Andreas Busch von Bantleon
Andreas Busch von Bantleon
Die US-Wirtschaft ist in den vergangenen Monaten ins Taumeln geraten. Zunächst erfuhr die Kauflaune der Konsumenten durch den Aktienmarkteinbruch Ende vergangenen Jahres und die Verunsicherung infolge des Government Shutdown einen herben Dämpfer (vgl. Abb. 1). Sorgen bereitete sodann der Arbeitsmarktbericht vom Februar, demzufolge der Jobmotor fast zum Stillstand gekommen ist.
Alles in allem dürfte sich das BIP-Wachstum im 1. Quartal merklich verlangsamt haben und bei nur noch rund 1,5 Prozent liegen (annualisiert gegenüber dem Vorquartal, nach durchschnittlich +3,1 Prozent in den vorangegangenen vier Quartalen). Die Fed sah sich durch diese Entwicklung zu einer regelrechten Kehrtwende veranlasst. Sie fokussierte sich auf die Risiken und strich entsprechend ihre Leitzinserhöhungserwartungen drastisch zusammen. Das i-Tüpfelchen bildete schließlich die Inversion der Zinskurve (10 Jahre versus 3 Monate), ein fast schon offizielles Rezessionssignal.
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Die US-Wirtschaft ist in den vergangenen Monaten ins Taumeln geraten. Zunächst erfuhr die Kauflaune der Konsumenten durch den Aktienmarkteinbruch Ende vergangenen Jahres und die Verunsicherung infolge des Government Shutdown einen herben Dämpfer (vgl. Abb. 1). Sorgen bereitete sodann der Arbeitsmarktbericht vom Februar, demzufolge der Jobmotor fast zum Stillstand gekommen ist.
Alles in allem dürfte sich das BIP-Wachstum im 1. Quartal merklich verlangsamt haben und bei nur noch rund 1,5 Prozent liegen (annualisiert gegenüber dem Vorquartal, nach durchschnittlich +3,1 Prozent in den vorangegangenen vier Quartalen). Die Fed sah sich durch diese Entwicklung zu einer regelrechten Kehrtwende veranlasst. Sie fokussierte sich auf die Risiken und strich entsprechend ihre Leitzinserhöhungserwartungen drastisch zusammen. Das i-Tüpfelchen bildete schließlich die Inversion der Zinskurve (10 Jahre versus 3 Monate), ein fast schon offizielles Rezessionssignal.
Abbildung 1: Überraschender Schwächeanfall beim US-Konsum
So weit würden wir zwar nicht gehen. Gleichwohl bestätigt der jüngste Schwächeanfall der US-Wirtschaft unsere bereits seit Längerem vertretene Prognose einer deutlichen Wachstumsverlangsamung im laufenden Jahr. Daran ändert auch der kurzfristige Ausblick nichts, wonach auf die belastenden Sonderfaktoren vom Jahresanfang im 2. Quartal eine Gegenbewegung in Form einer temporären Wiederbelebung des BIP-Wachstums auf 2 Prozent bis 3 Prozent folgen dürfte.
Übergeordnet sollte der Konjunkturtrend 2019 nach unten zeigen. Dafür verantwortlich sind zum einen die ausklingenden Anschubwirkungen der Steuerreform vom vergangenen Jahr, die privaten Haushalten und Unternehmen rund 200 Milliarden US-Dollar in die Kassen gespült hatten (etwa 1 Prozent des BIP). Daneben fungieren zeitverzögert die bisherigen Leitzinserhöhungen als Bremsklotz, indem sie zu einer markanten Verschärfung der Finanzierungskonditionen geführt haben. Eindrucksvoll gespiegelt hat sich das in der knappen Versechsfachung der Rendite 2-jähriger Staatsanleihen von Mitte 2016 bis Ende 2018. Die Investitionsnachfrage der Unternehmen wird dadurch spürbar gebremst. Das Wirtschaftswachstum sollte sich in diesem Zuge bis zum Jahresende erneut in Richtung 1,5 Prozent verlangsamen.
Aufgrund unseres skeptischen Konjunkturausblicks waren wir ebenfalls seit Längerem davon ausgegangen, dass der Höhepunkt im Leitzinserhöhungszyklus der Fed inzwischen erreicht ist. Mit der extrem dovishen Kehrtwende der Fed nimmt nun die Wahrscheinlichkeit zu, dass es im laufenden Jahr sogar zu einer Zinssenkung kommt – ein Szenario, das von den Geldterminmärkten aktuell schon vorweggenommen wird. Es wäre durchaus plausibel, wenn die Fed mit mehr als nur einer 25-BP-Senkung gegensteuert, falls sich das Wachstum deutlicher verlangsamt als von uns unterstellt und die Finanzmärkte erneut unter Druck kommen.
Der Ausblick für US-Staatsanleihen bleibt vor diesem Hintergrund freundlich. Auch wenn die T-Notes-Renditen in den vergangenen Monaten bereits kräftig gesunken sind (bei 10-jährigen Laufzeiten von rund 3,20 Prozent unter 2,40 Prozent) besteht nach wie vor Luft nach unten. Dies gilt selbst für den Fall, dass sich die Wirtschaft, wie in unserem Basisszenario unterstellt, nur moderat abschwächt, weil T-Notes durch die Aussicht auf früher oder später sinkende Leitzinsen unterstützt bleiben (vgl. Abb. 2).
Die Kluft zur Rendite deutscher Bundesanleihen, die anders als ihre US-Pendants bis zum Jahresende in Anbetracht einer konjunkturellen Wiederbelebung in der Eurozone anziehen dürften, sollte sich mithin weiter verringern.
Abbildung 2: Trüber Konjunkturausblick spricht für tiefe Treasuryrenditen
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