Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann
Zwischen Hoffen und Bangen
Daniel Hartmann, Chefvolkswirt beim Hannoveraner Fondsanbieter Bantleon Foto: Bantleon
Die Konjunktur der Eurozone kannte 2018 nur eine Richtung: abwärts. Kurzfristig dürfte sich daran nichts ändern. Mittelfristig zeichnen sich in diesem Jahr indes erste Silberstreifen am Horizont ab.
Die Konjunktur der Eurozone hat 2018 auf der ganzen Linie enttäuscht. Das Wachstum halbierte sich im Jahresverlauf von 2,8 Prozent (Q4/2017) auf 1,3 Prozent (unsere Schätzung für Q4/2018, jeweils im Vorjahresvergleich). Die wesentliche Ursache dafür lag im Außenhandel. Während die Warenexporte nach China 2017 noch um mehr als 17 Prozent zulegten, dürften es 2018 nur noch gut plus 3 Prozent sein.
Die Ausfuhr nach Großbritannien ist sogar absolut rückläufig. Daneben ist aber auch die Konsumnachfrage überraschend schwach ausgefallen. Hier haben unter anderem die höheren Energiepreise (im November plus 9,1 Prozent im Vorjahresvergleich) gebremst. Hinzu kommen die Probleme...
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Die Konjunktur der Eurozone hat 2018 auf der ganzen Linie enttäuscht. Das Wachstum halbierte sich im Jahresverlauf von 2,8 Prozent (Q4/2017) auf 1,3 Prozent (unsere Schätzung für Q4/2018, jeweils im Vorjahresvergleich). Die wesentliche Ursache dafür lag im Außenhandel. Während die Warenexporte nach China 2017 noch um mehr als 17 Prozent zulegten, dürften es 2018 nur noch gut plus 3 Prozent sein.
Die Ausfuhr nach Großbritannien ist sogar absolut rückläufig. Daneben ist aber auch die Konsumnachfrage überraschend schwach ausgefallen. Hier haben unter anderem die höheren Energiepreise (im November plus 9,1 Prozent im Vorjahresvergleich) gebremst. Hinzu kommen die Probleme im Fahrzeugbau – dem wichtigsten Industriesektor der Währungsunion. Die schwelende Dieselaffäre und die Spekulationen um US-Schutzzölle sorgten 2018 für schlechte Stimmung und die neuen Abgastests für Produktionsausfälle.
Mit Blick voraus ist zunächst keine Aufhellung in Sicht (vgl. Abbildung 1). Die chinesischen und britischen Absatzmärkte stehen unvermindert unter Druck. Hinzu kommen die hausgemachten Probleme in Frankreich und Italien. Der von der italienischen Regierung angezettelte Budgetstreit mit Brüssel hat die Zinsen in die Höhe schiessen lassen und für viel Unmut bei den italienischen Unternehmen gesorgt. Gleichzeitig haben die Gelbwesten-Proteste in Frankreich dem dortigen Dienstleistungssektor einen schweren Schlag versetzt. Insgesamt geht die Wirtschaft der Eurozone mit wenig Schwung ins Jahr 2019.
Zum Ende des ersten Quartals könnte es jedoch allmählich zu einem Frühjahrserwachen kommen. Einige der hausgemachten Probleme sollten dann abebben und das grundsätzlich günstige binnenwirtschaftliche Umfeld wieder stärker zu Geltung kommen. So befindet sich unter anderem das Lohnwachstum seit Anfang 2018 im Aufwind, was den privaten Verbrauch stützen wird.
2019 dürfte überdies erstmals seit Langem wieder von der Fiskalpolitik Rückenwind ausgehen. Die Bauwirtschaft befindet sich ohnehin in nahezu allen Euroländern in einem übergeordneten Aufwärtstrend. Hinzu könnten ab Mitte 2019 neue aussenwirtschaftliche Impulse kommen. China setzt bereits alle Hebel in Bewegung, um den Konjunkturmotor wieder anzuwerfen. Unser Basisszenario ist daher, dass sich das Wachstum im Frühjahr stabilisiert und danach leichten Aufwind erfährt. Erste vorsichtige Indizien in diese Richtung liefern auch unsere Frühindikatoren (vgl. Abbildung 2).
Diesem moderat positiven Ausblick stehen jedoch erhebliche Risiken gegenüber. Eines davon ist der Konjunkturtrend in den USA. Noch boomt die US-Wirtschaft. 2019 zeichnet sich jedoch eine Abkühlung ab. Ein Finanzmarktschock könnte diesen Abwärtstrend beschleunigen mit entsprechend negativen Rückwirkungen für die Weltwirtschaft. Zu nennen sind schliesslich die zahlreichen politischen Krisenherde. Kommt es zu einem harten Brexit, würde dies die zarten Frühjahrspflänzchen im Keim ersticken. Auch mögliche Neuwahlen in Italien sind ein potentieller Störfaktor. Unter diesen Umständen könnte der Abschwung der Eurozone in die Verlängerung gehen und das ganze Jahr 2019 beherrschen.
Fazit: Die Konjunktur der Eurozone kannte 2018 nur eine Richtung: abwärts. Kurzfristig dürfte sich daran nichts ändern. Mittelfristig zeichnen sich indes erste Silberstreifen am Horizont ab. Ob daraus tatsächlich neuer konjunkturelle Schwung erwächst, muss sich angesichts der erblichen Abwärtsrisiken aber in den nächsten Monaten erst noch zeigen.
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