Volkswirt Johannes Mayr
Südeuropa bekommt Rückenwind
Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
Südeuropäische Länder erholen sich besser von der Corona-Krise als Deutschland. Dennoch gibt es Schwachstellen in ihrem Wirtschaftssystem. Welche das sind, erklärt Johannes Mayr von Eyb & Wallwitz.
Auch strukturelle Faktoren sprechen dafür, dass die Wirtschaft in den südlichen Euro-Ländern in den kommenden Jahren schneller wachsen könnte als im Euro-Raum insgesamt. So lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2020 deutlich unter dem Euro-Raum Durchschnitt. Griechenland und Portugal kamen auf einen Wert von 56 und 59 Prozent, Spanien und Italien auf 76 und 85 Prozent. Die Lücken waren damit sogar größer als in den Jahren vor der Euro-Einführung. Das Potenzial für einen Catch-Up ist also erheblich. Profitieren könnten die Länder auch von globalen Megatrends.
Die Auswirkungen des Klimawandels und die gestiegene Bedeutung des Klimaschutzes sprechen für eine strukturelle Verlagerung des...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Auch strukturelle Faktoren sprechen dafür, dass die Wirtschaft in den südlichen Euro-Ländern in den kommenden Jahren schneller wachsen könnte als im Euro-Raum insgesamt. So lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2020 deutlich unter dem Euro-Raum Durchschnitt. Griechenland und Portugal kamen auf einen Wert von 56 und 59 Prozent, Spanien und Italien auf 76 und 85 Prozent. Die Lücken waren damit sogar größer als in den Jahren vor der Euro-Einführung. Das Potenzial für einen Catch-Up ist also erheblich. Profitieren könnten die Länder auch von globalen Megatrends.
Die Auswirkungen des Klimawandels und die gestiegene Bedeutung des Klimaschutzes sprechen für eine strukturelle Verlagerung des europäischen Tourismus auf Länder innerhalb der EU. Hiervon könnten die südlichen Euro-Länder besonders profitieren. Gleiches gilt auch für die Bestrebungen der EU zur Re-Nationalisierung von Produktion und Lieferketten in Reaktion auf die Covid-Krise und die Handelskonflikte. Auch hiervon könnten die südlichen Euro-Länder besonders profitieren, da die Lohnkosten unterhalb den in den nördlichen Ländern liegen.
Der Rückenwind der Geld- und Fiskalpolitik sowie der Megatrends wird allein aber nicht ausreichen, um den möglichen Catch-Up zu realisieren. Vor allem in der mittleren Frist sind Strukturreformen für den wirtschaftlichen Erfolg unabdingbar. Denn das Wachstumspotenzial – welches vor allem von den Rahmenbedingungen auf der Angebotsseite bestimmt wird – wird nur für Spanien und Portugal im Vergleich zum Durchschnitt im Euro-Raum als etwas höher eingeschätzt. Dies gilt auch deshalb, da alle Länder demografisch vor besonderen Herausforderungen stehen.
Die Bevölkerungsprojektionen sind zum Teil noch ungünstiger als für Deutschland. Die Fortschritte im Bereich der Strukturreformen sind bisher überschaubar. Neue Impulse sind also notwendig. Die aktuell äußerst expansive Ausrichtung der Geld- und Fiskalpolitik bietet hierzu ein Fenster. Stabile politische Verhältnisse sind dabei ein wichtiges Signal, die notwendigen Reformen verlässlich und beharrlich anzugehen. Alles in allem sind die wirtschaftlichen Aussichten also positiv, wenn auch Risiken durch die hohen Schuldenniveaus und die strukturellen Schwächen bestehen.
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