Sachwerte-Kolloquium Von Dinosauriern und jungen Wilden
„Klassentreffen.“ Der Begriff fiel häufig beim ersten „Sachwerte Kolloquium“. Und tatsächlich hatte die von den freien Fachjournalisten Friedrich Andreas Wanschka, Stefan Loipfinger und Markus Gotzi am Flughafen München organisierte Veranstaltung zur Zukunft der geschlossenen AIF und anderer Beteiligungsmodelle etwas von einem ersten Wiedersehen viele Jahre nach dem Schulabschluss. Offenbar hatten manche der rund 120 angemeldeten Teilnehmer länger keinen Kontakt – und sprachen die Veränderungen offen an: „Du bist aber auch grau geworden. Bisschen zugelegt. Weniger Haare.“
Über lange Zeit konstant geblieben ist das Interesse am Geschäft mit Sachwertebeteiligungen. Daher von „alter Welt“ zu sprechen, wie der eine oder andere am Rande des Kolloquiums meinte, trifft jedoch nur teilweise zu. Natürlich haben auch die Dinosaurier der Branche ein Interesse daran, Wege aus der allgemeinen Umsatzkrise zu finden, qualifizierte Produkte für professionelle und private Kapitalanleger unter den Vorschriften der Regulierung zu entwickeln.
Um im Bild des Klassentreffens zu bleiben, mischte sich jedoch eine Reihe von Abiturienten zwischen die Ex-Pennäler. Die Besetzung der Diskussionsrunden mit Anbietern aus dem Crowdfunding wie Exporo, Bergfürst und iFunded belegt, dass die Newcomer den Austausch mit erfahrenen Marktteilnehmern suchen. Und umgekehrt.
Die Neulinge betreten den Markt nicht ohne Grund mit niedrigen Investitionsvolumina.Die BaFin erlaubt die weitgehend unregulierte Crowd-Finanzierung nur in Grenzen bis zu 2,5 Millionen Euro. Mit einem regulierten AIF sind die jungen Unternehmen derzeit noch überfordert. Denn Vertrauen ist der Schlüssel zum erfolgreichen Vertrieb eines geschlossenen Fonds. Darin waren sich Referenten wie Jamestown-Chef Christoph Kahl, Project-Geschäftsführer Wolfgang Dippold und eFonds-Vorstand Alexander Betz mit allen anderen Teilnehmern einig.
Eine hohe Markteintritts-Barriere für Unternehmen mit guten Ideen aber wenig Erfahrung. Welche Bank würde ihnen konkrete Assets vorfinanzieren? Bleibt also nur ein Blind Pool. Und Modelle, bei denen der Initiator erst Eigenkapital einsammelt und anschließend in Immobilien und andere Sachwerte investiert, erfordern einen gewaltigen Vertrauensvorschuss, den sich die Anbieter mit einer guten Leistungsbilanz hart erarbeiten müssen.
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Lernen können die alten Hasen von den Vertriebskonzepten der jungen Wilden. Läuft bei den Crowd-Finanzierern letztlich alles online ab, betritt die Fondsbranche mit der Digitalisierung Neuland. Wobei sie die Chancen des virtuellen Vertriebskanals durchaus begriffen hat. Ebenso wie seine Notwendigkeit.
Die Matadore der Sachwerte-Branche sind offen für Veränderungen und lassen sich dabei gerne von den Modellen der bis vor kurzem noch belächelten Crowd-Anbieter inspirieren. Auch das offenbarte sich deutlich auf dem ersten Sachwerte-Kolloquium: Berührungsängste gibt es nicht. Die Marktteilnehmer wollen sich austauschen, über Generationen und Geschäftsmodelle hinweg. Das zeigen die lebhaften Gespräche auch abseits der offiziellen Diskussionsrunden während der Kaffeepausen. Der Bedarf an einer solchen Veranstaltung hat sich bestätigt. Der Termin für das kommende Klassentreffen steht bereits fest: 21. Februar 2018, wieder am Flughafen München.