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Dow Jones bei 20.000 Zählern US-Aktienmärkte: Das sagen 4 Finanzexperten

v.l.: Folker Hellmeyer, Martin Hüfner, Christoph Bruns, Hans-Jörg Naumer
v.l.: Folker Hellmeyer, Martin Hüfner, Christoph Bruns, Hans-Jörg Naumer

Der US-Index Dow Jones Industrial Average hat erstmalig in seiner Geschichte die Schwelle von 20.000 Zählern durchbrochen. Die jüngste Euphorie am US-Markt ist vor allem dem jetzt ins Amt gekommene US-Präsident Donald Trump geschuldet. Der Obama-Nachfolger wird von vielen Marktteilnehmern mit einer großen Portion Vorschusslorbeeren ausgestattet. Seit Trumps Wahlsieg im vergangenen November nehmen die Märkte den vermuteten Aufschwung schon vorweg.

Bereits im Präsidentschafts-Wahlkampf hatte Trump versprochen, die Steuern auf Unternehmensgewinne zu senken, die Wirtschaft und insbesondere die Finanzbranche zu deregulieren und gleichzeitig die Infrastruktur ausbauen zu wollen. Nach seinem Wahlsieg bekräftigte der designierte US-Präsident seine Aussagen. Die US-Wirtschaft profitiert seither stark von der erwartungsfreudigen Stimmung: Die Aktienkursen der großen US-Unternehmen schossen in die Höhe – nach Trumps Amtsantritt zuletzt über die Marke von 20.000 Punkten, die als psychologisch bedeutsam gilt.

Neben wirtschaftsfördernden Maßnahmen stellte Trump jedoch gleichzeitig in Aussicht, dass er die US-Wirtschaft nach außen hin abschotten möchte. „America first“ lautet die Ankündigung, die auch heißt: Die USA wollen sich zukünftig gegen günstige Importe schützen. Es soll sich für Unternehmen nicht mehr lohnen, Waren außerhalb der USA herzustellen. Trumps Wunsch: Unternehmen, die Produkte für den US-Markt herstellen, sollen ihre Produktion in die USA verlegen und dort Arbeitsplätze schaffen. Im Gegenzug wird ihnen in Aussicht gestellt, in den USA zukünftig weniger Steuern zahlen zu müssen. Die protektionistischen Maßnahmen könnten die wirtschaftsfördernden Effekte wieder zunichte machen, vermuten Markt-Experten.

Und noch andere Nebeneffekte könnten der US-Konjunktur bei aller Euphorie einen Dämpfer versetzen: Als Begleiteffekt der boomenden Wirtschaft gehen Beobachter von einer anziehenden Inflation und steigenden Zinsen aus. Inflation könnte der Wirtschaft Kaufkraft entziehen, rasch ansteigende Zinsen die stark kreditfinanzierten US-Unternehmen in Schwierigkeiten bringen, glauben Beobachter. Dazu wäre ein im Zuge des Booms erstarkender Dollar Gift für die Exportindustrie: US-Produkte werden außerhalb der USA teurer.

Finanzexperten hierzulande sehen die jüngste Euphorie am US-Aktienmarkt dementsprechend zwiegespalten oder mit Skepsis:

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Martin Hüfner: „Für den Aktienmarkt Gift“

So warnt Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner aktuell vor einer möglichen Überhitzung: „Jetzt kommen in der bereits vollbeschäftigten Wirtschaft vermutlich noch fiskalpolitische Impulse hinzu. Das muss nach Adam Riese zu Überhitzungen führen. Da muss die Federal Reserve gegensteuern. Für den Aktienmarkt ist das an sich Gift“, sagte Hüfner im Interview mit unserem Portal. 

Kurzfristig blickt der Ökonom zwar positiv auf die US-Entwicklung: Die expansiven Effekte würden in diesem Jahr überwiegen. Das US-Wachstum könnte die 1,6 Prozent des vergangenen Jahres 2017 weit übersteigen. Hüfner hält 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum 2017 für möglich. Das Wachstum werde sich 2018 allerdings nicht mehr fortsetzen können, schätzt der Assenagon-Chefvolkswirt: „Dann werden die negativen Effekte des Protektionismus, der Begrenzung der Zuwanderung und der interventionistischen Wirtschaftspolitik stärker werden.“

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