Glows Gedanken: Happy Birthday! 10 Jahre ETFs in Europa
Detlef Glow
Am 11. April 2000 wurden die ersten zwei Exchange Traded Fonds (ETF) in Deutschland gelistet. Mit diesem Listing brachte Merrill Lynch International eine Produktkategorie nach Europa, die in den USA bereits seit dem Jahr 1993 bekannt und zu diesem Zeitpunkt auch schon fest etabliert war. Zusätzlich zum deutschen Markt wurden im Jahr 2000 auch in Großbritanien, Schweden und der Schweiz die ersten ETFs zum Handel an der Börse zugelassen. Auch wenn die ersten Reaktionen auf diese neuen Produkte verhalten positiv waren, konnte damals noch niemand etwas von dem fulminanten Siegeszug ahnen.
Während das erste Jahr für die ETF Branche ruhig verlief, begann im Laufe des Jahres 2001 die Anzahl der gelisteten börsennotierten Fonds zuzunehmen und State Street brachte die ersten Branchen ETFs auf den Markt. Mit diesen Instrumenten konnten Anleger nun zum ersten Mal gezielt in die Branchen des MSCI Europe investieren und so mit Hilfe eines einzigen Instrumentes ihre Marktmeinung bezüglich einzelner Branchen umsetzen.
Im Jahr 2003 wurde dann von Indexchange (iShares) mit der Auflage der ersten Renten-ETFs eine weitere Anlageklasse investierbar gemacht. Ab diesem Zeitpunkt konnten Anleger mit der Hilfe von ETFs sehr effizient ein gemischtes Portfolio aufbauen. Allerdings dürfte die Nachfrage nach rentenbasierten ETFs zu diesem Zeitpunkt hinter den Erwartungen der Emittenten zurückgeblieben sein, da die Aktienmärkte im März 2003 ihren Boden gefunden hatten und zu einer mehrere Jahre andauernden Rallye ansetzten.
Mit der steigenden Marktdurchdringung, insbesondere im institutionellen Bereich, wurde im Zuge der allgemeinen Hausse an den Aktienmärkte, auch die Nachfrage nach zusätzlichen Anlageklassen größer und so wurden im Jahr 2004 die ersten ETFs auf einzelne Emerging Markets aufgelegt. Zudem wurde im gleichen Jahr auch die Anlageklasse der Immobilienaktien erschlossen. Diese Produkte erfreuten sich bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 einer großen Beliebtheit.
Im Jahr 2005 wurden dann die ersten Strategie ETFs aufgelegt. Diese Produkte ermöglichten es den Anlegern erstmalig besondere Investmentstrategien auf Aktienindizes, wie zum Beispiel gehebelte Investments oder Covered-Call-Strategien (Lyxor) in einem Fonds umzusetzen. Ebenso wurden in diesem Jahr auch Rohstoffe (EasyETF) als Anlageklasse investierbar gemacht. Allerdings konnte sich diese Anlageklasse erst mit Auflage des ersten physisch gedeckten Goldfonds (ZKB) im Jahr 2006 durchsetzen. Der Erfolg dieses Produktes führte in der Folge zur Auflage weiterer Fonds die sich auf einzelne Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium beziehen und ebenso wie der Gold-ETF physisch besichert sind.
Die zu diesem Zeitpunkt noch im Spektrum der ETFs fehlende Anlageklasse Geldmarkt, wurde im Jahr 2007 durch Auflage eines sich auf den EONIA Index beziehenden ETF (db x-trackers) erschlossen. Die Möglichkeit über ETFs in den Geldmarkt zu investieren wurde von den Anlegern im Angesicht der aufziehenden Finanzkrise und den damit verbundenen Turbulenzen an den Finanzmärkten unverzüglich genutzt und machten diese Produkte so zu einem Erfolg. Zusätzlich erblickten die sogenannten Short- beziehungsweise Inverse-Performance- ETFs das Licht der Kapitalmärkte.
Diese Innovation bietet den Anlegern die Möglichkeit, auch bei negativen Kursentwicklungen am Aktienmarkt eine positive Wertentwicklung zu erzielen. In der Folge wurden dann im Bereich der Strategie-ETFs weitere Produkte aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Credit-Spreads oder Währungen aufgelegt. Mit der ständig steigenden Produktvielfalt stieg auch das in ETFs angelegte Vermögen immer weiter an und überstieg im April 2008 erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro. Mit der Auflage eines ETFs der sich auf einen Hedgefonds-Index bezieht, wurde im Jahr 2009 auch das Segment der alternativen Anlageprodukte für eine große Gruppe von Anlegern, die bisher aufgrund der limitierten Liquidität in diesem Sektor nicht in solche Produkte investieren konnten, investierbar.
Schaut man sich die Ergebnisse der ETF-Industrie in Europa an, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass hier eine Erfolgsgeschichte geschrieben worden ist. Auch muss die europäische ETF-Industrie den Vergleich mit den USA nicht scheuen. Zwar ist das hierzulande verwaltete Vermögen noch deutlich niedriger als in den USA, dennoch ist die Branche in Europa auf dem richtigen Weg und hat gezeigt das sie die sich bietenden Möglichkeiten bei der Entwicklung neuer Produkte auch nutzt. So hat die Anzahl der in Europa gelisteten Produkte die Zahl der in Amerika notierten ETFs überstiegen. Insgesamt betrachtet hat sich die europäische ETF-Industrie in den letzten 10 Jahren gut etablieren können und wird wahrscheinlich auch in Zukunft weiter wachsen. Ob die Wachstumsraten der Vergangenheit weiter fortgeschrieben werden können, bleibt abzuwarten.
