Ninety-One-Stratege Michael Power
Drehscheibe der Globalisierung
Michael Power ist Marktstratege bei der Fondsgesellschaft Ninety One. Foto: Ninety One
Die Globalisierung wird mit Asien als Dreh- und Angelpunkt radikal neu ausgerichtet, ist Michael Power überzeugt. In seinem Gastbeitrag erklärt der Marktstratege von Ninety One, welche Folgen das für die Finanzwelt hat.
Googelt man den Satz „Die Globalisierung ist tot“ , zeigt sich eine aufschlussreiche Kluft. Westliche Fachzeitschriften und Think Tanks sind sich oft einig. Ihre Pendants anderswo stimmen ihnen jedoch nicht zu. Selbst in den meisten westlichen Meldungen, die den Tod der Globalisierung prognostizieren, gibt es differenzierte Betrachtungen. Aber viele stimmen mit der Einschätzung von Adam Tooze überein, der in der britischen Tageszeitung The Guardian behauptete, dass die übergeordnete Vision der Globalisierung tot sei.1
Die Idee vom Untergang der Globalisierung ist schon lange vor Donald Trumps Handelsstreit mit China im Vorfeld der Wahl 2020 und seiner anschließenden Bezeichnung von Covid-19 als „China-Virus“ entstanden. Wie die Wochenzeitung The Economist es schrieb: „Schon vor der Pandemie war die Globalisierung in Schwierigkeiten.“2 Das galt auch für jene Philosophie, die sie verteidigte, den Globalismus - allerdings nur im Westen.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Googelt man den Satz „Die Globalisierung ist tot“ , zeigt sich eine aufschlussreiche Kluft. Westliche Fachzeitschriften und Think Tanks sind sich oft einig. Ihre Pendants anderswo stimmen ihnen jedoch nicht zu. Selbst in den meisten westlichen Meldungen, die den Tod der Globalisierung prognostizieren, gibt es differenzierte Betrachtungen. Aber viele stimmen mit der Einschätzung von Adam Tooze überein, der in der britischen Tageszeitung The Guardian behauptete, dass die übergeordnete Vision der Globalisierung tot sei.1
Die Idee vom Untergang der Globalisierung ist schon lange vor Donald Trumps Handelsstreit mit China im Vorfeld der Wahl 2020 und seiner anschließenden Bezeichnung von Covid-19 als „China-Virus“ entstanden. Wie die Wochenzeitung The Economist es schrieb: „Schon vor der Pandemie war die Globalisierung in Schwierigkeiten.“2 Das galt auch für jene Philosophie, die sie verteidigte, den Globalismus - allerdings nur im Westen.
Als Trump 2016 zum US-Präsidenten gewählt wurde, hat der Journalist Paul Mason den Ton der kommenden vier Jahre richtig eingeschätzt, als er feststellte: „Die Globalisierung ist tot, und die weiße Vorherrschaft hat gesiegt.“3 Die beiden Ideen werden nicht oft miteinander verbunden. Mit dem Ende des Trump-Experiments kann man jedoch nun sehen, dass die Version der Weltordnung - einschließlich der Wirtschaftsordnung, die sich auf den „weißen Mann“ und im weiteren Sinne auf den Westen konzentrierte, sich dem Ende zuneigt.
Die „Bürde des weißen Mannes“ - wie sie die Imperialisten vor mehr als einem Jahrhundert sahen und wie sie von Rudyard Kipling in einem Gedicht von 1899, in dem er die US-Annexion der Philippinen anmahnte, kontrovers gefeiert wurde - wird dem „weißen Mann“ aus den Händen genommen. Falls es jemals seine Bürde war. Nicht jeder stimmt allerdings zu, dass die Globalisierung eine Idee ist, deren Zeit gekommen und gegangen ist. Doch was kommt danach?
Globalisierung erreicht neue Entwicklungsstufe
Diejenigen, die den Nachruf auf die Globalisierung schreiben, waren schon immer der Meinung, dass als nächstes etwas anderes kommen würde. Michael O'Sullivan, der sein Buch The Levelling in The Economist bespricht, postuliert, dass eine neue, weniger integrierte Ordnung die Globalisierung ersetzen wird.4 Seine Prognose wird im Westen zunehmend geteilt: das Entstehen einer stärker fragmentierten Welt, die sich um mehrere Achsen dreht. Der Makrostratege Nader Mousavizadeh nennt diese fragmentierte Welt der globalisierten Enklaven einen „Archipel“ , der in Zukunft viel komplexer und schwieriger zu navigieren sein wird.
1 ‘Globalisation is dead, and white supremacy has triumphed’, The Guardian, November 2016
2 ‘Has covid-19 killed globalisation?’, The Economist, Mai 2020
3 ‘Globalisation is dead, and white supremacy has triumphed’, The Guardian, November 2016
4 ‘Globalisation is dead and we need to invent a new world order’, The Economist, Juni 2019
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