Fondstrends 2021 „Rundum-Service im Vertrieb“
Symbiose aus Nachhaltigkeits- und Themenfonds
DAS INVESTMENT: Bitte nennen Sie 2-3 Trends im Fondsvertrieb 2021.
Thiemo Volkholz: Auf der Aktienseite sehe ich weiterhin viel Bedarf an thematischen Strategien und eine Symbiose von nachhaltigen und themenorientierten Fondslösungen. Auf der Rentenseite sind es vor allem flexible Rentenlösungen mit viel Freiheiten für die Asset Manager, um kurzfristig auf Marktverwerfungen reagieren zu können Generell sind die beiden grossen Themenblöcke weiter auf dem Vormarsch: ESG Unkorrelierte Renditequellen wie liquid alternatives und illiquidere Lösungen im Bereich von Immobilien und Private Equity.
Bitte nennen Sie 2-3 Anlagethemen Ihres Hauses, die 2021 besonders gefragt sein werden.
Volkholz: Wir bauen unser Produktangebot im Fixed Income Bereich vor allem in Richtung ESG aus und bieten Kunden über unsere aktuelle UCITS Palette bereits einen integrierten ESG Ansatz an. Mit dem Global Corporate ESG Fonds haben wir aber auch gerade einen dedizierten ESG UCITS Fonds lanciert, der auch unserer internes ESG-Ratingsystem umsetzt. Auf der Aktienseite sehen wir weiterhin Growth noch als großes Anlagethemen, ob in Form von globalen, US- oder Emerging-Markets-Strategien. Gerade in unserer Emerging-Markets-Strategie setzen wir auf auf High-Growth-Titel und im globalen und US-Bereich spielen die Themen Unternehmenstechnologien, Gesundheitstechnologien und on demand Verbrauch eine zentrale Rolle.
Welches sind Ihre Tier-1-Produkte für 2021 je für den Retail-, Wholesale-, und institutionellen Vertrieb?
Volkholz: Wir konzentrieren uns im Retail-Segment auf:
- Den flexiblen Rentenfonds PGIM Global Return Bond Fonds. Er hat die Flexibilität, in alle traditionellen und nicht traditionellen Bereiche des Fixed Income Universums zu investieren.
- Unseren globalen Aktienfonds PGIM Jennison Global Equity Opportunities. Er investiert in wachstumsstarke Unternehmen die in Zukunftsbranchen operieren.
Wir konzentrieren uns im Wholesale-Geschäft auf:
- Unsere High Yield Fonds (US und European), um von Bewertungsdifferenzen profitieren zu können
- Unseren Emerging Markets Aktienfonds PGIM Jennison Emerging Markets, der in wachstumsstarke Unternehmen in Zukunftsbranchen aus Schwellenländern investiert.
Auf welche Zielgruppe legen Sie im Vertrieb 2021 einen Schwerpunkt?
Volkholz: Grundsätzlich versuchen wir weiterhin alle Kanäle gleich zu fokussieren. Die letzten Monate haben uns aber gezeigt, dass es für PGIM als neuerer Spieler am deutschen Markt vor allem die Selbstentscheider sind, die auf unsere Performance aufmerksam werden und Unterlagen anfordern. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass aufgrund der COVID-Einschränkungen persönliche Treffen auf Messen beziehungsweise Veranstaltungen fehlen, um Neugier zu wecken.
Welcher Vertriebskanal leidet aufgrund von Corona?
Volkholz: Ich würde behaupten, es ist kein spezieller Kanal, sondern eher eine geografische Frage. Wir betreuen unsere Kunden zentral aus Frankfurt und reisen in die Regionen. Aufgrund der aktuell eingeschränkten Reisemöglichkeiten waren Kundenkontakte im näheren Frankfurter Raum einfacher zu erreichen als in den Regionen. Zum Glück hilft uns aber die Technik mittlerweile, das zu kompensieren.
Wie ändert die neue Realität mit weniger persönlichen Kontaktmöglichkeiten den Fondsvertrieb? Verlagert sich der Vertrieb eher in den Bereich Marketing?
Volkholz: Die Integration von Sales und Marketing war vielleicht nie wichtiger als momentan, um Kunden holistisch betreuen zu können. Persönlicher Kontakt muss ja nicht zwingend immer ein Treffen sein – auch wenn das natürlich aus meiner Sicht der angenehmste Teil meines Berufes ist. Virtuelle Treffen oder Telefonate können das zwar nicht ersetzen, sind aber mit Sicherheit eine Alternative in einer Zeit wie dieser. Ich kann nicht behaupten, dass unser Sales Team jetzt ein verlängerter Arm des Marketings geworden ist. Wir führen weiterhin vertriebsrelevante Gespräche – leider kommt aber der Smalltalk weniger zum Tragen als bei einem persönlichen Treffen. Die drei Themen Vertrieb, Marketing und auch Datenqualität muss heute Hand in Hand arbeiten – sonst wird es schwer.
Wie viel Digitalisierung verträgt der Fondsvertrieb? Welche Bedeutung haben zwischenmenschliche Beziehungen im Vertrieb noch?
