Andreas Hackethal und Michael Gillessen im Interview „Viele Anleger kehren vor der letzten Meile um“
Andreas Hackethal (rechts) und Michael Gillessen sprechen über Maßnahmen, ihre Beratungsempfehlungen nicht mehr zu ignorieren. Foto: Anna Mutter
DAS INVESTMENT.com: Die Regulierung hat für mehr Transparenz in der Vermögensberatung gesorgt. Warum bleiben dennoch viele Anleger mit ihren Anlagekonzepten weit unter ihren Möglichkeiten?
Andreas Hackethal: Die Transparenz ist in der Tat gestiegen. Das betrifft aber Produkt-Charakteristika und die Kostensituation, also den Input eines Beratungsgesprächs. Die Grundannahme der Regulierung besagt, dass ein Anleger eigenverantwortlich die richtige Entscheidung trifft, wenn man ihn mit allen notwendigen Informationen versorgt. Diese Annahme ist problematisch. Denn Menschen nutzen für ihre Entscheidungen Heuristiken, also Erfahrungsmuster – ob sie nun passen oder nicht. In der Anlageentscheidung passen Alltagsheuristiken meist nicht.
Selbst wenn die Anleger gut beraten werden?
Hackethal: Auch hervorragende Beratung führt nicht zwingend zu einem besseren Anlageergebnis, weil die Anleger auch guten Empfehlungen nicht folgen, sondern in fehlerhafte Verhaltensmuster zurückfallen: übermäßiges Handeln, mangelnde Risikostreuung und der Kauf spekulativer Aktien in illiquiden Märkten. Um einer Anlageempfehlung zu folgen, müssen Menschen ihre Meinung ändern und das geht nur über plausible Geschichten und starke Bilder. Dabei wäre eine langweilige, passive und breit diversifizierende Anlagestrategie für viele Anleger die beste Strategie. Wer nach Lehrbuch investiert, darf demnach keine Meinung haben. Und das zeigen auch unsere Daten: Meinung kostet Privatanleger Rendite!
Können Vermögensverwalter das Bedürfnis nach Geschichten beim Anleger besser erfüllen als ein Anlageberater?
Hackethal: Vermögensverwalter sind hier klar im Vorteil. Die Übertragung der Handlungsvollmacht an den Vermögensverwalter garantiert, dass Anleger der auch ohne Geschichte zu jeder Einzelempfehlung folgen. Der Anleger kann hier also keine eigenen Fehler machen. Das setzt natürlich eine gute Vermögensverwaltung voraus.
Michael Gillessen: Davon gehen wir aus. Ich würde anstelle von langweiliger eher von regelbasierter Anlagestrategie sprechen. Sie können dort viele Geschichten erzählen, aber diese führen eben nicht dazu, dass sich die Anlageentscheidung verändert. Dazu muss der Vermögensverwalter natürlich in der Lage sein, diese Geschichten zu erzählen.
Andreas Hackethal: Die Transparenz ist in der Tat gestiegen. Das betrifft aber Produkt-Charakteristika und die Kostensituation, also den Input eines Beratungsgesprächs. Die Grundannahme der Regulierung besagt, dass ein Anleger eigenverantwortlich die richtige Entscheidung trifft, wenn man ihn mit allen notwendigen Informationen versorgt. Diese Annahme ist problematisch. Denn Menschen nutzen für ihre Entscheidungen Heuristiken, also Erfahrungsmuster – ob sie nun passen oder nicht. In der Anlageentscheidung passen Alltagsheuristiken meist nicht.
Selbst wenn die Anleger gut beraten werden?
Hackethal: Auch hervorragende Beratung führt nicht zwingend zu einem besseren Anlageergebnis, weil die Anleger auch guten Empfehlungen nicht folgen, sondern in fehlerhafte Verhaltensmuster zurückfallen: übermäßiges Handeln, mangelnde Risikostreuung und der Kauf spekulativer Aktien in illiquiden Märkten. Um einer Anlageempfehlung zu folgen, müssen Menschen ihre Meinung ändern und das geht nur über plausible Geschichten und starke Bilder. Dabei wäre eine langweilige, passive und breit diversifizierende Anlagestrategie für viele Anleger die beste Strategie. Wer nach Lehrbuch investiert, darf demnach keine Meinung haben. Und das zeigen auch unsere Daten: Meinung kostet Privatanleger Rendite!
Können Vermögensverwalter das Bedürfnis nach Geschichten beim Anleger besser erfüllen als ein Anlageberater?
Hackethal: Vermögensverwalter sind hier klar im Vorteil. Die Übertragung der Handlungsvollmacht an den Vermögensverwalter garantiert, dass Anleger der auch ohne Geschichte zu jeder Einzelempfehlung folgen. Der Anleger kann hier also keine eigenen Fehler machen. Das setzt natürlich eine gute Vermögensverwaltung voraus.
Michael Gillessen: Davon gehen wir aus. Ich würde anstelle von langweiliger eher von regelbasierter Anlagestrategie sprechen. Sie können dort viele Geschichten erzählen, aber diese führen eben nicht dazu, dass sich die Anlageentscheidung verändert. Dazu muss der Vermögensverwalter natürlich in der Lage sein, diese Geschichten zu erzählen.
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