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Aktien, Renten, Cash Was Deutschlands Vermögensverwalter ihren Kunden jetzt raten

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Die von DAS INVESTMENT befragten Marktteilnehmer sehen das ähnlich. Gesetzliche Neuerungen, die den Verbraucherschutz durch branchenweite Regelungen verbessern, werden allgemein begrüßt. Doch der Teufel steckt im Detail: „Es wird dann schwierig, wenn Regelungen, die einzelne schwarze Schafe treffen sollten, für alle zu einem immensen Verwaltungsaufwand führen. Die daraus resultierenden Kostensteigerungen verringern am Ende die Angebotsvielfalt und die Qualität, und die Regelungen verfehlen ihr Ziel“, so Matthias Ende von Merck Finck & Co. Überregulierung erschwert Beratung
Die Folgen in der Branche können aus Kundensicht langfristig kontraproduktiv sein. Überzogene aufsichtsrechtliche Hürden führen dazu, dass die Finanzbranche zunehmend in Produktkategorien denkt und nicht in Lösungsansätzen. „Die Folge ist eine Fehlallokation in der gesamten Infrastruktur der Organisationseinheiten vieler Anbieter. Die Umsetzung aller Vorgaben, wie übertriebene Dokumentationspflichten, erfordern höheres Personalaufkommen und dadurch höhere Kosten. Dem steht oftmals ein sehr beschränkter Kundennutzen gegenüber. Kunden sind enttäuscht, weil sie den Sinn und Zweck der überbordenden Administration nicht erkennen können“, sagt Markus Kohl, Carl von Rohrer Vermögensverwaltung. Der Gesetzgeber unterscheidet bisher kaum zwischen großen Instituten und kleinen Einheiten. Das regulatorische Anforderungsprofil gilt für beide gleichermaßen, obwohl die Kapazitäten ungleich verteilt sind. „Eine kleine Vermögensverwaltung steht heute schon am Rand der Kapazität. Sehr viele Arbeits- und Prüfungsschritte sind doppelt angelegt. Zudem wurde das Prüfungswerk ständig erweitert. Es ist an der Zeit, über eine Verschlankung nachzudenken“, betont Rolf Kazmaier, SVA Vermögensverwaltung. Mehr Präzision seitens der Politik in Regulierungsfragen wünschen sich daher viele Marktteilnehmer: „Wir werden von der Gesetzgebung sehr häufig in einen Topf mit nicht geprüften und nicht überwachten und nicht regulierten Finanzberatern geworfen, und das entspricht weder der Wahrheit, noch ist dies im Sinn der renditesuchenden Anleger“, ärgert sich Heiko Löschen, Mademann & Kollegen. Eine Konsolidierung in der Branche ist zu erwarten – auch aufgrund der zunehmenden technischen Erfordernisse: „Elektronische und digitale Vermögensverwaltung wird im Netz bereits angeboten, der Preisdruck nach unten wird dadurch verstärkt. Viele Vermögensverwalter müssen sich Gedanken machen, über Konzentration Marktstärke zu erlangen. Wir erwarten sowohl Übernahmen als auch freundliche Zusammenschlüsse in den nächsten Jahren“, prognostiziert Kazmaier von der SVA Vermögensberatung. Mehr Transparenz durch Mifid II
Noch ist kein Ende der Regulierungselle in Sicht – so wird die neue Finanzmarktrichtlinie Mifid II, die zu Januar 2017 in Deutschland umgesetzt sein muss, weitere Anpassungen bringen. Zum Beispiel dürfen sich künftig Vermögensverwalter, soweit sie Anlageberatung erbringen, nur noch dann unabhängig nennen, wenn sie ihre Expertise über diverse Finanzinstrumente und Emittenten streuen und keine enge Verbindung zu den Anbietern unterhalten. „Sie müssen ein eigenes, unabhängiges Research und Monitoring unterhalten und nachweisen, dass sie aus einem breiten Marktangebot den individuellen Kundenbedürfnissen entsprechende Produkte ausgewählt haben. Dabei dürfen sie keinerlei Zuwendungen von dritter Seite erhalten“, erläutert Andreas Grünewald, Vorsitzender des Verbands Unabhängiger Vermögensverwalter VuV.