triebkraft für Leistung und Innovation. Dies gilt gleichermaßen für die Wirtschaft, für die Politik, für den Sport und für das tägliche Leben. Wer also die Vorzüge des Wettbewerbs infrage stellt, der zweifelt nicht nur an der Marktwirtschaft, sondern auch an einem wesentlichen Element des menschlichen Miteinanders. Der liberale Vordenker und Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek bezeichnete den Wettbewerb als Entdeckungsverfahren, denn Innovationen und Lösungen für drängende Probleme werden meist durch Versuch und Irrtum im Wettbewerb und nicht durch zentrale Planung erreicht.
Der zuweilen geäußerte Verdacht, ungezügelter Wettbewerb sei verantwortlich für die Probleme der Menschheit, dürfte in vielen Fällen unbegründet sein. Im Gegenteil: Die Wettbewerbswirtschaft hat entscheidend zur Überwindung materieller Not und zum heutigen Wohlstand beigetragen. Damit wurde erst die Basis dafür geschaffen, sich intensiver um Probleme abseits der Grundbedürfnisse kümmern zu können.1
Gerade in Umweltfragen wird der Marktwirtschaft dennoch seit Jahrzehnten vorgeworfen, durch das enorme Wirtschaftswachstum und den damit verbundenen hohen Konsum maßgeblich zu den Umweltschäden beigetragen zu haben. Diese Anklage ist richtig und falsch zugleich. Umweltschäden sind das Produkt aus a) Wohlstandsniveau, b) Produktionstechnologie und c) Größe der Weltbevölkerung.
Höherer Wohlstand und mehr Konsum führen – unter sonst gleichen Umständen – tatsächlich zu mehr Ressourcenverbrauch und einer höheren Umweltbelastung. Gleichzeitig sorgt die Marktwirtschaft bei den beiden anderen Faktoren aber für Entlastung: In einer Gesellschaft, die an Umweltschutz interessiert ist, zwingt der Wettbewerbsdruck die Unternehmen zu umweltschonenderen Produktionsverfahren.2
Zudem gibt es in praktisch allen hoch entwickelten, marktwirtschaftlich organisierten Ländern mit funktionierenden Alterssicherungssystemen kein nennenswertes Bevölkerungswachstum. Das Gegenteil gilt für Schwellen- und Entwicklungsländer: Gemäß der UN-Bevölkerungsprognose wird die Bevölkerung in den kommenden Jahren besonders stark in Afrika wachsen, während die Veränderungsraten in Europa und Nordamerika vergleichsweise gering sind. Ein höheres Wohlstandsniveau führt also auf der einen Seite zu einer höheren Umweltbelastung, auf der anderen Seite würde es aber die globale Bevölkerungsexplosion begrenzen und dadurch der steigenden Umweltbelastung entgegenwirken.
Abbildung 1: UN-Bevölkerungsprognose
Der Wettbewerb der Ideen wird auch bei steigendem Wohlstand wahrscheinlich zu einer höheren Umweltqualität beitragen, weil die Produktion sauberer wird und der Anstieg der Weltbevölkerung begrenzt werden könnte.
Selbstverständlich braucht auch der Wettbewerb gewisse Regeln. Gerade die Digitalökonomie, die durch einen rasanten Wettlauf um globale Marktanteile gekennzeichnet ist, bringt hier neue Herausforderungen mit sich.3 Die Probleme im Detail dürfen aber nicht den Blick dafür verstellen, dass Wettbewerb ein ganz natürlicher Bestandteil unseres Lebens und eine elementare Voraussetzung für Wohlstand und Fortschritt ist.
1 Erst wenn mindestens die existenziellen Bedürfnisse gedeckt sind, werden Lifestyle-Ernährung, Umweltschutz, Work-Life-Balance und Ähnliches zum Thema. Es handelt sich also um sogenannte superiore Güter, die mit steigendem Einkommen stärker nachgefragt werden. Die materiellen Erfolge der Marktwirtschaft haben die Gesellschaft also in der „Maslowschen Bedürfnispyramide“ weit nach oben aufsteigen lassen.
2 So waren die vom Wettbewerbsdruck befreiten Planwirtschaften Osteuropas nicht gerade für umweltschonende Produktionstechnologie bekannt.
3 Vgl. dazu Broders/Quitzau (2019), Marktwirtschaft in Gefahr? Digitale Monopole, Berenberg Makro vom 8. März 2019.
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