Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Lehren aus der Corona-Krise

Ulrich Kater ist Chefvolkswirt der Dekabank. Foto: Dekabank
Das Corona-Virus richtet in der Wirtschaft großen Schaden an. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater erklärt, wie sich die Krise von anderen unterscheidet und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.
In den kommenden Jahren muss die Schuldenbelastung trotzdem allmählich wieder abgebaut werden: Zum einen dürfen nur noch sehr wenig neuen Schulden zukommen, zum anderen müssen durch Wirtschaftswachstum auch die Steuereinnahmen steigen.
Wie sieht es mit der Wirkung von frisch gedrucktem Geld aus? Bedeutet mehr Geld nicht auch mehr Inflation?
Nur, wenn die Haushalte und Unternehmen das Geld auch au...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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In den kommenden Jahren muss die Schuldenbelastung trotzdem allmählich wieder abgebaut werden: Zum einen dürfen nur noch sehr wenig neuen Schulden zukommen, zum anderen müssen durch Wirtschaftswachstum auch die Steuereinnahmen steigen.
Wie sieht es mit der Wirkung von frisch gedrucktem Geld aus? Bedeutet mehr Geld nicht auch mehr Inflation?
Nur, wenn die Haushalte und Unternehmen das Geld auch ausgeben. Danach sieht es jedoch nicht aus. Vielmehr wird viel Geld einfach auf den Konten gehalten. So hohe Spareinlagen wie jetzt hatten wir noch nie in Deutschland. Und es sieht nicht so aus als würden sich die Deutschen in den Konsum stürzen. Der unmittelbare Effekt der Corona-Krise ist also klar deflationär: Die Nachfrage kommt langsamer auf die Beine als das Angebot.
Müssen wir für die Schulden der anderen Länder bezahlen?
Die EZB hat ein milliardenschweres Nothilfeprogramm für Europa aufgesetzt. Darüber bekommen die schwächeren Regionen tatsächlich Hilfen. Das hat aber mit regelmäßigen Transfers oder gar Schuldenübernahmen nichts zu tun. Der Euro ist dadurch nicht gefährdet, sondern wird eher gestärkt.
Wir finanzieren die Krise einfach weg?
Nein, so einfach ist es nicht. Corona hat in vielen Branchen die Nachfragemuster nachhaltig gestört. Da genügt ein Blick auf den Frankfurter Flughafen, der gegenwärtig ein Flugzeugparkplatz ist. Und dazu kommen ja noch alle anderen Probleme, von denen man zur Zeit nichts hört, die aber weiterhin vorhanden sind. Großbritannien steuert nun wohl doch auf den harten Brexit zu.
Die Spannungen in der Welt lassen nicht nach. Der technologische Wandel und die Nachhaltigkeitsdebatte verlangen den deutschen Unternehmen maximale Flexibilität ab. Wir haben uns das Virus nicht ausgesucht, wir müssen damit fertig werden. Und das, was gegenwärtig geschieht an Anti-Corona-Strategien – ob im Gesundheitsbereich, in der Geldpolitik oder der allgemeinen Wirtschaftspolitik – hat das Prädikat „den Umständen entsprechend gut“ verdient.
Die echte Wirkung von zu viel Geld und zu vielen Schulden können dann kommen, wenn irgendwann die Vermögensnachfrage der Bevölkerung nachlässt. Das könnte demografisch bedingt in zehn bis zwanzig Jahren einsetzen. Daraus könnten etwa wieder höhere Inflationsraten resultieren. Aber wir wussten ja schon immer, dass die Demografie das Finanzsystem unter enormen Druck setzt - und bis dahin wird auch noch zu viel passieren, um heute schon genau zu wissen, wie die Welt dann aussehen wird.
Warum haben sich die Aktienmärkte so schnell erholt?
Die Corona-Strategie der Regierungen geht anscheinend auf, und die Wirtschaft kann langsam wieder hochfahren. Eine Aktie bewertet sich nicht nach der gegenwärtigen Wirtschaftslage, sondern nach den Aussichten für Unternehmen und Gewinne über die nächsten zehn Jahre. Die Aktienmärkte gehen nicht von einer jahrelangen Depression aus, sondern preisen ein, dass der Spuk nach etwa einem Jahr vorbei ist. Dieses Szenario ist ja auch nach wie vor das wahrscheinlichste.
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