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„Hedgefonds schnitten schlecht bis schockierend ab“ So verlief die Aktiv-Passiv-Wette von Warren Buffett

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Ted Seides, Buffets Wettpartner, stellte sich zum Schluss sogar noch als schlechter Verlierer heraus. Ende 2017 (kurz vor der schon absehbaren Niederlage) verwies er in einem Interview darauf, dass der S&P 500 2007/2008, also in den ersten 14 Monaten der Wette, einen kumulativen Verlust von rund 50% einfuhr, während sein Hedgefonds-Portfolio mit etwa -25% nur halb so tief eingebrochen war. Seiner Argumentation zufolge seien im Jahr 2008 viele S&P-500-Anleger "ausgestiegen" und hätten gar nicht erst an der anschließenden Erholung der Märkte teilgenommen, während Hedgefonds-Anleger viel eher "am Ball geblieben" seien.

2 Erkenntnisse

Dumm nur, dass diese Behauptung erstens nichts mit den Wettbedingungen zu tun hatte und zweitens, Seides sie für den konkreten Vanguard-Indexfonds nicht belegen konnte. Dennoch sollte der Seides-Einwand uns allen zu denken geben: An den zwar sehr volatilen, aber langfristig hohen Aktienmarktrenditen wird vermutlich nur derjenige teilhaben, der auch tatsächlich kontinuierlich im Markt investiert ist, diese Volatilität also auszuhalten bereit ist. Zwischendurch "aussteigen" führt weit überwiegend zu langfristigen Unterrenditen. Eigentlich sollte das klar sein. Renditen sind Risikoprämien. Wer kein Risiko tragen will, kann auch keine Rendite haben – außer durch Glück und diesem Glück steht spiegelbildlich genauso zahlreiches Pech gegenüber.

Eine weitere, allerdings nicht neue Erkenntnis, die indirekt aus der Wette hervorgeht: Die Nebenkosten des Investierens spielen eine zentrale Rolle für den langfristigen Investmenterfolg. Diese Nebenkosten lagen für die Hedgefonds vermutlich zwanzigmal so hoch wie für den Vanguard Indexfonds. Die übliche Kosten-Größenordnung für Hedgefonds ist 2% Verwaltungsgebühren plus Performance-Gebühr. Letztere schlägt auf lange Sicht mit etwa einem weiteren Prozentpunkt jährlich zu Buche, sofern der Fonds eine mittlere oder gehobene Rendite erzielt (was freilich für die von Seides ausgewählten Dach-Hedgefonds in den meisten Jahren nicht der Fall war).

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Der Wetteinsatz, der während der Wette als Sicherheitsleistung in amerikanischen Staatsanleihen geparkt war, war zwischen den Parteien einvernehmlich bereits im November 2012 in Anteile an Warren Buffetts Investment-Holding Berkshire Hathaway umgewandelt worden, um den Betrag zu maximieren, der bei Fälligkeit der Wette für einen wohltätigen Zweck gespendet werden sollte. Anfang 2018 flossen auf diese Weise 2,2 Millionen US-Dollar an die "Girls Incorporated of Omaha", eine wohltätige Organisation, die benachteiligte Mädchen im US-Bundesstaat Nebraska fördert.

Fazit

Die Wette zwischen Warren Buffett und Ted Seides zeigte einmal mehr, dass konventionelles, also "aktives" Investieren, typischerweise zu schlechten Anlageergebnissen führt; selbst dann, wenn man die "Besten der Besten" dafür engagiert. Weil das so ist, hat Warren Buffet – der möglicherweise erfolgreichste aktive Investor der vergangenen sechs Jahrzehnte – testamentarisch verfügt, dass jener Teil seines Vermögens, der an seine Frau fließt, fast vollständig in den Vanguard 500 Index Fund investiert werden soll. Der schlaue Buffett wusste natürlich, dass er die Wette gewinnen würde, denn sie vollzog letztlich nur das nach, was die Wissenschaft vorher vielfach nachgewiesen hatte: Über einen hinreichend langen Zeitraum unterperformen zwischen 70% und 100% aller aktiven Anleger eine korrekt gewählte passive Benchmark und die kleine Minderheit der aktiven “Gewinner” ist nicht zuverlässig prognostizierbar.

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