Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Warum die moderne Geldtheorie nicht funktioniert

Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Die Inflation ist in aller Munde. Diesseits und jenseits des Atlantiks zeigt der Preistrend nach oben. Für Deutschland wurde gerade bestätigt, dass die Preise im September um 4,1 Prozent höher lagen als im September des Vorjahres. In der Eurozone betrug die Inflationsrate im September 3,4 Prozent. Für die USA wurde für den gleichen Zeitraum gar ein Preisanstieg um 5,4 Prozent gemeldet. Das ist ...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Inflation ist in aller Munde. Diesseits und jenseits des Atlantiks zeigt der Preistrend nach oben. Für Deutschland wurde gerade bestätigt, dass die Preise im September um 4,1 Prozent höher lagen als im September des Vorjahres. In der Eurozone betrug die Inflationsrate im September 3,4 Prozent. Für die USA wurde für den gleichen Zeitraum gar ein Preisanstieg um 5,4 Prozent gemeldet. Das ist zugleich der höchste Wert seit Juli 2008 (damals: 5,5 Prozent). Ein Teil des globalen Inflationstrends kann mit den im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegenen Energiekosten erklärt werden. Der Ölpreis hat sich auf Jahressicht nahezu verdoppelt. Doch auch die um die schwankungsanfälligen Energiepreise bereinigte Kerninflation steigt deutlich an.
Die Inflationsprognosen mussten in diesem Jahr bereits mehrfach deutlich nach oben korrigiert werden. Zudem droht die Inflation nicht auf ihr niedriges Vorkrisenniveau zurückzufallen, wenn die temporären Preistreiber ihren Einfluss verloren haben. In dieses Umfeld mischen sich nun auch noch Konjunktursorgen. Engpässe auf der Angebotsseite (Vorprodukte, Arbeitskräfte) nehmen dem Aufschwung seine Dynamik. Der bevorstehende Winter rückt die Pandemie erneut in den Blickpunkt. Muss die wirtschaftliche Aktivität wieder zurückgefahren werden, um eine weitere Infektionswelle zu verhindern? Und schließlich sorgen sich die Finanzmarktakteure um die Stabilität Chinas.
Sinkende wirtschaftliche Dynamik und Inflation – schon macht sich die Sorge vor einer Stagflation breit. Eine Stagflation bringt die wirtschaftspolitischen Akteure in Bedrängnis. Ihnen fehlen gute Instrumente, um die Wirtschaft aus einer Stagflation zu befreien. Eine straffere Geldpolitik wirkt zwar dem Preisauftrieb entgegen, doch gleichzeitig schwächt sie die ohnehin schon lahme Konjunktur. Eine expansive Fiskalpolitik würde zwar die Konjunktur beleben, aber gleichzeitig die Preise weiter nach oben treiben.
Wir halten die Angst vor einer Stagflation für übertrieben. Die Konjunktur wird im nächsten Jahr wieder an Dynamik gewinnen, weil die Verbraucher immer noch über hohe Ersparnisse verfügen und nach der Pandemie immer noch einen erheblichen Nachholbedarf beim Konsum haben. Zunächst müssen sich aber die Engpässe auf der Angebotsseite auflösen.
Zudem erwarten wir, dass die Inflationsraten im kommenden Jahr selbst ohne Zutun der Notenbanken von ihrem derzeit hohen Niveau wieder etwas herunterkommen.
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