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Fidelity-Fondsmanager über die Zukunft des Dax „Der Abschlag des Dax zu Europa ist so hoch wie fast noch nie“

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„Hände weg vom Dax“ - mit dieser Aussage fasste ein Stratege der Société Générale vergangene Woche die Reaktion seines Hauses auf die Probleme des deutschen Leitindex im US-Fernsehen zusammen. Können Sie internationale Investoren verstehen, die nach den jüngsten Ereignissen die Nase voll haben und sich von Dax abwenden? 

Von Engelbrechten: Ein Verkauf deutscher Aktien zugunsten anderer Märkte erscheint mir sehr prozyklisch. Vergleichen Sie nach dem schon stattgefundenen Kursrückgang mal die Bewertungen, z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax mit dem des MSCI Europa – der Abschlag des Dax zu Europa ist so hoch wie fast noch nie. Gleichzeitig gehen die Gewinnrevisionen für die deutschen Unternehmen nach oben. Bei der Stärke des deutschen Konsumenten und der guten Lage wichtiger Handelspartner, wie zum Beispiel den USA, werden die deutschen Unternehmen weiter wachsen und fundamental stark bleiben. Die Ergebnisse der Unternehmen werden das bestätigen. Daher ist im Moment eine so gute Möglichkeit, Geld aus anderen Märkten nach Deutschland zu allokieren wie selten zuvor. Man muss allerdings selektiv sein. Der Dax hat dieses Jahr bis Ende September 1,7 Prozent verloren, der Fidelity Germany Fonds ist nach Gebühren 10,7 Prozent im Plus. Wer in ETFs investiert, verliert.

Die aktuellen vermeintlichen Schwächen des Dax wie starke Autoindustrie und Exportlastigkeit waren lange Zeit seine Stärken und verhalfen ihm zu einem Bewertungsaufschlag gegenüber anderen Länderindizes. Droht sich dieser Bewertungsaufschlag in den kommenden Jahren in einen Bewertungsabschlag zu verwandeln?

Von Engelbrechten: Das Wachstum des Welthandels hat das Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts in den letzten fünf Jahrzehnten in der Mehrheit der Jahre übertroffen, im Durchschnitt etwa um den Faktor 1,5. Ich erwarte, dass die Globalisierung nicht stoppt und Deutschland mit seinem hohen Exportanteil strukturell profitiert, wenn auch unter Schwankungen. Wichtig ist auch, dass die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen hinsichtlich Innovationen, Markenstärke und Lohnstückkosten so hoch ist, dass weiter Marktanteile gewonnen werden können. Vor vielen Jahren war das Binnenwachstum in Deutschland schwach, so dass sich die Unternehmen ins Ausland orientiert haben und der Exportanteil in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen ist. Die deutschen Unternehmen sind gut gemanagt und flexibel genug, sich erneut dorthin zu orientieren, wo es Wachstumsmöglichkeiten gibt. 

Wir dürfen auch den deutschen Konsumenten nicht vergessen, der sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren zu einem wichtigen Treiber entwickelt hat. Beide Faktoren zusammen werden für eine positive Entwicklung der deutschen Unternehmen sorgen. Daher ist ein Bewertungsabschlag, wie wir ihn im Moment sehen, nicht gerechtfertigt.