Chefvolkswirt Jörg Zeuner
Was der Handelskonflikt für Anleger bedeutet

Chefvolkswirt Jörg Zeuner
Was bedeutet der anhaltende Konflikt zwischen China und den USA für Anlegerinnen und Anleger? Eines ist sicher: Die beiden Großmächte steuern mit der Entkoppelung von strategisch wichtigen Bereichen ihrer Wirtschaft auf neue Konfrontationen zu. Der Machtpoker dürfte an den Kapitalmärkten nicht ohne Folgen bleiben.
Der Wettbewerb zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt betrifft An...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Was bedeutet der anhaltende Konflikt zwischen China und den USA für Anlegerinnen und Anleger? Eines ist sicher: Die beiden Großmächte steuern mit der Entkoppelung von strategisch wichtigen Bereichen ihrer Wirtschaft auf neue Konfrontationen zu. Der Machtpoker dürfte an den Kapitalmärkten nicht ohne Folgen bleiben.
Der Wettbewerb zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt betrifft Anleger allein schon wegen seiner ökonomischen Bedeutung. Bis zum Jahr 2035 will China sein Bruttoinlandsprodukt verdoppeln und damit die USA als Nummer eins überflügeln. Doch es geht nicht nur um einen wirtschaftlichen Wettkampf, sondern vor allem um einen technologischen. Und es geht in dieser sogenannten Great Power Competition um globale Einflussnahme. So werden in den Konflikt auch Dritte hineingezogen. China will sich, ebenso wie die USA, über Investitionen im Ausland und Allianzen mit anderen Staaten breiteren Zugang zu essenziellen Rohstoffen sichern und den Aufbau von Infrastruktur nach chinesischen Standards vorantreiben. Es baut an seiner Digital Silk Road weiter, der digitalen Seidenstraße.
Zunehmende Entkopplung wirkt sich dauerhaft aus
Doch der Kern des Konflikts liegt in der zunehmenden Entkopplung der chinesischen und US-amerikanischen Wirtschaft. Die Entwicklung durchläuft wellenartig verschiedene Phasen. Ab dem Jahr 2018 verschärfte sich die Auseinandersetzung unter der US-Regierung von Donald Trump. Gegenseitige Strafzölle und Sanktionen führten am Kapitalmarkt zu spürbaren, oft kurzfristigen Turbulenzen, etwa bei Rohstoffen oder Aktien von Stahl- oder Netzwerkanbietern und Autozulieferern. Den vorläufigen Abschluss dieser Phase bildete im Januar 2020 ein Handelsabkommen, in dem sich die Parteien in einigen Teilbereichen gegenseitige Zusicherungen gaben und weitere Vereinbarungen zu grundlegenden Fragen in Aussicht stellten.
Gute Karten für Chinas Wirtschaftskurs
Dazu ist es bisher nicht gekommen. Der Wechsel im Weißen Haus hat die Konfliktlinien nicht verschoben – der Konflikt wird unter Joe Biden nur besser orchestriert. Die US-Regierung tritt mittlerweile weniger zufallsgesteuert auf, sondern setzt gezieltere, besser koordinierte Maßnahmen um. Stärker als je zuvor ist der Konflikt zu einer Frage der nationalen Sicherheit geworden. Zu den Kernpunkten gehören Maßnahmen, die Chinas Zugang zu Basistechnologien beschränken sollen. Das gilt insbesondere für Halbleiter und damit verbundene Technologien.
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