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Morningstar-Studie Aktiv schlägt passiv? Auf lange Sicht wird die Luft dünn

In einer halbjährlich erscheinenden Studie analysiert das Fonds-Analysehaus Morningstar, wie aktiv anlegende Fonds gegenüber passiven Fonds wie ETFs abschneiden. Gemessen wird das Anlageergebnis über unterschiedliche Zeiträume. Alle Messungen erfolgten zum Stichtag 31. Dezember 2023. Man habe die aktiven Fonds bewusst gegen eine Gruppe passiver Fonds laufen lassen – und nicht etwa gegen einen gänzlich gebührenfreien Index, heißt es von Morningstar. 

So viel zu der Untersuchung vorweg: Wird die einfache Rendite gemessen, haben aktive Fonds gegenüber ETFs regelmäßig einen Nachteil: Sie verlangen Anlegern höhere Kosten ab – was das Anlageergebnis drückt. Statt zum Beispiel 0,2 oder 0,5 Prozent müssen Anleger aktiver Fonds eher 1,5 Prozent und mehr vom investierten Geld berappen. Aktive Manager bewerben ihre Fonds jedoch meist nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Rendite, sondern streben auch einen ruhigeren Kursverlauf an. Dennoch: Der Vorteil der aktiven Fondsmanager, dass diese ihre Investments freier wählen können, wiegt den Kostenvorteil von ETFs oft nicht auf. Bei der reinen Betrachtung der Performance ziehen aktive Fonds gegenüber ETFs oft den Kürzeren. Das wird auch aus der Studie von Morningstar deutlich.

In die Untersuchung bezog Morningstar mehr als 26.600 aktive und passive Fondsvehikel mit Sitz in Europa ein. Die Fonds verwalteten zusammen rund 6,9 Billionen Euro – was rund die Hälfte des Gesamtvolumens am europäischen Fondsmarktes ausmacht.

Es flossen alle Fonds in die Betrachtung ein, die zu Anfang des Untersuchungszeitraums existierten. Fonds, die zwischenzeitlich etwa wegen schlechter Performance geschlossen oder mit anderen verschmolzen wurden, sind ebenfalls Teil dieser Grundgesamtheit.   

Aktiv-passiv-Barometer – generelle Erkenntnisse von Morningstar

Die Studienautoren schicken als allgemeine Beobachtungen vorweg:

  • Im Bereich Aktienfonds gelingt es aktiven Managern tendenziell eher dann, ihre passiven Pendants zu übertreffen, wenn sie in Unternehmen mit mittlerer und kleiner Marktkapitalisierung investieren.
  • Aktive Manager sind auch dann tendenziell erfolgreicher gegenüber ETFs, wenn ihre Fonds sich auf einen bestimmten Wirtschaftssektor spezialisiert haben oder sehr konzentriert in nur wenige Titel investieren.
  • Bei Anleihenfonds hatten aktive Fondsmanager 2023 einen generellen Vorteil, streicht Morningstar heraus: Sie konnten passgenau auf Botschaften der Zentralbanken zur Zinsentwicklung reagieren und ihre Duration anpassen. Hier waren passive Strategien im Nachteil - vor allem in der ersten Jahreshälfte 2023. 
  • Aktive Anleihenfondsmanager konnten 2023 ihre passiven Wettbewerber über alle 20 betrachteten Anleihenkatgorien hinweg in knapp der Hälfte aller Fälle (49,8 Prozent) in der Ein-Jahres-Performance überbieten. In der Hälfte dieser Kategorien wiederum verzeichneten sie Erfolgsquoten gegenüber den ETFs von 50 Prozent und mehr.
  • Auf längere Sicht dampft der Vorsprung der aktiven Fonds jedoch wieder ein: Nur 23 Prozent der aktiven Anleihenmanager konnten per Ende Dezember 2023 sowohl einen Zehn-Jahreszeitraum überleben als auch ihre passiven Wettbewerber-Fonds in diesem Zeitraum outperformen. 

Hier können aktive Fondsmanager triumphieren

Aktienfonds

Ein lukratives Anlagethema des vergangenen Jahres war Technologie. Die großen Indizes MSCI World und S&P 500 - und ihre zugehörigen ETFs - waren stark in große Tech-Firmen investiert. Unter den aktiven Aktienfonds übertrafen in der Morningstar-Kategorie US-Large-Cap auch lediglich 41,9 Prozent die passive Konkurrenz. Über zehn Jahre gelang das sogar nur 6,3 Prozent von ihnen.

