Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Die Goldenen Zwanziger
Aktualisiert am 05.03.2020 - 14:46 Uhr
Frauen testen im Jahr 1920 Autos: Nach dem ersten Weltkrieg erholte sich die Weltwirtschaft.
Vor hundert Jahren erlebte die Weltwirtschaft eine Blütezeit. Die 1920er Jahre gingen sogar als „Goldene Zwanziger“ in die Geschichte ein. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater erklärt, welche Parallelen es aus makroökonomischer Sicht zur Gegenwart gibt.
Es ist die Zeit der Neujahresempfänge. Schließlich muss das neue Jahr möglichst optimistisch begrüßt werden. Man kann sich natürlich erst einmal überlegen, ob die zwanziger Jahre nun am 1. Januar 2020 beginnen – wenn man den Begriff der „Zwanziger Jahre“ meint, oder erst ein Jahr später – wenn man die Tücken des gregorianischer Kalenders einbezieht, der kein „Jahr Null“ kennt, so dass das letzte Jahr eines Jahrzehnts immer das kalendarische „10er“ Jahr einer Dekade ist.
Man kann dann noch den Börsenvergleich mit dem letzten 20er-Jahrzehnt anstellen. Im Verlauf der sogenannten goldenen Zwanziger des 20. Jahrhunderts stieg der Dow Jones zunächst um das Vierfache an – zumindest bis Juli...
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Es ist die Zeit der Neujahresempfänge. Schließlich muss das neue Jahr möglichst optimistisch begrüßt werden. Man kann sich natürlich erst einmal überlegen, ob die zwanziger Jahre nun am 1. Januar 2020 beginnen – wenn man den Begriff der „Zwanziger Jahre“ meint, oder erst ein Jahr später – wenn man die Tücken des gregorianischer Kalenders einbezieht, der kein „Jahr Null“ kennt, so dass das letzte Jahr eines Jahrzehnts immer das kalendarische „10er“ Jahr einer Dekade ist.
Man kann dann noch den Börsenvergleich mit dem letzten 20er-Jahrzehnt anstellen. Im Verlauf der sogenannten goldenen Zwanziger des 20. Jahrhunderts stieg der Dow Jones zunächst um das Vierfache an – zumindest bis Juli des Jahres 1929. Eine Welle der wirtschaftlichen Erholung nach dem ersten Weltkrieg hatte alle westlichen Länder erfasst. Neue Technologien wie das Auto, Radio und Film, Luftfahrt und Telefon befeuerten die Kurse.
Das Ende ist jedem bekannt, der berühmte Crash von 1929 läutete die Weltwirtschaftskrise ein und erreichte seinen Tiefpunkt erst im Jahr 1932 mit 62 Prozent unterhalb des Startniveaus von 1920. Das gerade errichtete Empire State Building in New York fand keine Mieter und wurde deswegen vom Volksmund zum „Empty State Building“ umgetauft.
Es dauerte dann 16 Jahre, bis der Dow Jones das alte Hoch von vor der Krise wieder knacken konnte. Und trotz dieser Erfahrung wurden die Amerikaner zu einem Volk fleißiger Aktienanleger, was ihnen bis heute nicht schadet.
Neue Höchststände an den Aktienmärkten haben wir ja in den USA und nun auch in Deutschland schon wieder erreicht. Es stellt sich die Frage, was uns noch fehlt? Fehlt also nur noch ein Crash, könnte man meinen.
Man sollte es mit den Analogien jedoch nicht zu weit treiben. So weist die Lage heute eine Reihe von Unterschieden zu den 1920er Jahren auf. Der erste liegt darin, dass wir unseren Crash ja schon hinter uns haben: Von seinem Hochpunkt im Juli 2007 um 14.000 Punkten stürzte der Dow Jones bis 2009 in der Finanzkrise um fast die Hälfte ab.
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