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Aktualisiert am 02.04.2020 - 11:08 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Portfoliomanager-Interview „Eine Value-Chance braucht mitunter länger als erwartet, bis sie Blüten treibt“

Wann erwachte Ihr Interesse an der Investmentfondsbranche?

Philippe Brugère-Trélat:
1984, als ich Max Heine, den Gründer von Mutual Series (damals noch Mutual Shares) und Michael Price, den späteren President und Chairman von Mutual Series kennenlernte. Michael Price wurde mir von einem gemeinsamen Freund vorgestellt. Die beiden verwalteten seinerzeit nicht das ganz große Geld, vielleicht rund 500 Millionen US-Dollar, doch sie konnten mit einer glänzenden Erfolgsbilanz und einer eindrucksvollen Reputation aufwarten.

Beide trieb die Neugier. Max Heine war stets auf der Suche nach neuen Blickwinkeln zur Entdeckung von Wert. Zum damaligen Zeitpunkt versuchten sie, in Europa ähnliche Anlagechancen ausfindig zu machen, wie sie sie in den USA aufgetan hatten. Ich suchte sie eines Tages spontan auf. Ich war Franzose, lebte in London, war dort in der City ganz gut vernetzt – und der Rest ist Geschichte.

Was haben Sie von Max Heine und Michael Price gelernt?


Schlicht und einfach alles. Ich lernte, gegen den Trend zu agieren, gründlich zu arbeiten, Geduld zu haben und meine Gefühle zu kontrollieren. Ich habe von ihnen alles über die wertorientierte Kapitalanlage gelernt. Max verstarb leider ein paar Jahre nach meinem Eintritt ins Unternehmen, doch als Michael die Führung übernahm, änderte sich nichts. Ich hatte zwei großartige Lehrer.

Wodurch zeichnet sich Ihr Ansatz als Portfoliomanager aus?

Substanzwert und Stockpicking. Egal ob Value gerade populär ist oder nicht – wir bei Mutual Series machen nichts anderes, und das seit 1949. Damit kennen wir uns aus, das können wir, wie wir glauben, und das praktiziere ich jeden Tag aufs Neue.

Mit Value meine ich, dass wir nach Aktien suchen, die wir beispielsweise aus KGV-Perspektive für billig halten. Gleichzeitig achten wir zum Zeitpunkt der Anlageentscheidung auf Katalysatoren, die diesen Wertabschlag mindern oder eliminieren könnten. Theoretisch ist das ganz einfach, doch in der Praxis ist es manchmal etwas schwieriger.

Sie sollen sich als aktivistischen Investor bezeichnet und geäußert haben, „eine gewisse Offenheit bezüglich eines Portfolios zahlt sich aus“. Was wollten Sie damit sagen?


Meistens unterhalten wir gute Beziehungen zum Management unserer Portfoliounternehmen. Wir investieren nie in ein Unternehmen, dessen Managementteam wir nicht kennen. Sind wir erst investiert, ist die Pflege enger Kontakte zum Management des betreffenden Unternehmens eine maßgebliche Komponente unseres Anlageverfahrens. Als Stockpicker bauen wir ein Portfolio aus den Storys einzelner Unternehmen auf. Kontakte zum Management sind daher der wesentliche Bestandteil unseres Verfahrens.

Die Beziehungen zur Unternehmensspitze sind meist sehr gut, denn die Leute dort wissen, dass wir uns langfristig engagieren. Sie wissen, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben und dass von uns kritische Fragen zu erwarten sind. Gewinnen wir den Eindruck, dass das Management nicht im Interesse der Aktionäre handelt, sprechen wir das offen an und machen deutlich, was unserer Ansicht nach zu tun wäre.

Das kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Etwa durch offene Briefe oder auch durch Kampfabstimmungen. Nicht nur in Nordamerika, sondern, wenngleich seltener, auch in Europa, haben wir uns für bessere Managementqualität und aktionärsfreundlichere Spitzenmanager eingesetzt.