In Europa liefen die Aktienmärkte 2023 trotz Abschwungsängsten passabel, dennoch hatten aktive Manager hier zu kämpfen. Gerade einmal 23,9 Prozent übertrafen ihre passiven Pendants, auf Zehn-Jahres-Sicht nur 11,1 Prozent.

Speziell in Großbritannien, wo die Kurse im vergangenen Jahr seitwärts liefen, waren aktive Stockpicker dagegen recht erfolgreich. Im Segment britische Large Caps konnten 63,5 Prozent der aktiven Fondsmanager auf Jahressicht die ETF-Seite outperformen. Auf Zehn-Jahres-Sicht waren es allerdings nur noch 20,5 Prozent.

Besonders erfreulich lief das vergangene Jahr für aktive Manager bei globalen Dividendenaktien. 62,2 Prozent konnten die ETFs im vergangenen Jahr überholen – und auch über zehn Jahre sieht die Erfolgsquote mit 52,3 Prozent noch sehr gut aus.

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Ähnlich glücklich fiel das Ergebnis für aktive Manager in Indien aus. Über ein Jahr bis Ende 2023 gemessen konnten 64,3 Prozent der aktiven Manager die ETF-Konkurrenz übertrumpfen, über zehn Jahre immerhin noch 53,5 Prozent. Stockpicker hätten den Vorteil, dass sie in Indien auch kleine Unternehmen auswählen könnten – während Indien-Indizes sich mit Mega Caps Klumpenrisiken aussetzten, gibt Morningstar zu bedenken.

In der Morningstar-Kategorie globale Schwellenländer hatten Stockpicker 2023 ebenfalls einen Vorteil: Sie konnten das kriselnde China ausschließen – ein deutlicher Vorteil gegenüber passiven Fonds, die dort investieren mussten. Auf ein Jahr gesehen konnten hier 46,3 Prozent, auf zehn Jahre 27,4 Prozent der aktiven Fondsmanager die ETF-Seite überholen.

Anleihenfonds

Bei Euro-Staatsanleihen gelang es auf Ein-Jahres-Sicht 35,5 Prozent der aktiven Fondsmanager, ihre passiven Wettbewerber zu übertrumpfen, auf Zehn-Jahres-Sicht nur noch 19,1 Prozent.

Mehr Spielraum, Mehrwert zu schaffen, hätten aktive Manager generell bei Unternehmensanleihen, stellen die Morningstar-Autoren fest. Gerade bei den 2023 erfolgreich gelaufenen Unternehmensanleihen guter Bonität konnten Manager von Euro-Unternehmensanleihen zu 64,5 Prozent ihre passiven Konkurrenten outperformen. Auf Zehn-Jahres-Sicht waren es immerhin noch 43,5 Prozent.

Bei Schwellenländeranleihen in Hartwährung schlug ein passabler Anteil von 62,1 Prozent der aktiven Manager das passive Feld. Beim Pendant in Lokalwährungen lag diese Erfolgsquote bei 57,1 Prozent. Auch dort sei den aktiven Managern die Möglichkeit zugutegekommen, China untergewichten zu können, bemerkt Morningstar.

Dennoch sieht die Zehn-Jahres-Erfolgsquote für aktive Manager dort mau aus: Im Segment Hartwährungsanleihen lag sie bei 26 Prozent, im Segment Lokalwährungsanleihen bei nur 13,6 Prozent.


So schnitten aktive Aktienfonds gegenüber ihrer passive Konkurrenz ab

Zeiträume von einem bis 20 Jahren, per 31. Dezember 2023

Grafik Aktiv-passiv-Barometer für Aktienfonds
Grafik Aktiv-passiv-Barometer für Aktienfonds © Morningstar Direct


So schnitten aktive Anleihenfonds gegenüber ihrer passive Konkurrenz ab

Zeiträume von einem bis 20 Jahren, per 31. Dezember 2023

Grafik Aktiv-passiv-Barometer für Anleihenfonds
Grafik Aktiv-passiv-Barometer für Anleihenfonds © Morningstar Direct

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