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Studie: Versicherungsbetrüger haben leichtes Spiel

Bei der Schadensschilderung verdrehen einige Versicherungsnehmer <br> die Fakten zu ihren Gunsten. Foto: Pixelio/me, myself and i
Bei der Schadensschilderung verdrehen einige Versicherungsnehmer
die Fakten zu ihren Gunsten. Foto: Pixelio/me, myself and i
Ein großer Teil der Versicherungsbetrüger ist sich gar keiner Straftat bewusst. Das liegt vor allem daran, dass ihre Vergehen oft folgenlos bleiben. Denn Versicherungsunternehmen verzichten in vielen Fällen auf eine Strafanzeige, um ihr Image nicht zu gefährden.

Vermittler ihrerseits tun Betrugsversuche häufig als Kavaliersdelikt ab, um ihre Kunden nicht zu verlieren. Dies beweist eine aktuelle Studie der Universität des Saarlandes zum Thema „Management von Betrugsrisiken in Versicherungsunternehmen“. Die promovierte Betriebswirtin Jessica Knoll veröffentlicht die Studie im Nomosverlag.

Betrug als alltäglicher Vorgang

Allein 40 Prozent der rund 400 befragten Versicherungsnehmer glauben, dass fast jeder Kunde schon einmal versucht hat, seine Versicherung zu betrügen. Eine ähnlich hohe Zahl weiß von Betrugsfällen in ihrem unmittelbaren Bekanntenkreis und bezeichnet dies sogar als etwas Alltägliches.

Ein Drittel der befragten Endkunden vertritt die Meinung, dass sich Versicherungen nur lohnen, wenn auch ein Schaden eintritt. Außerdem hält jeder Achte Versicherungen für so reich, dass der Verlust durch Betrug kaum ins Gewicht fallen könne.

Da ist es nicht verwunderlich, dass die Versicherungen mit hohen Verlusten zu kämpfen haben. Im Jahr verliert die Branche nach Schätzungen der Versicherungswirtschaft rund vier Milliarden Euro durch Versicherungsbetrug. „Angesichts dieses Betrages finde ich es erstaunlich, dass viele Versicherungsunternehmen häufig nicht konsequent genug gegen Betrugsfälle vorgehen“, kommentiert Jessica Knoll das Ergebnis.

Vermittler haben mangelndes Bewusstsein für Unrecht

Im Zuge der Studie wurden auch 100 Vermittler befragt. Hier zeigt sich ein ähnlich bedenkliches Rechtsverständnis: Mehr als die Hälfte der Befragten bezeichnet es als Kavaliersdelikt, wenn Kunden die Schilderung des Schadens zu ihren Gunsten verändern und das Versicherungsunternehmen so zum Zahlen zwingen.

Lediglich 60 Prozent der Vermittler halten die Empfehlung, bestimmte Angaben bewusst zu unterschlagen, für eine Straftat. Allein 90 Prozent hatten bereits mit versuchtem Versicherungsbetrug zu tun. Nach Aussage der Vermittler unterstütze ihr Versicherungsunternehmen den Betrug zwar nicht, aber es tue auch nicht wirklich etwas dagegen.

Jessica Knoll rät, Mitarbeiter und Vermittler besser auf die frühzeitige Entdeckung von Betrügereien vorzubereiten. „Hierbei kann insbesondere eine Software helfen, die in etlichen Unternehmen schon eingesetzt wird, um Unregelmäßigkeiten bei der Schadenabwicklung aufzuspüren“, so die Betriebswirtin.

Der Versicherungsverband GDV kam im Juli mit einer eigenen Studie zu Versicherungsbetrug zu ganz ähnlichen Ergebnissen.

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