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Globale Kreditmärkte Nicht alles über einen Kamm scheren

Schon seit geraumer Zeit werden die Kreditmärkte von einer Flut negativer Meldungen und Einschätzungen überrollt. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute. Wir glauben jedoch, dass den Marktbeobachtern und -teilnehmern bei ihren häufig unerbittlichen Kommentaren jedes Maß verloren gegangen ist. In diesem Beitrag wollen wir unter die Oberfläche schauen. Dabei ist auch uns klar, dass Anleger um bestimmte Teilsektoren der globalen Kreditmärkte einen Bogen machen sollten. Aber war das nicht schon immer der Fall? Schließlich zeichnet sich ein guter aktiver Fondsmanager dadurch aus, dass er die Titel auswählt, welche sich lohnen, und die anderen meidet.

Weshalb hat sich die Stimmung zuletzt so eingetrübt?

Im letzten Jahr hat sich der Anteil von Anleihen mit BBB-Rating im Investment-Grade-Universum in den USA von 30 Prozent auf nahezu 60 Prozent fast verdoppelt. Ein besorgniserregender Trend? Mag sein. Aber dafür gibt es gute Gründe. Und sofern man als Anleger nicht gezwungen ist, sich blind an die Zusammensetzung des Investment-Grade-Index zu halten — was unsere Strategie nicht muss —, lässt sich dieser Trend ohne Weiteres umgehen. Billiges Geld (dank niedriger Zinsen) hatte zur Folge, dass sich leicht Kapital aufnehmen ließ – nicht selten für Aktienrückkäufe oder Fusionen und Übernahmen. Von dieser günstigen Gelegenheit machten vor allem US-Unternehmen reichlich Gebrauch; allen voran solche aus dem Rohstoff-, Gesundheits- und Telekommunikationssektor. Aufgrund des für unsere Strategie zulässigen Risikobudgets ziehen wir es jedoch vor, solchen Fällen von Finanz-Engineering aus dem Weg zu gehen.

Anteil von BBB-Anleihen an US-Unternehmensanleihen (IG)

Quelle: Bloomberg, ICE BofAML US Investment Grade Index (C0A0), ICE BofAML US Investment Grade BBB (C0A4), Stand: 31. Dezember 2018.

Sollten Anleger also besser das gesamte BBB-Segment links liegen lassen?

Keineswegs. Auch wir machen uns natürlich die Informationen, die Ratings liefern, zunutze. Wir meinen aber, dass es sich bei einigen Anleihen lohnt, die Gründe für ihr Rating genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bereiche, die wir im Rahmen unserer Absolute Return Income Strategie seit Langem favorisieren und in denen es attraktive Anlagechancen im BBB-Segment gibt, sind Infrastruktur, Versorger und Teile des Finanzsektors. Im Infrastruktursektor finden sich viele Emittenten mit einem BBB-Rating wie zum Beispiel Sydney Airport. Bei ihnen handelt es sich um stabile Unternehmen mit monopolistischen Merkmalen, die eine höhere Verschuldung in ihrer Kapitalstruktur tolerieren können. Weitere Beispiele sind Mautstraßen- und Hafenbetreiber. Und auch wenn Banken heute stärker reguliert werden und die Verfahren zur Rating-Vergabe strenger sind, halten wir Kreditinstitute beileibe nicht für riskanter als früher.

Zudem sollte nicht vergessen werden, dass nicht alle Anleihen im BBB-Segment gleich sind. Eine Anleihe mit Rating BBB+ verfügt über eine deutlich bessere Kreditqualität als eine mit Rating BBB. Aktuell ist das bonitätsstärkere Segment BBB+ im globalen Unternehmensanleihe-Index doppelt so groß wie das Segment BBB. Kommt es in der Investment-Grade-Kategorie zu Herabstufungen, werden Letztere das vermutlich vor allem zu spüren bekommen.