Auch haben die letzten Übernahmen beziehungsweise Unternehmensverkäufe gezeigt, dass es trotz eines wachsenden Marktes auch Tendenzen zu einer Konsolidierung gibt. Dies muss nicht zwingend negativ sein, könnte eine solche Konsolidierung doch zu einer gesunden Bereinigung der Branche führen. In diesem Sinne freue ich mich schon heute auf die nächsten zehn Jahre ETFs in Europa!
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters
Während das erste Jahr für die ETF Branche ruhig verlief, begann im Laufe des Jahres 2001 die Anzahl der gelisteten börsennotierten Fonds zuzunehmen und State Street brachte die ersten Branchen ETFs auf den Markt. Mit diesen Instrumenten konnten Anleger nun zum ersten Mal gezielt in die Branchen des MSCI Europe investieren und so mit Hilfe eines einzigen Instrumentes ihre Marktmeinung bezüglich einzelner Branchen umsetzen.
DER FONDS
Mit der steigenden Marktdurchdringung, insbesondere im institutionellen Bereich, wurde im Zuge der allgemeinen Hausse an den Aktienmärkte, auch die Nachfrage nach zusätzlichen Anlageklassen größer und so wurden im Jahr 2004 die ersten ETFs auf einzelne Emerging Markets aufgelegt. Zudem wurde im gleichen Jahr auch die Anlageklasse der Immobilienaktien erschlossen. Diese Produkte erfreuten sich bis zum Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 einer großen Beliebtheit.
Im Jahr 2005 wurden dann die ersten Strategie ETFs aufgelegt. Diese Produkte ermöglichten es den Anlegern erstmalig besondere Investmentstrategien auf Aktienindizes, wie zum Beispiel gehebelte Investments oder Covered-Call-Strategien (Lyxor) in einem Fonds umzusetzen. Ebenso wurden in diesem Jahr auch Rohstoffe (EasyETF) als Anlageklasse investierbar gemacht. Allerdings konnte sich diese Anlageklasse erst mit Auflage des ersten physisch gedeckten Goldfonds (ZKB) im Jahr 2006 durchsetzen. Der Erfolg dieses Produktes führte in der Folge zur Auflage weiterer Fonds die sich auf einzelne Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium beziehen und ebenso wie der Gold-ETF physisch besichert sind.
Die zu diesem Zeitpunkt noch im Spektrum der ETFs fehlende Anlageklasse Geldmarkt, wurde im Jahr 2007 durch Auflage eines sich auf den EONIA Index beziehenden ETF (db x-trackers) erschlossen. Die Möglichkeit über ETFs in den Geldmarkt zu investieren wurde von den Anlegern im Angesicht der aufziehenden Finanzkrise und den damit verbundenen Turbulenzen an den Finanzmärkten unverzüglich genutzt und machten diese Produkte so zu einem Erfolg. Zusätzlich erblickten die sogenannten Short- beziehungsweise Inverse-Performance- ETFs das Licht der Kapitalmärkte.
Diese Innovation bietet den Anlegern die Möglichkeit, auch bei negativen Kursentwicklungen am Aktienmarkt eine positive Wertentwicklung zu erzielen. In der Folge wurden dann im Bereich der Strategie-ETFs weitere Produkte aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Credit-Spreads oder Währungen aufgelegt. Mit der ständig steigenden Produktvielfalt stieg auch das in ETFs angelegte Vermögen immer weiter an und überstieg im April 2008 erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro. Mit der Auflage eines ETFs der sich auf einen Hedgefonds-Index bezieht, wurde im Jahr 2009 auch das Segment der alternativen Anlageprodukte für eine große Gruppe von Anlegern, die bisher aufgrund der limitierten Liquidität in diesem Sektor nicht in solche Produkte investieren konnten, investierbar.
Schaut man sich die Ergebnisse der ETF-Industrie in Europa an, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass hier eine Erfolgsgeschichte geschrieben worden ist. Auch muss die europäische ETF-Industrie den Vergleich mit den USA nicht scheuen. Zwar ist das hierzulande verwaltete Vermögen noch deutlich niedriger als in den USA, dennoch ist die Branche in Europa auf dem richtigen Weg und hat gezeigt das sie die sich bietenden Möglichkeiten bei der Entwicklung neuer Produkte auch nutzt. So hat die Anzahl der in Europa gelisteten Produkte die Zahl der in Amerika notierten ETFs überstiegen. Insgesamt betrachtet hat sich die europäische ETF-Industrie in den letzten 10 Jahren gut etablieren können und wird wahrscheinlich auch in Zukunft weiter wachsen. Ob die Wachstumsraten der Vergangenheit weiter fortgeschrieben werden können, bleibt abzuwarten.
Auch haben die letzten Übernahmen beziehungsweise Unternehmensverkäufe gezeigt, dass es trotz eines wachsenden Marktes auch Tendenzen zu einer Konsolidierung gibt. Dies muss nicht zwingend negativ sein, könnte eine solche Konsolidierung doch zu einer gesunden Bereinigung der Branche führen. In diesem Sinne freue ich mich schon heute auf die nächsten zehn Jahre ETFs in Europa!
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters
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