IW-Experte Michael Grömling
Das kostet die Pandemie
Aktualisiert am 24.11.2022 - 16:35 Uhr
Leitet die Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur beim IW Köln: Michael Grömling. Foto: IW Köln
In Deutschland brachten hohe Staatsausgaben und der schlechte Außenhandel im zweiten Corona-Jahr erneut gesamtwirtschaftliche Einbußen mit sich. IW-Experte Michael Grömling gibt einen Überblick über aktuelle Zahlen.
Infolge der starken Einbrüche im Frühjahr 2020 und der immer wieder eingetretenen Rückschläge haben sich mittlerweile erhebliche wirtschaftliche Schäden der Pandemie und der in diesem Kontext aufgetretenen Begleitumstände – etwa globale Logistikprobleme – aufgebaut.
Um diese Einbußen zu beziffern, kann folgende Kalkulation vorgenommen werden: Der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung in den vergangenen beiden Corona-Jahren wird ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt.
Dabei wird ein ökonomisches Umfeld unterstellt, in dem es die Corona-Pandemie einfach nicht gibt. Neben dieser kontrafaktischen Konjunktur muss zunächst auch noch das vierte Quartal 2021 auf Basis...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Infolge der starken Einbrüche im Frühjahr 2020 und der immer wieder eingetretenen Rückschläge haben sich mittlerweile erhebliche wirtschaftliche Schäden der Pandemie und der in diesem Kontext aufgetretenen Begleitumstände – etwa globale Logistikprobleme – aufgebaut.
Um diese Einbußen zu beziffern, kann folgende Kalkulation vorgenommen werden: Der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung in den vergangenen beiden Corona-Jahren wird ein kontrafaktischer Konjunkturverlauf gegenübergestellt.
Dabei wird ein ökonomisches Umfeld unterstellt, in dem es die Corona-Pandemie einfach nicht gibt. Neben dieser kontrafaktischen Konjunktur muss zunächst auch noch das vierte Quartal 2021 auf Basis des bereits vorliegenden Jahreswerts für 2021 geschätzt werden. Eine solche Kalkulation bietet zumindest eine grobe Orientierung für die bislang aufgelaufenen Wirtschaftsverluste infolge der Pandemie.
Gemäß dieser Modellrechnung dürften über die vergangenen acht Quartale hinweg kumulierte Ausfälle beim privaten Konsum in Deutschland in einer Größenordnung von 270 Milliarden Euro eingetreten sein. Die Lockdown-Maßnahmen und Verhaltensänderungen trafen vor allem den personenintensiven Teil des Konsums. Gegenüber einer kontrafaktisch ungebremsten Konsumdynamik ohne die Corona-Pandemie fallen die Einbußen im Jahr 2021 mit rund 145 Milliarden Euro sogar um 20 Milliarden Euro höher aus als im ersten Corona-Jahr.
Auch bei den Bruttoanlage-Investitionen gab es merkliche Ausfälle. Während die Ausrüstungsinvestitionen stark einbrachen, war allerdings in den beiden ersten Corona-Jahren bei den Bauinvestitionen noch ein weiterer Zuwachs zu verzeichnen. Hätte es die Pandemie nicht gegeben, wären die gesamten Investitionen in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren in preisbereinigter Betrachtung um rund 60 Milliarden Euro höher ausgefallen.
Dies stellt nicht nur eine kurzfristige Einbuße der Investitionsnachfrage infolge der Pandemie dar, vielmehr wirkt dies langfristig über die entgangenen Kapitalstockeffekte bremsend auf die wirtschaftliche Entwicklung.
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