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Loys-Vorstand Ufuk Boydak US-Zinsstruktur: Der Anleihemarkt sendet ein Warnsignal

Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender und Fondsmanager der Loys AG: "Eine inverse Zinsstrukturkurve kündigt Wachstumsrückgänge an und verdient daher durchaus unsere Aufmerksamkeit als Aktieninvestoren."
Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender und Fondsmanager der Loys AG: "Eine inverse Zinsstrukturkurve kündigt Wachstumsrückgänge an und verdient daher durchaus unsere Aufmerksamkeit als Aktieninvestoren." | Foto: Loys AG

Zins verbindet Anleihe- mit Aktienmarkt

Lange wurde spekuliert, wann die Zinsen in den USA und Europa wieder steigen werden, denn dieser Schritt ist nicht nur für Anleiheinvestoren entscheidend. Schließlich besteht aus Sicht von Anlegern zwischen dem Aktien- und dem Anleihemarkt ein enger Zusammenhang. Zum einen konkurrieren langfristige Anleihen als wichtigste Anlagealternative mit Aktien bei der langfristigen Geldanlage. Zum anderen haben die langfristigen Zinsen großen Einfluss auf die Bewertung von Aktien.

Im Rahmen der Aktienanalyse werden künftige Unternehmensgewinne auf die Gegenwart abgezinst, sodass höhere Zinsen als Bewertungsmaßstab den heutigen Wert künftiger Erträge mindern und somit als Ergebnis zu einem niedrigeren Aktienpreis führen. Als Faustregel gilt: Wenn Zinsen steigen, fallen die Aktienkurse und umgekehrt.

Schneller Renditeanstieg bei kurzen Laufzeiten

Die Renditen kürzer laufender US-amerikanischer Anleihen werden maßgeblich von den geldpolitischen Entscheidungen der Notenbank beeinflusst, während die langfristigen Zinsen maßgeblich von den zukünftigen wirtschaftlichen Erwartungen abhängen. Die Logik dabei ist einfach: Wenn die Wirtschaft rund läuft, steigen die Inflationserwartungen und damit auch die langfristigen Zinsen.

Das Einleiten eines neuen Zinsanhebungszyklus seit letztem Jahr hat nun dazu geführt, dass das kurze Ende der Laufzeiten schneller gestiegen ist als das lange Ende. Damit haben sich die Niveaus der lang- und der kurzfristigen Renditen ungewöhnlich stark einander angenähert.

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Setzt sich die bisherige Entwicklung der zweijährigen Anleihen in unverändertem Tempo fort oder kommen die Renditen am langen Ende wieder zurück, so könnte die Zinsstruktur sogar invers werden, das heißt die kurzfristigen Zinsen über dem Niveau der langfristigen Zinsen liegen.

Warum steigen die langfristigen Zinsen nicht?

Die große Frage ist, warum die Zinsen am „langen Ende“ nicht steigen. Ein Grund ist die Annahme, dass die US-Notenbank Fed kurzfristig den Kurs der restriktiven Geldpolitik weitergeht, aber die Wirtschaftspolitik der aktivistischen Trump Regierung langfristig keinen Erfolg verspricht, es also langfristig zu einer Abnahme der Wirtschaftsdynamik kommt.

Ein weiteres Lager geht zwar von stärkerem Wachstum aus, aber erwartet gleichzeitig, dass die Fed es bei der geldpolitischen Straffung wieder einmal übertreibt und die Wirtschaft abwürgt. Dazu wäre es nicht einmal nötig, dass die höheren Zinsen sich auf die Realwirtschaft durchschlagen. Durch die hohen Bewertungen an den Aktien- und Rentenmärkten reicht bereits die Angst vor einem „Fed mistake“, um die Kurse auf Talfahrt zu schicken.

Ein weiterer Grund liegt in der derzeitigen Struktur der Rentenmärkte. Die Eingriffe der Zentralbanken haben die Kräfte der Preisbildung durch Angebot und Nachfrage außer Kraft gesetzt. Nach einer Phase historisch niedriger Zinsen greifen gerade institutionelle Investoren – wie Pensionskassen – jetzt nach jedem Renditestrohhalm. Die zusätzlich noch laufenden Ankaufprogramme einiger Zentralbanken (wie zum Beispiel der Europäischen Zentralbank) führen so zu einem Nachfrageüberhang und drücken die Preise langläufiger Anleihen immer wieder nach unten.

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