Ninety-One-Stratege Michael Power
Drehscheibe der Globalisierung
Michael Power ist Marktstratege bei der Fondsgesellschaft Ninety One. Foto: Ninety One
Die Globalisierung wird mit Asien als Dreh- und Angelpunkt radikal neu ausgerichtet, ist Michael Power überzeugt. In seinem Gastbeitrag erklärt der Marktstratege von Ninety One, welche Folgen das für die Finanzwelt hat.
Nebenbei bemerkt, kann man argumentieren, dass die Welt bis in die späten 1980er Jahre bereits in Blöcke aufgeteilt war, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Der westliche Archipel mag zwar dominant gewesen sein, aber er war nicht allumfassend. Und auch nach dem Fall des sowjetischen Systems wurde nicht jeder Teil der Welt in einen einzigen Block gezogen. Große Teile Afrikas und Teile Lateinamerikas, der Nahe Osten sowie Süd- und Zentralasien gingen weiterhin ihre eigenen Wege.
Doch drei Ereignisse in rascher Folge veränderten die weltwirtschaftliche Landkarte: der Fall der Berliner Mauer 1989, Raos indisches Liberalisierungsprogramm 1991 und Deng Xiao Pings Südreise 1992. Sie führten...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Nebenbei bemerkt, kann man argumentieren, dass die Welt bis in die späten 1980er Jahre bereits in Blöcke aufgeteilt war, sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Der westliche Archipel mag zwar dominant gewesen sein, aber er war nicht allumfassend. Und auch nach dem Fall des sowjetischen Systems wurde nicht jeder Teil der Welt in einen einzigen Block gezogen. Große Teile Afrikas und Teile Lateinamerikas, der Nahe Osten sowie Süd- und Zentralasien gingen weiterhin ihre eigenen Wege.
Doch drei Ereignisse in rascher Folge veränderten die weltwirtschaftliche Landkarte: der Fall der Berliner Mauer 1989, Raos indisches Liberalisierungsprogramm 1991 und Deng Xiao Pings Südreise 1992. Sie führten zu einer beschleunigten Handelsvernetzung zwischen den verschiedenen wirtschaftlichen Interessensphären und banden Russland und den Ostblock, Indien und China wieder stärker in die globalen Handelsströme ein. Die zunehmende Kapitalverflechtung sollte jedoch nur in einem weitaus langsameren Tempo und im Falle Chinas nur unter sehr kontrollierten Bedingungen stattfinden.
Welche Ordnung nun auf die nach 1989 entstandene Form der Globalisierung, wie sie bisher im Westen definiert wurde, folgen könnte, lässt sich vielleicht am besten erahnen, wenn man über die steigenden Handelsbarrieren eines Großteils des Westens hinausblickt, wo selbst die EU nun „strategische Autonomie“ predigt.
In anderen Teilen der Welt herrscht das Gefühl vor, dass die Globalisierung nicht tot sei, sondern sich von der „weißen“ Vision der Globalisierung entfernt habe. Sogar einige westliche Nationen scheinen dies anzuerkennen. So möchte Großbritannien jetzt, nachdem der Brexit vollzogen wurde, dem Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership, dem Handelsabkommen von elf Pazifikanrainerstaaten, beitreten.
Diese sich entwickelnde Globalisierung wird wahrscheinlich ihre Form, ihre Funktion und vor allem ihren geografischen Schwerpunkt verändern. Wir glauben, dass sie einfach eine neue Form annimmt – und zwar mit Asien als Dreh- und Angelpunkt. Die Globalisierung wird damit in ein aktualisiertes globales Handelsgefüge umgewandelt, in dem der Westen, und insbesondere die USA, nicht mehr am Steuer sitzen, sondern eben Asien. Investoren stellen sich die Frage, welche Auswirkungen der auf Asien neuausgerichtete Handel auf die Kapitalströme haben wird, die sich derzeit noch stark auf den Westen konzentrieren.
Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich zu verstehen, wie sich die Globalisierung bis heute verändert hat und warum sie heutzutage in den verschiedenen Teilen der Welt so unterschiedlich betrachtet wird.
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