Solvecon-Chefanalyst Folker Hellmeyer
Appell an die Eliten Kontinentaleuropas!
Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei Solvecon Invest Foto: Solvecon
„Wenn nicht jetzt, wann dann“, sangen die Höhner erstmalig 2005. Das gilt heute mehr denn je für die politisch Verantwortlichen der Eurozone und der Europäischen Union (EU), meint Folker Hellmeyer, Chefanalyst bei Solvecon Invest.
Potenz politischer Netzwerke
Natürlich würfe ein politisch geeintes Europa eine Machtfrage im so genannten „Westen“ auf. EU-Handelsbilanzüberschüsse als Ausdruck attraktiver Güter, geordnete öffentliche Haushalte (IWF-Prognose Eurozone -0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2019 versus -5 Prozent USA) und ein einmaliger Kapitalstock stünden für starke Zukunftsfähigkeit des kontinentaleuropäischen Hauses.
Wie agieren US-Vertreter? In Richtung europäischer Einheit oder Zerfall? Achten Sie auf Stephen Bannon und auch den einen oder anderen US-Botschafter frei nach dem Motto: Divide et Impera! Das sind aber nur die Spitzen der US-Eingriffe in europäische Politik hinsichtlich der zur...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Potenz politischer Netzwerke
Natürlich würfe ein politisch geeintes Europa eine Machtfrage im so genannten „Westen“ auf. EU-Handelsbilanzüberschüsse als Ausdruck attraktiver Güter, geordnete öffentliche Haushalte (IWF-Prognose Eurozone -0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2019 versus -5 Prozent USA) und ein einmaliger Kapitalstock stünden für starke Zukunftsfähigkeit des kontinentaleuropäischen Hauses.
Wie agieren US-Vertreter? In Richtung europäischer Einheit oder Zerfall? Achten Sie auf Stephen Bannon und auch den einen oder anderen US-Botschafter frei nach dem Motto: Divide et Impera! Das sind aber nur die Spitzen der US-Eingriffe in europäische Politik hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Potenz der politischen Netzwerke und der US-Macht in den Sektoren der Nachrichtendienste und der neuen Medien. Die Zeit europäischer Naivität sollte abgelaufen sein, wenn Souveränität, also echte Selbstbestimmung, nicht zu einer Floskel degenerieren soll.
Welche Fehler haben wir in der EU und in der Eurozone gemacht (grober Ansatz)?
- Abwenden vom Ziel der politischen Union (Achse De Gaulle/Adenauer) hin zum Ziel nur der Wirtschaftsunion mit dem Beginn der Beitrittsverhandlungen mit dem UK Anstoß auch aus den USA) in der Phase 1965 – 1973.
- Erweiterungen der EU/Eurozone unter Missachtung der Aufnahmekriterien. Wer bei Eintrittskriterien latent nivelliert, hat am Ende selbst kein Niveau!
- Unterordnung unter die außenpolitischen Ziele der USA (Wirkungen in den Sektoren der Erweiterungen der EU, der Eurozone und der Nato).
- Aufgabe der Ostpolitik mit Russland. Beginn der Konfrontationspolitik durch Wortbrüche (unter anderem Nato-Osterweiterung) und Einstellung diplomatischer Formate durch den Westen.
- Vernachlässigung eigenständiger militärischer Strukturen nach 1990 mit der Folge zunehmender Abhängigkeit von den USA.
Wo sollten die Ziele Kontinentaleuropas liegen (grober Ansatz)?
- Vertretung europäischer Interessen, das heißt Vertretung der Interessen der Menschen innerhalb unseres politischen Raumes und nicht außerhalb des politischen Raumes (dann nimmt Zustimmung zu Europa auch wieder zu!).
- Massiver Widerstand gegen US-Recht, das supranational Wirkung erzielen soll (Frage der Souveränität/totalitärer Ansatz der US-Politik).
- Mitglied der EU oder der Eurozone kann nur werden, wer die Bedingungen vollständig erfüllt.
- Europa der zwei Geschwindigkeiten: Die Eurozone (nicht EU!) entwickelt sich sukzessive zu den Vereinigten Staaten Europas mit eigener Verteidigung, Außenpolitik und Haushalt bei hohem Maße an Subsidarität für die teilnehmenden Länder wegen der heterogenen Wirtschaftsstruktur.
- Neuausrichtung der Außenpolitik mit dem Ziel der Landbrücke von Lissabon bis Wladiwostok als auch Partizipation an dem Projekt „One Belt –One Road“. Die Zukunft liegt im Osten!
Zeit für Neuausrichtungen
Kann die Historie der Hanse Akzente für die Vereinigten Staaten Europas liefern? Auf jeden Fall, da Wirtschaftspolitik immer auch Friedenspolitik ist. Die Rolle Europas muss die des Mediators zwischen den Blöcken sein. Es gilt, mit Allen gute Geschäfte zu machen. Die gemeinsamen Geschäfte kreieren gemeinsame Interessen. Aus Geschäft entwickelt sich Wohlstand. Aus Wohlstand ergibt sich Freiheitswille vor dem Hintergrund des jeweiligen kulturellen Erbes. Dieses skizzierte Verhalten entspräche dem Begriff der Toleranz im europäischen humanistischen Kontext, es eröffnete Aussicht auf Frieden, Zukunftsfähigkeit und Prosperität!
„US-Regime-Change“ mit europäischer Toleranz, die Form der Verbreitung „westlicher Werte“ der letzten 28 Jahre, steht dazu im diametralen Widerspruch! Diese Politik kreierte erst die Flüchtlingsströme und den kulturellen Hass als Basis von Terroranschlägen. Es ist Zeit für Neuausrichtungen, sonst geht die Zeit und Zukunft an Europa vorbei!
Die Zeit des aktuellen Umbruchs ist die Chance, Fehler zu korrigieren und Chancen zu leben, um der Wirtschaft als Rückgrat gesellschaftspolitischer Stabilität die Chancen zu geben, die sie verdient.
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