Volkholz: Die Finanzbranche ist ja nicht die einzige Branche, die durch einen Digitalisierungsprozess geht. Ich sehe die Digitalisierung eher als weiteres Hilfsmittel, um für Kunden Informationen besser darstellen beziehungsweise effizienter teilen zu können. Das zwingt mich, als Anbieter meine Hausaufgaben im Bereich des Datamanagements zu machen und das ist erst einmal grundsätzlich etwas Positives. Das entkopple ich aber von dem Thema zwischenmenschliche Beziehungen – die bleiben weiterhin relevant, denn das Finanzgeschäft bleibt weiterhin individuell und allgemeingültige Lösungen über reine Datenabgleiche greifen meines Erachtens zu kurz. Das Feedback, das ich von Kundenseite bekomme, geht ebenfalls in dieselbe Richtung: Die Digitalisierung bereichert den Vertrieb, wird diesen aber nicht ersetzen.
Welche Meilensteine haben Sie sich beim Thema Nachhaltigkeit für 2021 gesetzt?
Volkholz: Wir möchten natürlich mit so vielen Kunden wie möglich über das Thema sprechen. Um zu hören was bewegt, in welche Richtung auch die Endkunden denken und wie wir auf der Anbieterseite auch Produkte lancieren können, die relevant sind. Auf der Produktseite haben wir im Fixed Income gerade einen globalen Unternehmens-ESG UCITs Fonds gelaunched. Diese Fixed Income ESG Familie soll auch im Jahr 2021 weiterhin wachsen. In den letzten Jahren haben wir alle unsere Fixed Income UCITs Fonds auf integrierte ESG Lösungen umgestellt, unser proprietäres ESG Rating geht einen Schritt weiter und hier möchten wir nach dem Launch des ersten Produktes auch in 2021 weiter wachsen.
Neben liquiden Assets, welche Geschäfts- und Produktwelten im Alternative-Bereich werden Sie 2021 entwickeln?
Volkholz: Das sind zunächst einmal die Liquid Alternatives, die vor allem in unsicheren Zeiten, in denen wir uns momentan befinden, unkorrelierte Rendite generieren sollen. QMA, einer unserer Investment-Boutiquen, hat 2019 mit Wadhwani Asset Management LLP einen Liquid-Alternatives-Anbieter gekauft. Als erstes gemeinsames Produkt wurde der PGIM QMAW Keynes Systematic Absolut Return Fonds aufgelegt. Die Strategie, die es bereits seit 2015 gibt, verfolgt einen systematischen Global-Macro-Ansatz. Die Besonderheit bei QMA Wadhwani ist die Symbiose zwischen akademischen Studien und fundamentalen Erkenntnissen, die beiden zusammen in einem Fonds gebündelt werden. Dabei wird in verschiedenen Assetklassen – Aktien, Renten und Währungen – long und short investiert und das Ganze so kombiniert, dass wir eine Zielrendite von LIBOR plus fünf Prozentpunkte anstreben, bei einer Volatilität von etwa sieben Prozent. Daneben schauen wir uns als etablierter und großer Anbieter von Immobilenlösungen natürlich auch neue Strukturen in diesem Bereich an, um den Bedarf in diesem Segment zukünftig noch besser abdecken zu können.
Wie weit wird Ihrer Meinung nach die Fondsindustrie bei der Konsolidierung im Jahr 2021 sein?
Volkholz: Das ist wahrscheinlich schwierig vorauszusagen, da Konsolidierungsgespräche auf dem Papier immer einfacher aussehen als sie sich in der Realität darstellen. Neben den offensichtlichen Themen wie Produktheterogenität, geografischem Fit und Vertriebsschwerpunkten sind ja auch noch weiche, schwer greifbare Themen wie zum Beispiel die Unternehmenskultur involviert. Ich denke, wir werden keine Beschleunigung der Konsolidierungswelle sehen, das ist ja ein Thema, das die Fondsindustrie und auch die Bankenwelt schon seit vielen Jahren begleitet und eher langsamer als schneller vorangeht.
Wie weit wird die Verschiebung zwischen aktiven und passiven Anlageprodukten in 2021 noch gehen?
Volkholz: Aus meiner Sicht ist das kein Prozess, der zwingend nur in die eine Richtung läuft. Die Marktvolatilität und neue Investitionsideen geben aktiven Asset Managern auch immer wieder die Chance zu zeigen, warum es sinnvoll ist, in aktive Produkte zu investieren. Gerade in Zeiten von steigender Marktvolatilität oder wenn der breite Markt bereits Höchststände erreicht hat, ist die Expertise eines professionellen Fondsmanagements interessant. Das kann aus meiner Sicht auch dazu führen, dass Anlagesegmente, die vorher passiv besetzt wurden, auch wieder in Richtung aktiv zurückschwingen. Grundsätzlich machen sowohl passive und aktive Anlageprodukte Sinn und die Entscheidung für das eine oder andere Vehikel ist vermutlich oft situativ bedingt.