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Aktualisiert am 03.04.2008 - 11:15 Uhrin 22 Fragen an...Lesedauer: 5 Minuten

Drei in einem

Fonds, Zertifikat und Versicherung – bei der Neuen Leben und der Victoria bekommen Anleger alle drei in einem Produkt. Allerdings auf sehr unterschiedliche Weise.
Bisher ist die Kombination von Zertifikaten und Versicherungen noch selten auf dem deutschen Altersvorsorgemarkt. 2007 lancierten Versicherer wie Allianz Leben oder Nürnberger die ersten Tarife. Meist handelte es sich dabei um Tranchenprodukte, die einen Index abbildeten und nur gegen Einmalbeitrag zu haben waren. Jetzt kommen zunehmend Policen auf den Markt, die regelmäßig bespart werden können und sich auf andere Basiswerte beziehen. Victoria und Neue Leben kombinieren dabei Fonds und Zertifikate in einer Police.

Ein Plus in fallenden Märkten

„Zertifikateprodukte im Versicherungsmantel bergen interessante Chancen“, sagt Marc Glissmann, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Finanz-Markt- Analyse Infinma. „Sie können etwa auch in seitwärts tendierenden oder in leicht fallenden Märkten Erträge erzielen.“ Das verspricht auch der entsprechende Tarif der Rentenversicherung Aktivinvest Premium der Neue Leben Versicherungen. Diese Police, die Mitte Februar auf den Markt kam, setzt nicht direkt auf Zertifikate, sondern auf Fonds, die in Zertifikate investieren. Für 30 Euro im Monat steht dem Kunden ein Investment in drei Anlagestrategien offen: Er kann wählen, ob sein Beitrag in klassische Fonds der Anbieter DWS Investments oder Fidelity fließen soll. Oder er setzt auf einen oder mehrere der vier Zertifikatefonds von HSBC Investments.
Der Rendite Substanz Inka ist dabei der risikoärmste unter den vier Zertifikatefonds. Er investiert überwiegend in konservative Discountzertifikate auf Aktienindizes des Euroraums. Bei Discountzertifikaten kauft der Investor den Basiswert mit einem Rabatt auf den aktuellen Börsenkurs. Der Preis für diesen Risikopuffer: Der Anleger verdient nur bis zu einer bestimmten Grenze an Wertsteigerungen.
Fondsmanager Florian Reibis, der seit kurzem alle vier HSBC-Fonds managt, peilt eine Rendite von rund 4 Prozent an. Seit seiner Auflegung im Juli 2007 hat der Fonds aber nur ein Plus von 1,5 Prozent erwirtschaftet. Im Gegenzug zeigte er sich von den Börsenturbulenzen in dieser Zeit aber ziemlich unbeeindruckt. An den Crash-Tagen am 21. und 22. Januar verlor er nur 0,8 Prozent. Der Euroraum-Index Euro Stoxx 50 stürzte hingegen um mehr als 10 Prozent ab.
In konservative Discountzertifikate auf europäische Aktienindizes investiert auch der HSBC Trinkaus Discountzertifikate Inka. Anders als beim Rendite Substanz Inka dürfen es hier aber auch Nebenindizes wie der M-Dax oder der Tec-Dax sein.
Für Anleger, die eine höhere Rendite erwarten und ein höheres Risiko verkraften können, kommt der Fonds Aktienstrukturen Europa infrage. Er setzt ebenfalls auf konservative Discountzertifikate auf Euro-Indizes, investiert aber auch in Zertifikate auf einzelne Aktien der Region. Im Oktober 2002 wurde der Fonds gestartet, die jährliche Wertentwicklung sollte bei 6 bis 8 Prozent liegen. Zunächst brach der Fonds im Vorfeld des Irak-Kriegs aber ein. Am 13. März 2003 erreichte er seinen bisherigen Tiefststand von 42,81 Euro – ein Verlust von 14,4 Prozent. In den Folgejahren, in denen viele sich an ihre Höchststände aus dem Jahr 2000 heranpirschten, erholte sich der Fonds wieder und schaffte es mit Jahresrenditen zwischen 5,4 und 8,6 Prozent bis auf ein Mal in seine anvisierte Gewinnzone.
Wer lieber weltweit anlegen will, kann den Global Bonus Certificates wählen. Der im Juni 2007 aufgelegte Fonds investiert überwiegend in Bonuszertifikate auf internationale Aktien, Aktien- und Rohstoffindizes. Bonuszertifikate eignen sich wie Discounter für Seitwärtsmärkte, sind aber auch in steigenden Märkten nicht nach oben begrenzt. Der Fonds schwankt deutlich stärker als seine drei.

