Indexfonds sind kein Allheilmittel Über die verhängnisvolle Liebe der ETF-Anleger
Das ETF-Marketing „Besser für weniger“ gerät so zum öffentlichkeitswirksamen Narrativ mit geradezu aphrodisierender Wirkung, sehr zum Händlernutzen: Durch hyperaktives Handeln mit ETFs „pervertierten“ liebestolle Anleger die langfristige Ausrichtung passiven Investierens, so das Argument der Experten von Flossbach von Storch Research in „Exchange Traded Funds (ETFs): Hyperaktiv statt passiv“ (2017). „Erste empirische Evidenz deutet jedoch darauf hin, dass der durchschnittliche ETF-Anleger bei seinen Trading-Aktivitäten nicht sonderlich erfolgreich ist, so dass sich auch für den ETF-Markt folgende Devise aufdrängt: Hin und her, macht Taschen leer“.
Und wenn's kracht ...
Den Wirkungen eines Aphrodisiakums würde man in normalen Zeiten durch eine kalte Performance-Dusche auf leidlich behutsame Weise begegnen können, aber der warme Dauerregen einer mittlerweile mehr als achtjährigen Aktienrally mitsamt historisch niedrigen Volatilitätsniveaus stimuliert indes noch weiter. Eine – dann freilich massenhafte – Panikflucht aus dem Markt steht zu befürchten, sobald sich die Verhältnisse nachhaltig drehen und das Wasser für alle kälter wird.
In Zeiten fallender Märkte und ruppiger Volatilität werden Anleger ihre ETF-Fondsanteile möglicherweise dann nur unter NAV (Nettoinventarwert der ETFs) verkaufen können, und zwar umso mehr unter NAV, je breiter die geographische Spanne fallender Märkte und die von Verbraucherschützern so gepriesene geographische Streuung der ETFs sind. Grund hierfür ist der sogenannte „Spread“, der nichts anderes ist als eine variable, nicht-Produktgeber-eigene Gebühr, die bei Kauf und Verkauf an der Börse anfällt. Das hat Konsequenzen: Der Börsenhändler muss jede ETF-Order ausführen. Fällt der Markt stark, kann er den ETF nur dann ohne Verlustrisiko für sich an- und wieder verkaufen, wenn er einen hinreichend großen Spread festlegt. Legt der ETF geographisch breit an, wirkt sich auf den Spread zusätzlich aus, dass einige Börsen zum Zeitpunkt der ETF-Order geschlossen sind. Da der Spread des ETF auch vom Spread eines Wertpapiers im ETF abhängt, das an einer gerade geschlossenen Börse notiert ist, steigt das Risiko des Börsenhändlers und als Folge der ETF-Spread. Der Spread ist aber – insbesondere in hektischen Märkten – nicht vorhersagbar, geschweige denn: ein im Verkaufsprospekt festgelegtes Kostenmerkmal eines ETF. Als Konsequenz bleibt der Spread komplett unberücksichtigt beim Gebührenvergleich mit Publikumsfonds, die ja in der Regel nicht über die Börse, sondern über die Kapitalverwaltungsstelle geordert werden.
Maximalrendite ist nicht immer das Ziel
Passive mit aktiv verwalteten Fonds zu vergleichen heißt, Obst mit Marmelade zu vergleichen. Um den Anlageerfolg von passiv zusammengestelltem Obstpäckchen und aktiv produzierter Marmelade zu bewerten und mithin vergleichbar zu machen, ist die Frage zu klären, was von einem aktiven Vermögensverwalter erwartet wird.