Volkswirt Jörg Angelé
Der Preisdruck lässt nach
Jörg Angelé arbeitet als Volkswirt bei Bantleon. Foto: Thomas Wieland
In der Eurozone ist die Inflation zuletzt stark gesunken. Jörg Angelé von der Anlagegesellschaft Bantleon erklärt, warum das so ist und welcher Preistrend sich für die kommenden Monate abzeichnet.
Bei den Anbietern konsumnaher Dienstleistungen haben die Preiserwartungen ebenfalls nach unten gedreht. Das heißt nicht, dass Unternehmen ihre Preise senken werden. Es ist jedoch ein klares Indiz dafür, dass sich der Preisauftrieb spürbar verlangsamt.
Das hat auch damit zu tun, dass viele Anbieter ihre Preise im vergangenen Jahr außergewöhnlich stark anheben konnten: Hersteller von Konsumgütern infolge von Lieferengpässen und Knappheiten, Anbieter konsumnaher Dienstleistungen dank der sich mit dem Ende der Corona-Beschränkungen entladenden aufgestauten Nachfrage.
Die auslaufenden Corona-Nachholeffekte und die sich normalisierenden Lieferketten sollten...
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Bei den Anbietern konsumnaher Dienstleistungen haben die Preiserwartungen ebenfalls nach unten gedreht. Das heißt nicht, dass Unternehmen ihre Preise senken werden. Es ist jedoch ein klares Indiz dafür, dass sich der Preisauftrieb spürbar verlangsamt.
Das hat auch damit zu tun, dass viele Anbieter ihre Preise im vergangenen Jahr außergewöhnlich stark anheben konnten: Hersteller von Konsumgütern infolge von Lieferengpässen und Knappheiten, Anbieter konsumnaher Dienstleistungen dank der sich mit dem Ende der Corona-Beschränkungen entladenden aufgestauten Nachfrage.
Die auslaufenden Corona-Nachholeffekte und die sich normalisierenden Lieferketten sollten es den Unternehmen im Zusammenspiel mit der nach wie vor erkennbar gedämpften Konsumlaune der Verbraucher jedoch zunehmend erschweren, größere Preisanhebungen durchzusetzen.
Der Preisdruck sinkt
Wenn die Preise vor diesem Hintergrund in den kommenden Monaten weniger markant steigen als im jeweiligen Vorjahresmonat, sorgt das über sogenannte Basiseffekte für einen Rückgang der Vorjahresrate. Wir erwarten ein Abflauen der Kerninflationsrate auf Werte zwischen 3,5 Prozent und 4,0 Prozent zum Ende des Jahres.
Bis Mitte 2024 rechnen wir mit einem weiteren Rückgang auf 2,5 Prozent. Die Gesamtinflationsrate sollte dank der stark gesunkenen Energiepreise noch schneller sinken und bereits Ende 2023 zwischen 2,5 Prozent und 3,0 Prozent liegen.
Höhere Löhne steigern Inflationsdruck nicht
Der sich in diesem und im nächsten Jahr abzeichnende starke Lohnanstieg in der Eurozone steht diesen Prognosen nicht im Weg. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Zum einen haben viele Unternehmen ihre Preise in den zurückliegenden Quartalen deutlich stärker angehoben, als es nötig gewesen wäre, um die höheren Produktionskosten infolge der gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten weiterzugeben.
Das resultierte in einer teils kräftigen Ausweitung der Gewinnmargen. Merklich höhere zukünftige Lohnkosten dürften dabei vielfach bereits antizipiert worden sein. Zum anderen werden Unternehmen durch sinkende Energie-, Rohstoff- und Frachtkosten entlastet, sodass der zunehmende Kostendruck infolge der höheren Löhne gedämpft wird.
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