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Gelungene Asset-Allokation Die turbulenten Zeiten lassen Anleihen glänzen

Anleihen aus Schwellenländern wie Brasilien (hier
Anleihen aus Schwellenländern wie Brasilien (hier: São Paulo) bieten wieder Chancen: Noch vor einem Jahr behaupteten viele Anleger mit einer seltsamen Mischung aus Zuversicht und Resignation, dass es keine Alternative zu Aktien gäbe. | Foto: Imago Images / agefotostock
Brian Kloss, Brandywine Global

Die steigende Inflation hat eine Welle der geldpolitischen Straffung ausgelöst, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Eine aggressive Geldpolitik, anhaltende Unterbrechungen der Lieferketten, zunehmende Rezessionssorgen und der Ukrainekrieg erweisen sich als Giftcocktail für die Risikostimmung, da sowohl Aktien als auch Anleihen im bisherigen Jahresverlauf immer tiefer in die roten Zahlen rutschten.

Zum einen geriet der MSCI All Country World Total Return Index – die globale Aktienbenchmark – mit einem Einbruch von mehr als 19 Prozent in den ersten sechs Monaten des Jahres in den Bärenmarkt. Dies war die schwächste Performance in einem Sechsmonatszeitraum seit der Einführung der Benchmark im Jahr 1987. Anleihen wurden durch den steilen Anstieg der Zinserwartungen ähnlich hart getroffen, wobei der Bloomberg Global Aggregate Index – die globale Benchmark für Anleihen –mit -13,91 Prozent die schlechteste 6-Monats-Performance seit Einführung des Index im Jahr 1989 verzeichnete.

In turbulenten Zeiten ergeben sich Chancen

Festverzinsliche Anlagen haben indes begonnen, attraktive Erträge zu erzielen, wobei die Renditen in einem breiten Spektrum von festverzinslichen Anlageklassen deutlich höher sind als zu Jahresbeginn. Der Ausverkauf in der ersten Jahreshälfte hat auch den Anteil der Anleihen mit einer Rendite von mehr als 3 Prozent auf der Grundlage der Bloomberg Multiverse-Benchmark erhöht – was einer Versechsfachung gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Eine vorherrschende Sorge ist natürlich, dass die Anleiherenditen wieder steigen könnten, da die Zentralbanken aufgrund der hartnäckigen Inflation und der steigenden Inflationserwartungen bereits aggressivere Maßnahmen in den Blick nehmen. Gegenwärtig hat der Markt bereits einen aggressiven Zinserhöhungszyklus eingepreist. Sollten die Erwartungen eintreffen, würde der Leitzins bis Januar 2023 auf 3,375 Prozent steigen. Dieses Niveau ist jedoch alles andere als sicher und könnte Änderungen unterliegen – abhängig davon, wie sich die makroökonomischen Bedingungen entwickeln.

Angesichts der Tatsache, dass der Leitzins der Fed derzeit in der Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent liegt, haben die Märkte eine erhebliche Straffung der Geldpolitik bereits eingepreist. Die Bedingungen an den Finanzmärkten haben sich deutlich verschärft, während die Volatilität weiterhin hoch ist. Darüber hinaus haben sich die Renditen der US-Staatsanleihen seit dem vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Daraus folgt, dass das Risiko weiterer geldpolitischer Überraschungen hoch ist. Ein mäßigerer Inflationsdruck in der zweiten Jahreshälfte und eine weitere Konjunkturabschwächung könnten das Risiko unangenehmer Überraschungen mindern und durationsstarken Sektoren eine gewisse Erleichterung verschaffen.

Höhere Renditen bei geringerer Volatilität

Festverzinsliche Anlagen erscheinen uns im Vergleich zu Aktien inzwischen durchaus wettbewerbsfähig. Noch vor einem Jahr behaupteten die Anleger mit einer seltsamen Mischung aus Zuversicht und Resignation, dass es keine Alternative zu Aktien gäbe. Doch dieses Argument ist nach dem rapiden, von den steigenden Zinsen bedingten Ausverkauf an den Märkten nicht mehr stichhaltig. Der Abstand zwischen der Gewinnrendite des S&P 500 und der Rendite der zehnjährigen US-Treasuries sowie der Rendite des Bloomberg US Aggregate Bond Index hat sich trotz des Rückgangs der Aktienkurse erheblich verringert. Dies deutet darauf hin, dass die Anleiherenditen deutlich schneller gestiegen sind als die Aktienrenditen. Während die Bewertungen am Aktienmarkt mit dem Anstieg der Realzinsen deutlich gesunken sind, bedeuten die höheren risikofreien Renditen von US-Staatsanleihen, dass Aktien auf relativer Basis möglicherweise gar nicht so billig sind wie sie scheinen.

Nach zwei Jahren bemerkenswerter Aktienmarktgewinne und rekordverdächtig niedriger Anleiherenditen sind festverzinsliche Wertpapiere zu einem wettbewerbsfähigen und überzeugenden Instrument für Rendite und Erträge geworden. Tatsächlich ist die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen und des Bloomberg US Aggregate Bond Index mehr als doppelt so hoch wie die Dividendenrendite des S&P 500. In Verbindung mit der im Vergleich zu Aktien geringeren historischen Volatilität sind Anleihen wieder zu einer interessanten „Alternative“ für Anleger geworden, die stetige Erträge bei geringer Volatilität erzielen wollen.

Die Duration muss mit Umsicht gesteuert werden

Der Anleihemarkt ist im Vergleich zum Aktienmarkt viel größer und umfangreicher, wobei die verschiedenen festverzinslichen Anlageklassen ihre eigenen besonderen Merkmale und Risiken aufweisen, einschließlich der Sensibilität gegenüber Zinssätzen. Kreditorientierte Sektoren und insbesondere Sektoren ohne Investment-Grade-Rating, wie hochverzinsliche Unternehmensanleihen und variabel verzinsliche Bankkredite, weisen eine niedrige Duration auf und sind historisch gesehen negativ mit US-Staatsanleihen korreliert. Ihre Wertentwicklung hängt weitgehend von den gesamtwirtschaftlichen Aussichten und dem Umfeld der Unternehmensgewinne und nicht von den Zinssätzen ab. Auf der anderen Seite sind Sektoren mit höherer Qualität und längerer Duration tendenziell am anfälligsten für Zinsschwankungen, da sich steigende Zinsen relativ stark auf die Preise und Bewertungen auswirken.