Finanzexperte Marshall Stocker
Demokratie und Geldanlage
Aktualisiert am 04.06.2021 - 14:31 Uhr
Marshall Stocker ist Portfoliomanager bei der Investmentgesellschaft Eaton Vance. Foto: Eaton Vance
Je besser die Demokratie, desto höher die Renditen, könnte man meinen. Doch weit gefehlt: Tatsächlich hat sich der Einfluss des Systems auf Wirtschaftspolitik und Investitionsbedingungen verändert. Das zeigt Marshall Stocker von der Investmentgesellschaft Eaton Vance in einer Länderanalyse.
Eine Erklärung könnte sein, dass Veränderungen der wirtschaftlichen Freiheit in diesen frühen Jahren nicht linear zu ihrem Ausgangsniveau verlaufen, sondern wachsende wirtschaftliche Freiheit vielmehr eine ausreichende Basis voraussetzt.
Einfach ausgedrückt: Hartnäckig illiberale Länder (vor allem kommunistische Regime) hielten bis Ende des Jahrhunderts beziehungsweise bis zur Auflösung der Sowjetunion an ihrer Ideologie fest. Fortschritte in ihrer liberalen Wirtschaftsordnung machten nur Länder mit unabhängigen Wirtschaftssystemen.
Für den Zeitraum von 1970 bis 2000 kam das untere Drittel, also die Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit, auf eine durchschnittliche...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Eine Erklärung könnte sein, dass Veränderungen der wirtschaftlichen Freiheit in diesen frühen Jahren nicht linear zu ihrem Ausgangsniveau verlaufen, sondern wachsende wirtschaftliche Freiheit vielmehr eine ausreichende Basis voraussetzt.
Einfach ausgedrückt: Hartnäckig illiberale Länder (vor allem kommunistische Regime) hielten bis Ende des Jahrhunderts beziehungsweise bis zur Auflösung der Sowjetunion an ihrer Ideologie fest. Fortschritte in ihrer liberalen Wirtschaftsordnung machten nur Länder mit unabhängigen Wirtschaftssystemen.
Für den Zeitraum von 1970 bis 2000 kam das untere Drittel, also die Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit, auf eine durchschnittliche Punktzahl von 4,68, in den Jahren von 2000 bis 2017 dagegen auf 5,73 (Anhang 2). Diese Beobachtung lässt auf einen höheren Anteil kommunistischer Länder während des ersten Beobachtungszeitraums schließen. Die Frage, warum sich für den gleichen Zeitraum (2000 bis 2017) keine signifikanten Variablen für Veränderungen in der wirtschaftlichen Freiheit der Länder im unteren Drittel finden, bedarf einer weiteren Untersuchung.
In Ländern, in denen die wirtschaftliche Freiheit im 20. Jahrhundert ausgeprägt war, waren sowohl das Ausgangsniveau als auch die politischen Institutionen durchgehend signifikant (Abbildung F). In dieser Teilmenge der bereits zu Beginn der Analyse wirtschaftlich freien Länder waren Freiheitsgewinne in den vergleichsweise illiberalsten Ländern am wahrscheinlichsten. Länder aus der gleichen Gruppe mit starken politischen Institutionen (gemessen an allen drei Variablen: Polity2, politische Freiheit und Bürgerrechte) erlebten ebenfalls häufiger steigende wirtschaftliche Freiheit, wenn man die Zeichenkonvention der Basisindizes dieser Variablen berücksichtigt.
Diese Beobachtung lässt auf eine Demokratie- und Bürgerrechtsdividende für die wirtschaftliche Freiheit schließen. Sowohl in dieser Teilmenge der Länder mit hoher wirtschaftlicher Freiheit als auch in der Gesamtmenge führte ethnische Vielfalt tendenziell zu höherer wirtschaftlicher Freiheit.
Regressionsergebnisse: 2000 bis 2017
Eine Regressionsanalyse der verfügbaren jährlichen Daten aller Länder für den Zeitraum von 2000 bis 2017 liefert aktuellere Ergebnisse (Abbildung G), die die Analysen des vorherigen Zeitraums bestätigen, jedoch mit einer größeren Zahl signifikanter Variablen. Auch hier war eine Zunahme wirtschaftlicher Freiheit in Ländern mit einem niedrigen Ausgangsniveau und einem höheren Pro-Kopf-Nationaleinkommen am wahrscheinlichsten.
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