Keine Beitragsgarantie

Inklusive Versicherungsmantel wird das Investment natürlich teurer als ein Direktinvestment in die Fonds. Zu den jährlichen Fondsverwaltungsgebühren, die bis zu 1,25 Prozent betragen, kommen bei einem 30- jährigen Versicherungskunden, der pro Jahr 2.000 Euro Beitrag über einen Zeitraum von 30 Jahren zahlt, für die Versicherung noch einmal rund 0,8 Prozent des Fondsguthabens pro Jahr hinzu. Ausgabeaufschläge für die Fonds fallen nicht an.
Bis zu sechsmal im Jahr können die Versicherungsnehmer kostenlos zwischen den verschiedenen Fonds umschichten. Eine Beitragsgarantie gibt es nicht. Noch nicht: „Wir planen, das Produkt in diese Richtung anzupassen“, sagt Stefan Klimpel, Abteilungsleiter Kapitalanlagen bei der Neue Leben.
An die Beratung wird das hohe Anforderungen stellen, ist Infinma-Chef Glissmann überzeugt. Ein großes Manko von zertifikategebundenen Policen sieht der Experte nämlich in ihrem komplexen Aufbau: „Es stellt sich die Frage, ob der Kunde immer versteht, in was er da investiert.“ Bei der Victoria Lebensversicherung ist die Sicherung der Beitragsgarantie bei gleichzeitig hohen Ertragschancen das entscheidende Verkaufsargument. Seit Oktober 2007 vertreibt die Ergo-Tochter die HVB Aktiv Rente exklusiv über die Hypovereinsbank, ab April will sie das Produkt auch für andere Vertriebswege öffnen. Die Police investiert aber nicht in Zertifikatefonds, sondern in Fondszertifikate auf Produkte der Kapitalanlagegesellschaft Pioneer.

Drei Zertifikate zur Auswahl

Das Global-Zertifikat setzt auf den Pioneer Fonds Global Select, der zum Großteil Aktien von Unternehmen aus den USA, Japan und Deutschland hält. Das Eco-Zertifikat beruht auf dem Global Ecology. Anlageschwerpunkt sind Unternehmen, die umweltentlastende Technologien entwickeln. Das dritte Zertifikat bezieht sich auf einen Fondskorb aus dem Global Select, dem Rentenfonds Total Return und dem Rohstoff- Fonds S.F.-EUR Commodities.
Ein komplexer Sicherungsmechanismus soll dabei garantieren, dass der Kunde am Vertragsende mindestens seine eingezahlten Beiträge wieder herausbekommt. Normalerweise wird das erreicht, indem ein fester und mitunter recht hoher Teil des Vertragsvermögens in den risikoarmen und schwach verzinsten Deckungsstock fließt. Für die renditeträchtigere Kapitalanlage, die das Plus für die spätere Rente bringen soll, ist dieses Geld verloren.
Bei der Victoria-Lösung soll eine interne Sicherheitsschranke dagegen dafür sorgen, dass ein größerer Teil des Vertragsguthabens in das Fondszertifikat gehen kann: Sind die Kursverluste innerhalb eines Monats größer als 20 Prozent, greift eine Put-Option und verhindert weitere Verluste. Diese Absicherung kostet rund ein bis 2 Prozent des Zertifikateguthabens pro Jahr. Zwar ist ein Monatsverlust von 20 Prozent überaus selten und bei den betreffenden Fonds bisher noch nie vorgekommen; dieser Mechanismus sorgt aber dafür, dass der Versicherer einmal im Monat freier entscheiden kann, wie er das Kundenguthaben auf den Deckungsstock und das Fondszertifikat aufteilt. Zurzeit gehen im Schnitt drei Viertel in das Fondszertifikat und rund ein Viertel in den Deckungsstock. Laufen die Märkte sehr gut, können auch 100 Prozent des Guthabens in das Zertifikat fließen.

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