Feri-Vorstand über Geldpolitik
Monetäre Verwässerung als neue Normalität
Heinz-Werner Rapp, Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute Foto: Feri
Notenbanken werden zu staatlichen „Bad Banks“ degradiert, die durch Gelddrucken ökonomische Probleme lösen sollen, meint Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp. Warum dies gefährlich ist und Investoren und Vermögensinhaber beunruhigen sollte.
Eine spätere Normalisierung dieser Bilanz, folglich also eine Rückübertragung der Staatsschulden an den Markt, scheint bislang weder angedacht noch rein faktisch jemals durchführbar. Im Gegenteil gibt es zunehmend Indizien für eine dauerhafte Entsorgung der Staatsschulden bei der BoJ. Abbildung 2 verweist bereits sehr klar auf diese Möglichkeit: Die extrem hohe japanische Staatsverschuldung von über 200 Prozent des BIP würde sich faktisch sehr deutlich reduzieren, sofern die bei der BoJ liegenden Bestände von dieser „dauerhaft“ gehalten oder „ausgebucht“ würden.
Die in Japan schon heute praktizierten Maßnahmen sind extrem beunruhigende Beispiele für eine gefährliche Vermischung...
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Eine spätere Normalisierung dieser Bilanz, folglich also eine Rückübertragung der Staatsschulden an den Markt, scheint bislang weder angedacht noch rein faktisch jemals durchführbar. Im Gegenteil gibt es zunehmend Indizien für eine dauerhafte Entsorgung der Staatsschulden bei der BoJ. Abbildung 2 verweist bereits sehr klar auf diese Möglichkeit: Die extrem hohe japanische Staatsverschuldung von über 200 Prozent des BIP würde sich faktisch sehr deutlich reduzieren, sofern die bei der BoJ liegenden Bestände von dieser „dauerhaft“ gehalten oder „ausgebucht“ würden.
Die in Japan schon heute praktizierten Maßnahmen sind extrem beunruhigende Beispiele für eine gefährliche Vermischung von Geldpolitik und Fiskalpolitik. Als erstes großes Land weltweit zeigt sich Japan bereit, gezielt in eine Zukunft massiver monetärer Verwässerung voranzuschreiten. Der weitere Verlauf sollte genauestens im Blick behalten werden – als Frühwarnsystem für absehbare Entwicklungen auch in anderen Teilen des westlichen Finanzsystems.
Laufende Staatsfinanzierung durch die Notenpresse
In den USA macht im Kontext alternativer Geldpolitik aktuell das akademische Konzept der „Modern Monetary Theory“ (MMT) Schlagzeilen. Es zielt auf eine laufende Staatsfinanzierung durch die Notenpresse – und verschiebt damit die Grenzen der öffentlichen Verschuldung mit Hilfe der Notenbank nach außen. Denn wesentlicher Kern der MMT ist die Aussage, ein Staat (oder dessen Regierung) könne viel mehr an Projekten (oder öffentlichen Ausgaben) finanzieren, als nach bisher geltendem Verständnis möglich. Staatsausgaben würden sich demnach durch unnötige Restriktionen wie Bonitäten, Ratings oder Verschuldungsgrenzen unnötig selbst beschränken. Die MMT geht davon aus, dass Staat, Regierung oder Notenbank in der Lage sind, bestehende oder neue Verbindlichkeiten stets über Geldschöpfung zu finanzieren. Voraussetzung dafür sei lediglich, dass ein Staat sich in seiner eigenen Währung verschulde; diese könne von der eigenen Notenbank in beliebiger Quantität „produziert“ und zur Ausgabenfinanzierung bereitgestellt werden.
MMT zeigt also speziell für hochverschuldete, aber währungspolitisch starke Länder wie die USA (oder Japan), die zudem primär in eigener Währung verschuldet sind, einen scheinbar attraktiven Ausweg aus bestehenden Problemen und Altlasten auf. Im Kern ist MMT aber nichts anderes als ein griffig verpacktes und politisch verlockendes Konzept zur Monetisierung staatlicher Schulden, Defizite und Ausgabenprogramme mit Hilfe der Notenpresse. Es basiert also auf den gleichen Wirkungsmechanismen wie das Konzept des Overt Monetary Financing.
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